Marko Bill Schuster
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"Kostenexplosion kann Jobs kosten"

Marko Schuster, neuer Vorsitzender der papierverarbeitenden Industrie (Propak), über Herausforderungen und Chancen der Branche. 

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Aktualisiert am 27.01.2025

Sie stehen an der Spitze der Fachvertretung „Propak“. Wie geht es den steirischen Betrieben in der Branche?

Schuster: Es sind herausfordernde Zeiten. Mit einem Exportanteil von 80 Prozent sind wir stark von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Europa abhängig. Die Produktivität stagniert, die Nachfrage ist gedämpft, der Preisdruck hoch. Der Wettbewerb hat zugenommen und die Unternehmen kämpfen mit massiven Kostensteigerungen bei Personal und Energie. Im Vergleich zum europäischen Ausland sind die Personalkosten bei uns überproportional gestiegen.

Was heißt das für die internationale Wettbewerbsfähigkeit?

Die Personalkosten sind in den letzten Jahren über 20 Prozent gestiegen. Wir brauchen hier dringend ein Umdenken und kreative Ansätze, sonst gehen Arbeitsplätze verloren. Eine Idee wäre, bei Gehaltsanpassungen im oberen Segment nicht mehr die volle Inflation abzugelten und mehr Flexibilität bei Stundenmodellen einzuführen. Auch die Lohnnebenkosten sind viel zu hoch, auch hier sind Lösungen gefragt.

Welche Veränderungen gibt es am Markt und wie reagiert die Branche darauf?

Einerseits wächst der Bereich E-Commerce, was mehr Verpackungen erfordert, andererseits geht diese Entwicklung zu Lasten des Einzelhandels, wo es bereits hocheffiziente Lösungen gibt. Ganz grundsätzlich gibt es im Verpackungsbereich den Trend, Kunststoff durch Papier zu ersetzen.

Ist Nachhaltigkeit in der Branche also eine echte Chance?

Ja, die Transformation zu faserbasierter Verpackung ist für uns natürlich eine positive Entwicklung.  Aber auch hier spielt selbstverständlich die Verteuerung der Energiekosten eine große Rolle. Das Risiko beim E-Commerce ist, dass sich die Kette zusehends auf Produkte aus Asien verlagert, das geht zu Lasten europäischer Produkte – da hängt natürlich auch die Verpackungsindustrie dran.

Wird durch die Digitalisierung der Bedarf an Papierprodukten abnehmen, siehe Laptopklassen und papierloses Büro? 

Es gibt diesen Trend im Schulsystem, in der Verwaltung – das Formularwesen wird durch digitale Lösungen abgelöst. Wir sehen hier einen degressiven Markt, allerdings steigt in anderen Bereichen wie dem Online-Geschäft der Bedarf an Verpackungslösungen.

Wie hoch ist das Innovationspotential in der Branche? 

Unsere Maschinen haben eine hohe Flexibilität, zudem sind unsere Mitarbeiter vielschichtig ausgebildet – insgesamt hat die Branche also ein sehr hohes Innovationspotential. Verpackung lebt ja immer von Veränderung und ist ein wichtiges Marketing-Instrument.