Die steirischen Exportpreissieger
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„Die Insel der Seligen hat ihren Preis“

Neue Bürokratiehürden kommen auf Exportunternehmen zu. Experten warnten beim Exporttag vor Leichtfertigkeit und Überregulierung.

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Aktualisiert am 16.11.2023

Die multiplen Verwerfungen auf den Weltmärkten gehen auch an den steirischen Exportunternehmen nicht spurlos vorüber. Nach Rekordmeldungen aus dem letzten Jahr, wo das Warenexportvolumen um 12,6 Prozent gestiegen war und einen Rekordwert von knapp 29 Milliarden Euro erreicht hatte, zeigt sich in aktuellen Umfragen ein nachdenkliches und zurückhaltendes Gesamtbild.

Zu den geopolitischen und wirtschaftlichen Turbulenzen kommen nämlich auch neue bürokratische Aufgaben auf die Exportwirtschaft zu. So steht eine EU-Berichtspflicht für die gesamten Wertschöpfungsketten von Produkten vor der Tür. Ab 2025 wird sie auch für mittlere Unternehmen gelten. „Der Druck von den großen Betrieben auf ihre kleinen Zulieferer wird steigen, auch wir werden kontrollieren müssen“, warnt Marina Hornasek-Metzl, die beim obersteirischen Technologiekonzern AT&S für Nachhaltigkeitsfragen zuständig ist. Zusammen mit Transformationsexpertin Sabine Ilger und dem Leiter für Internationale Beziehungen bei der Österreichischen Kontrollbank (OeKB), Markus Hoskovec, diskutierte Hornasek-Metzl beim vom Internationalisierungscenter (ICS) organisierten steirischen Exporttag in Graz die Folgewirkungen der neuen Nachhaltigkeitsvorgaben. 

Wettbewerbsnachteil

„Wir müssen in Europa aufpassen, dass wir uns mit unseren Regularien nicht selbst aus dem Markt schießen“, warnt Hoskovec in Hinblick auf die künftige Lieferkettenverordnung. Er leitet daraus einen Wettbewerbsnachteil für heimische Unternehmen ab, „weil sich andere nicht an diese Regeln halten werden“.

Dass damit nur eine Entwicklung der letzten Jahre fortgeschrieben wird, zeigte der Physiker und Philosoph Christian Berg in seiner Keynote auf. So würden die weltweiten CO2-Emissionen seit Jahren stetig zunehmen: „Von Kyoto oder Paris ist da nichts zu merken“, erinnerte er an die Wirkungslosigkeit der letzten großen Klimaschutzabkommen. Wobei es aber regionale Unterschiede gibt: In Europa sei es zu einer Entkoppelung zwischen einem massiven Wirtschaftswachstum und den seit den 1960er-Jahren weitgehend stabil gebliebenen CO2-Emissionen gekommen. „Aber unsere Insel der Seligen hat ihren Preis“, so Berg. Denn in China ist der CO2-Ausstoß mit dem ökonomischen Aufschwung mitgewachsen – „und wird in Form von Billigprodukten wieder nach Europa exportiert“. Hier treiben die Unternehmen indes mit innovativen Lösungen die Nachhaltigkeit voran. So werden im Headquarter des weltweit tätigen AT&S in Leoben täglich 200 Kilo recyceltes Kupfer mit einem Reinheitsgrad von fast hundert Prozent produziert. Andere Unternehmen, die Positivbeispiele der steirischen Innovations- und Exportstärke sind, wurden am Mittwoch mit dem diesjährigen Exportpreis ausgezeichnet (siehe unten).