Indien
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Ein Land mit schier unendlich vielen Kontrasten

Teil zwei der steirischen Wirtschaftsdelegation in Agra und Delhi: So wollen  heimische Unternehmen in Indien Fuß fassen.

Lesedauer: 2 Minuten

Aktualisiert am 21.03.2024

Wohl kaum ein Land hat mehr mit Umweltproblemen zu kämpfen als Indien. Dicke Luft und verseuchte Flüsse prägen vielerorts den 1,4-Milliarden-Einwohner-Staat. Aber das Bewusstsein dafür steigt, vor allem bei der jungen Generation – was wiederum die Nachfrage nach grünem Know-how befeuert. „Ich war überrascht, ein derart klares Bild zu bekommen“, freut sich Greentech-Cluster-Geschäftsführer Bernhard Puttinger über „viele, höchst konkrete Anfragen“ im Zuge der steirischen Delegationsreise nach Indien. „Es gibt ein großes Interesse, umweltfreundlicher zu produzieren, weil es die Kunden schlichtweg verlangen. Für unsere Betriebe ergeben sich dadurch neue Chancen“, ist Puttinger überzeugt. 

Steirische Firmen sind bereits in Indien erfolgreich
© WKO/ICS Steirische Firmen sind bereits in Indien erfolgreich.

Davon konnte sich die Delegation auch beim Besuch des Agra Waste Water Managements überzeugen, wo unter Mithilfe der Österreichischen Entwicklungsbank gerade 13 Kläranlagen errichtet werden, um die Verschmutzung des Flusses Yamuna – ein Hauptzufluss des Ganges – in den Griff zu bekommen. Indien hier aber auf ein reines Entwicklungsland zu reduzieren, greift zu kurz. Zwei der drei weltgrößten Photovoltaikanlagen sind mittlerweile am Subkontinent beheimatet. Darunter auch der Solarpark Bhadla im Distrikt Jodhpur im Nordwesten Indiens an der Grenze zu Pakistan. Dieser umfasst insgesamt eine Fläche von knapp 57 Quadratkilometern und nimmt mit einer Leistung von 2.245 Megawatt aktuell Platz eins im Ranking der weltgrößten Photovoltaikanlagen ein. 

Gruppenfoto steirische Delegation in Indien
© WKO/ICS Erfolgreiche Delegation nach Indien.

Höchst ambitionierte Pläne hat Indien auch in vielen anderen Hightech-Bereichen, so zum Beispiel in der Raumfahrt. Vergangenen August glückte erstmals eine Mondlandung, heuer soll der erste Vyomanaut (so werden Astronauten in Indien genannt) in die Erdumlaufbahn geschossen werden. 

Weltraumtechnik: Herbert Ritter und Holger Friehmelt
© WKO/ICS Weltraumtechnik: Herbert Ritter und Holger Friehmelt


Von Armut bis Weltall

Spektakuläre Erfolge, die nicht von ungefähr kommen. Die Indian Space Research Organisation (ISRO) befördert schließlich schon seit vielen Jahren Satelliten ins All. Ein Zentrum dafür befindet sich in Bangalore, das sich ebenfalls auf der Besuchsliste der Delegation befand. Auch hier bieten sich Geschäftschancen, wie Günther Lackner von Terma Technologies berichtet: „Wir sind schon seit einiger Zeit am indischen Markt tätig und streben auch im Bereich der Satellitenprüfstände Kooperationen an.“   

Steiermarkabend in der österreichischen Botschaft in Indien
© WKO/ICS Steiermark-Abend in Österreichs Botschaft

Ebenfalls neue Kooperationen strebt die Steiermark im Bereich der Fachkräfterekrutierung an. Denn auch wenn Indien derzeit einen wirtschaftlichen Boom erlebt, allen Jungen einen Job zu bieten ist angesichts der demographischen Struktur und des starken Bevölkerungswachstums schier unmöglich. Dafür bräuchte es nämlich rund eine Million neuer Jobs – pro Monat! Nicht zuletzt deshalb ist das Reservoir an potentiellen Fachkräften riesig. „Indien ist seit kurzem Teil des Erasmus-Programms, das erleichtert den Austausch enorm“, freut sich Udo Traussnigg von der FH Campus 02. Für ihn und auch Martin Payer von der FH Joanneum ist „jetzt der beste Zeitpunkt, um Kooperationen in Indien auszubauen“. Eine wesentliche Voraussetzung dafür sei der Ausbau der englischsprachigen Studienangebote, der in den vergangenen Jahren hierzulande massiv forciert wurde. 

ICS Team Christina Ulrich, Karl Hartleb und Daniela Guss
© WKO/ICS ICS-Team: Christina Ulrich, Karl Hartleb und Daniela Guss (v.l.)

Für Delegationsleiter Herbert Ritter fällt das Resümee nicht zuletzt darum äußerst positiv aus. „Indien ist eine aufstrebende Nation mit unendlich vielen Kontras­ten, die von bitterer Armut bis hin zu Hightech alles bieten. Vor allem ist hier aber eine enorme Aufbruchstimmung spürbar“, so der WKO-Steiermark-Vizepräsident. Aus diesem Grund erstreckt sich das von Christina Ulrich gemanagte Fokusprogramm des Internationalisierungscenters Steiermark (ICS) – wo man auch diese Delegation  wieder hervorragend organisiert hat –  „auf drei Jahre“, wie ICS-Geschäftsführer Karl Hartleb betont.