Wasserstoff-Offensive in Estland: Infrastruktur nimmt Fahrt auf
Start mit zwei Tankstellen – Bolt-Taxis, Busse und Pilotprojekte im Fokus
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Estland Energiewirtschaft Erneuerbare EnergienBis Ende Sommer 2025 sollen in Tallinn zwei neue Wasserstofftankstellen ihren Betrieb aufnehmen. Die Projekte entstehen in Zusammenarbeit der Unternehmen Alexela und Utilitas und werden durch fünf Millionen Euro staatlicher Förderung unterstützt. Weitere Stationen sind in Pärnu, Tartu und Sauga geplant.
Utilitas hat bereits Ende 2023 mit der Produktion von grünem Wasserstoff begonnen. Ziel ist unter anderem die Versorgung von 30 Wasserstofftaxis des Mobilitätsanbieters Bolt, die mit dem Modell Toyota Mirai unterwegs sind. Die Fahrzeuge sollen perspektivisch auch den öffentlichen Nahverkehr ergänzen. Laut Aivo Lokka, Leiter der Geschäftsanalyse bei Utilitas, umfasst das Projekt neben dem Elektrolyseur auch Anlagen zur Wasserstoffreinigung und -kühlung: „Zum Projekt gehören auch die beiden bereits erwähnten Tankstellen. Die Tankstellenausrüstung ist bereits installiert und wartet auf umfassende Tests.“ Der Verbrauch eines wasserstoffbetriebenen Taxis liegt bei etwa zehn Euro pro 100 Kilometer. Die Flotte soll jährlich rund 40 Tonnen Wasserstoff benötigen, während die Anlage in Vao eine Kapazität von 120 Tonnen pro Jahr erreichen wird.
Laut Alexela-Vertreter Arturs Dianovs sind die Tankstellen nahezu fertiggestellt, die Genehmigungen werden bis Sommer erwartet. Die Infrastruktur ähnelt konventionellen Gastankstellen und soll neben Taxis auch Busse und andere Fahrzeuge versorgen. Die Kommunikation zwischen Fahrzeug und Zapfsäule erfolgt über Infrarot-Düsen.
Weitere Vorhaben in Umsetzung
Estland investiert seit Jahren gezielt in Wasserstofftechnologie. Professor Alan Nidu von der Technischen Universität Tallinn betont die Bedeutung von Pilotprojekten: „Wir stehen vor einer ziemlich schwierigen Entscheidung. Wir wissen nicht wirklich, wie der zukünftige Energiemix aussehen wird. Ich denke, es war eine relativ vernünftige Entscheidung, Pilotprojekte durchzuführen, um die tatsächlichen Kosten zu verstehen.“
Weitere Vorhaben sind bereits angelaufen: Der Hafen von Tallinn erhielt Ende 2023 zehn Millionen Euro für den Aufbau einer Wasserstoffproduktion in Muuga. Eesti Energia plant eine Anlage nahe dem Windpark Purtse sowie neue Tankstellen in Tartu und Sauga. Auch drei Wasserstoffbusse sind vorgesehen. In Paldiski soll Wasserstoff künftig zur Herstellung von Ammoniak genutzt werden. In Narva entsteht ein magnetisches Gerät, das ebenfalls mit Wasserstoff betrieben wird.
Das Interesse reicht über Estland hinaus: Es gab bereits erste Preisanfragen aus Lettland und Finnland. Laut Lokka existieren in Estland bereits Enthusiasten, die wasserstoffbetriebene Fahrzeuge oder Geräte nutzen. Für den Transport stehen spezielle Anhänger zur Verfügung, sodass auch eine überregionale Versorgung möglich ist.