Donald Trump tritt vor die Presse
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Die Karten am Weltmarkt werden neu gemischt

Die Ankündigungen und ersten Amtshandlungen von US-Präsident Donald Trump sorgen für Unruhe auf den Weltmärkten. Bekommt die Globalisierung bald neue Spielregeln?

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Aktualisiert am 28.01.2025

Die Freude und Zuversicht wurde durch Bangen und Hoffen abgelöst. Anfang des Jahres freute sich der steirische Außenhandel noch über die zweitbeste Halbjahresbilanz der Geschichte. Der Warenwert des  Exportvolumens betrug in den ersten sechs Monaten 2024 rund 14,5 Milliarden Euro – getragen vor allem von einem satten Plus von 22 Prozent bei den Ausfuhren in die Vereinigten Staaten. Bei einem Detailblick fällt vor allem der Zuwachs im Segment „Maschinen“ von 288 (!) Prozent auf 734 Millionen Euro auf. 

Wenige Tage und eine Angelobung später ist die optimistische Abrechnung einem skeptischen Abwarten gewichen. Nachdem Donald Trump seinen Wahlkampfankündigungen schon kurz nach seiner Inauguration nicht nur weiter verschärfte Ankündigungen, sondern auch gleich erste Maßnahmen folgen ließ, ist nicht nur die steirische Außenwirtschaft, sondern sämtliche Handelspartner der USA beunruhigt. Der starke Mann im Weißen Haus mischt die Karten im Welthandel neu. Kanada und Mexiko droht er mit hohen Strafzöllen – was massive Folgen auf beiden Seiten der Grenze hätte. Denn fast drei Viertel der Exporte aus Kanada und Mexiko gehen in die USA. Laut Berechnungen des Kieler Instituts für Weltwirtschaft würde dadurch das kanadische Bruttoinlandsprodukt um rund 2,8 Prozent zurückgehen, in Mexiko wären es sogar bis zu 4,2 Prozent. Umgekehrt würden die USA unter höheren Kosten für Energieimporte leiden.

Trumps „Blackbox“

Auch für chinesische Produkte drohte Trump erneut mit Zöllen in Höhe von zehn Prozent. Und selbst der Europäischen Union stellte er umgehend die Rute ins Fenster: „Sie behandelt uns sehr, sehr schlecht. Also werden sie mit Zöllen belegt.“ Würde es zu Zöllen von zehn Prozent kommen, würden allein die deutschen Exporte in die USA um zehn bis 15 Prozent einbrechen und die ohnehin stark unter Druck geratene, größte Volkswirtschaft Europas weiter schwächen, warnen die Kieler Wirtschaftsforscher.

Angesichts dieser Ankündigungen, Drohungen und der ersten unterzeichneten Dekrete sprach Wirtschaftsforscher Gabriel Felbermayr zuletzt von einer „Blackbox“. Der Wifo-Chef betont aber, dass höhere Zölle für das exportorientierte Österreich nicht gut wären. Ins selbe Horn bläst Holger Bonin, Chef des Instituts für Höhere Studien (IHS). Importzölle würden ja nicht nur die amerikanischen Konsumenten treffen, sondern auch die Unternehmen, die auf Vorleistungen aus Europa oder anderen Teilen der Welt angewiesen sind. Damit setze sich auch am amerikanischen Markt eine Teuerungsspirale in Gang: Zum einen würden die mit den teureren Materialien in den USA produzierte Waren nämlich kostspieliger und damit schwerer exportierbar. Zum anderen komme es aufgrund der höheren Einfuhrhürden und dadurch erhöhten Nachfrage auch zu einer Verteuerung der heimisch produzierten Waren. „Es zeigt sich also, dass Zölle sogar ihr gewolltes Ziel verfehlen“, heißt es in einer Analyse der Oesterreichischen Nationalbank.

„Flut“ aus China

Der Schaden für die US-Wirtschaft wäre aber jedenfalls ungleich geringer als jener für die europäischen Zulieferer – denen noch von anderer Seite Ungemach droht. Sollte es nämlich tatsächlich zu einem Handelskonflikt zwischen den USA und China kommen, würde die ebenfalls ins Stocken geratene chinesische Wirtschaft nämlich versuchen, die Absatzverluste in den USA in Europa auszugleichen, prognostizieren die Ökonomen unisono.  „Sie werden versuchen,  den europäischen und damit auch österreichischen Markt zu fluten, weil sie ihre Exportwirtschaft ja irgendwo am Laufen halten müssen“, warnt IHS-Chef Bonin gegenüber der „Steirischen Wirtschaft“.

Die Ankündigung Trumps, die Zölle anzuheben, sollte nicht überbewertet werden, beruhigt indes  Wilhelm Peter Hasslacher, Wirtschaftsdelegierter in New York: „Es geht nicht darum, dass man wie das Kaninchen vor der Schlange steht.“ Österreichs Exporte in die USA könnten zwar durchaus zurückgehen, sollten die Zölle tatsächlich eingeführt werden. Allerdings verzeichnete Österreich bei den US-Exporten in den vergangenen Jahren hohe Zuwachsraten. Importen aus den USA in Höhe von 7,9 Milliarden Euro (2023) standen Exporte über 14,7 Milliarden Euro gegenüber. Eventuelle Exportrückgänge würden jedoch durch Produktionen vor Ort substituiert, so Hasslacher. Derzeit sind rund eintausend österreichische Unternehmen in den USA vertreten. „Und rund ein Drittel davon produziert auch in den USA“, so der Wirtschaftsdelegierte. Das Interesse an einem US-Standort sei bereits in den vergangenen Jahren gestiegen.

Was kommt? Was tun? Beim Weltwirtschaftsforum in Davos hat die Präsidentin der EU-Kommission, Ursula von der Leyen, zuletzt vor der Gefahr eines globalen Wettlaufs hin zu einer wirtschaftlichen Abwärtsspirale gewarnt. „Mit zunehmender Konkurrenz werden wir wahrscheinlich weiterhin einen häufigen Einsatz von Wirtschaftsinstrumenten wie Sanktionen, Exportkontrollen und Zöllen erleben.“

„Keine Gewinner“

Ökonomen sehen aber Spielraum für Verhandlungen. „Der Inflationsdruck in den USA ist immer noch massiv. Es gibt gute ökonomische Gründe, dass Trump die Zollpolitik deshalb nicht so hart verhandeln wird“, glaubt Achim Wambach, Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). Es gelte jedenfalls, die Auswirkungen von Gegenmaßnahmen genau zu bedenken, mahnen die heimischen Nationalbank-Analysten. Sollte die EU auf die Erhöhung der US-Zölle mit einer eigenen Erhöhung ihrer Zölle gegenüber Importen aus den USA reagieren, hätte es nämlich in der EU ähnliche Effekten wie für die USA beschrieben.

Kalmierende Worte kommen ausgerechnet aus China. Der stellvertretende chinesische Ministerpräsident Ding Xuexiang plädierte auf dem Weltwirtschaftsforum für ein Festhalten an der Globalisierung und einer multilateralen Weltwirtschaftsordnung. „Handel ist kein Nullsummenspiel“, sagte Ding. „Handelskriege kennen keine Gewinner.“