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Weltkugel mit Rissen
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Die Welt im Umbruch – wie weiter?

Die Weltwirtschaftsordnung wird gerade umgebaut. Krisen, Kriege und Konflikte werden dabei zu Begleitern, warnt Experte Christian Kesberg. Eine Analyse.

Lesedauer: 3 Minuten

Aktualisiert am 21.03.2025

Wer auf der Suche nach einem positiven Zukunftsbild ist, sollte dieser Tage nicht mit Christian Kesberg sprechen. Der ehemalige Wirtschaftsdelegierte und jetzige Berater für Geopolitik und geopolitisches Risikomanagement hat angesichts des aktuellen Zustands der Welt wenig Erbauliches parat. Daraus leitet er im WKO-Podcast „LookAut“ auch ein ernüchterndes Bild der Zukunft  ab. Denn die alte Weltordnung löst sich gerade in atemberaubender Geschwindigkeit auf und wird durch ein zunehmend disruptives, fragmentiertes und instabiles System abgelöst.

US-Präsident Donald Trump lässt regelmäßig Zweifel am Fortbestand des transatlantischen Bündnisses aufkommen. Experten sprechen vom „Ende des Westens“ als konnektives Wertegerüst.Bisher Verbindendes wie Wirtschaftsbeziehungen, Rohstoffe, Migration und Technologie wird  (auch) als Waffe eingesetzt, das liberale Paradigma der Globalisierung ist nicht mehr dominant.

Die These, dass ein starkes und geeintes Europa für die USA nützlich und daher aus ihrer Sicht unterstützenswürdig sei, um deren weltpolitische und wirtschaftliche Vormachtstellung abzusichern, ist Makulatur. „Trump stellt die institutionellen Leitplanken auf eine harte Probe und setzt auf Konfrontation“, sagt Kesberg: „Wir müssen uns auf ein zunehmendes Risiko wirtschaftlicher Störungen und gefährlicher militärischer Zusammenstöße einstellen.“

Es ist aber nicht nur die Trump-Administration, von der Unruhe ausgeht. Auch Japan sei aktuell politisch instabil, Südkorea stecke in einer Staatskrise, Indien als plausibelste Führungsmacht der Entwicklungsländer sei auf nationale Interessen fokussiert und China mit anhaltenden wirtschaftlichen Problemen wie Zollschranken vor ihrem wichtigsten Exportmarkt USA konfrontiert, was zu einem Fluten des europäischen Markts mit chinesichen Gütern führe  – so Kesbergs Diagnose. Andere potenzielle Kräfte seien „Schurkenstaaten“ oder hätten zumindest Defizite bei der demokratischen Legitimität. „Krisen mit globalen Implikationen sind daher vorprogrammiert“, so der Experte. 

Für Europa fällt seine Zustandsbeschreibung nicht besser aus: Deutschland stehe vor komplexen Koalitionsverhandlungen, Frankreich sei durch eine innenpolitische Krise gelähmt, Italien zwar verhältnismäßig stabil, aber zu schwach. Im Gegensatz dazu ortet Kesberg ein Wiedererstarken der Briten als starke Stimme Europas – „obwohl sie nicht einmal mehr in der EU sind“. Skeptisch bleibt Kesberg, was die Aussicht auf eine nachhaltige Friedenslösung für die Ukraine angeht: „Ohne echten Friedensvertrag mit robusten amerikanischen Sicherheitsgarantien beginnt am ersten Tag nach dem Waffenstillstand die Aufrüstung für die nächste Phase der Auseinandersetzung.“

Die regelbasierte Weltordnung bricht demzufolge gerade in sich zusammen. An ihre Stelle tritt ein machtbasiertes Modell, in dem ein Feudalkapitalismus den Ton angibt und Krisen, Kriege und Konflikte zu Dauerbegleitern werden. Angesichts der dichten ökonomischen Verzahnung gibt es keine „Insel der Seligen“ mehr.   „Was vor nicht langer Zeit noch am äußersten Rand des Befürchtungsspektrums lag, wird jetzt zur Wirklichkeit“, fasst Kesberg den Status quo zusammen