Teil 18/1. Universitäten und Fachhochschulen: Wiegen für Forschergeist und Innovationskraft
Aus einer kirchlichen Hochschule, einer naturwissenschaftlichen Sammlung und einer Montanlehranstalt wuchs ein blühendes Universitäts- ökosystem.
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Fünf Universitäten, zwei Fachhochschulen, zwei Pädagogische Hochschulen: Dieses dichte Netz an akademischen Ausbildungseinrichtungen macht die Steiermark zu einem der bedeutendsten Bildungs- und Wissenschaftsstandorte Österreichs mit insgesamt knapp 64.000 Studierenden. Dieser Status, der die gesamte Region in vielen Facetten prägt, ist das Ergebnis langer historischer Entwicklungen, die fast 500 Jahre zurückreichen. So wurde die Karl-Franzens‑Universität Graz bereits 1585 durch Erzherzog Karl II. gegründet – und ist damit nach Wien die zweitälteste Universität Österreichs. In Zeiten der Gegenreformation sah man in der katholischen Hochschule ein Instrument zur Stärkung des katholischen Glaubens und zur Abwehr protestantischer Einflüsse. Dementsprechend wurde sie zunächst den Jesuiten zur Führung übergeben, nach Aufhebung des Ordens gegen Ende des 18. Jahrhunderts übernahm der Staat.
Es blieb dennoch turbulent: Kaiser Joseph II. degradierte die Universität zunächst zu einem Lyzeum, bevor sie Franz I. 1827 wieder zur Universität machte. Eine vergleichbar gravierende Zäsur in der inneren Struktur gab es erst wieder im Jahr 2004, als die Medizinische Fakultät ausgegliedert und zu einer eigenen Universität wurde. Im Zuge des Ausbaus im 19. Jahrhundert wurde die juristische, staats- und rechtswissenschaftliche Lehre etabliert. Die Universität entwickelte sich zunehmend zu einer umfassenden Hochschule mit mehreren Fakultäten.
Nach außen hin sichtbar wurden die wachsende Bedeutung und der Wandel der Universitäten zur tragenden staatlichen Institution des wissenschaftlichen Fortschritts aber auch durch die Neubauten ab Mitte des 19. Jahrhunderts. Damals wurden sowohl das Haupt- und die Institutsgebäude am Campus der Karl-Franzens-Universität als auch das Hauptgebäude der Technischen Universität in Graz errichtet (die TU war bis dahin im heutigen Universalmuseum Joanneum untergebracht). Sie sind heute im Stadtbild Landmarks der gründerzeitlichen Architektur. Die Zweiteilung war Spiegelbild der gesellschaftlichen Entwicklung, in der die Industrialisierung immer gravierendere Spuren im Arbeitsalltag der Menschen hinterließ.
So wuchs – angetrieben von Industrialisierung, Bergbau und Montanwirtschaft – in der zweiten Hälfte des 18. und insbesondere im 19. Jahrhundert das Bedürfnis nach technischer und naturwissenschaftlicher Bildung. Eine zentrale Rolle spielte dabei das Joanneum. 1811 von Erzherzog Johann als naturwissenschaftliche Sammlung und Bildungsstätte gegründet, entwickelte sich daraus die „Steiermärkische landschaftliche Technische Hochschule am Joanneum zu Graz“. Es war damals die einzige ihrer Art im Süden der Monarchie, entsprechend hoch kletterte der Anteil von Studierenden aus den benachbarten Kronländern.
Da der Staat seinen Einfluss nicht verlieren wollte, übernahm er 1874 die Hochschule. Sie erhielt 1902 das Promotionsrecht. Das Lehrangebot und die Zahl der Fakultäten und Institute wuchs stetig – und damit der Platzbedarf. Bis heute ist man auf drei Standorte (Technikerstraße, Schörgelhof, Inffeld) in der Stadt verteilt. Zur Universität wurde die Hochschule aber erst 1975, der an den Gründer der Technischen Lehranstalt erinnernde Zusatz „Erzherzog Johann“ kam ein Jahr später dazu.
Nobelpreisträger
Im selben Jahr wurde auch aus der Montanistischen Hochschule in Leoben eine Universität. Es war Schlusspunkt einer Entwicklung, die 1840 mit der Gründung der „Steiermärkisch-Ständischen Montanlehranstalt“ in Vordernberg begonnen hatte und nach der Übersiedlung nach Leoben ab 1861 als „Bergakademie“ und ab 1904 als Hochschule fortgeschrieben wurde. Heute gilt die Montanuni, eingebettet in das Umfeld der ehemals verstaatlichten Industrie, als hochspezialisierter Wissens- und Nachwuchskräftepool für die längst privatisierten und am Weltmarkt reüssierenden heimischen Unternehmen in der obersteirischen Mur-Mürz-Furche.
An der Grazer Karl-Franzens-Universität gilt die Zwischenkriegszeit als die bislang glanzvollste Periode. So gingen zwischen 1921 und 1936 Nobelpreise siebenmal an Forscher, die enge Verbindungen zur Uni Graz hatten beziehungsweise sogar hier lehrten – wie unter anderem der Chemiker Fritz Pregl, die Physiker Erwin Schrödinger und Victor Franz Hess oder der Mediziner Otto Loewi. Zudem prägend wirkte Joseph Schumpeter; der renommierte Ökonom war von 1911 bis 1921 Professor in Graz.
Internationalisierung
Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs sowohl die Zahl der Studierenden als auch die Bandbreite der Disziplinen. Zerstörte Infrastruktur musste wieder aufgebaut, Forschung neu etabliert, Studienrichtungen mussten modernisiert werden. So bilden die Universitäten heute das Rückgrat der Grundlagenforschung und sind Dreh- und Angelpunkt einer ganzheitlichen Prozesskette bis hin zur experimentellen Forschung. Neue Hochschulgesetze brachten Reformen, die eine strukturelle Öffnung organisatorische Autonomie, eine stärkere Akademisierung und intensivere Zusammenarbeit mit Wirtschaftspartnern und – durch den Bologna-Prozess – eine Integration in eine europaweit synchronisierte Matrix mit Bachelor- und Masterabschlüssen zur Folge hatten. Dazu kommt eine generelle Internationalisierung der Forschungsaktivitäten und des Lehrangebots.
Die dichte Hochschullandschaft wirkt aber nicht nur bildungs‑ und forschungsseitig, sondern auch volkswirtschaftlich stark: Steirische Hochschulen erzeugen jährlich über 1,5 Milliarden Euro Wertschöpfung, betreiben Investitionen in der Höhe von über 100 Millionen Euro, beschäftigen mehr als 15.000 Mitarbeiter und sichern durch hochschulnahe Gründungen Arbeitsplätze. So sind die Unis zu einem unverzichtbaren Faktor für Wirtschaft, Forschung und Innovation am Standort geworden.
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