So wird man sein eigener Chef
Ein Unternehmen gründen? Oder einen Betrieb übernehmen? Wie aus ersten vagen Ideen "echte" Betriebe werden und warum eine Übernahme mehr als eine Alternative ist, wissen Markus Reiter vom WKO-Gründerservice und Katrin Kuss von der Initiative "Follow Me".
Lesedauer: 2 Minuten
Gute Gründe zum Gründen haben jene, die den Schritt in die Selbständigkeit wagen: Und diesen haben im Vorjahr exakt 4.928 Steirerinnen und Steirer gesetzt – der dritthöchste Wert aller Zeiten. Auch die schwierige Wirtschaftslage hat sie nicht davon abgehalten, ihre Pläne umzusetzen. Der erste Schritt zum eigenen Unternehmen führt vielfach ins WKO-Gründerservice, wo Experten den Unternehmern in spe unter die Arme greifen. Was die zentralen Schritte auf dem Weg zum eigenen Betrieb sind, weiß Gründerservice-Leiter Markus Reiter.
- Erste Überlegungen: Der Startschuss fällt oft mit einer zündenden Idee. Gründer erkennen Trends oft frühzeitig – und fragen sich dann: Gibt es auch einen Markt zur Umsetzung dieser Ideen? An welchen Schrauben lässt sich drehen, um das Produkt oder die Dienstleistung weiter zu optimieren? Und welche Alternativen gäbe es, um das Rad nicht neu erfinden zu müssen? Die Optionen reichen von der Nachfolge (siehe rechts) bis zum Franchising.
- Planung: In dieser Phase stellen sich abseits vom Businessplan viele Fragen – etwa zu Kapitalbedarf und Finanzierung, Förderungen und Sozialversicherung. Zudem sind weitreichende Entscheidungen zu treffen: Sie reichen von der Standortwahl bis zur richtigen Rechtsform. Eine Beratung im Gründerservice schafft Klarheit.
- Durchstarten: Jetzt geht es an die Umsetzung: Mit der Gewerbeanmeldung lösen künftige Unternehmer den Schein für die Selbständigkeit – mit allem, was dazugehört: Eintrag ins Firmenbuch, Sozialversicherung und Finanzamt.
- Netzwerk ausbauen: Nach der Gründung ist es wichtig, sein Netzwerk zu pflegen und zu erweitern. Diverse Plattformen der WKO – von Frau in der Wirtschaft über die Junge Wirtschaft bis zu regionalen Netzwerken – sind dabei behilflich.
- Zweites Standbein: „Zur Zeit wird die Gründungsdynamik stark von den nebenberuflichen Gründern getrieben“, sagt Reiter. Was alle Gründer eint: Sie machen aus einer Leidenschaft ein Business. Der steirische Gründer ist im Schnitt 36,2 Jahre alt, mehr Flexibilität ist das häufigste Motiv.
Der Trend, nebenberuflich zu gründen, hält an. Viele setzen auf die Zuverdienstaussichten und das zweite Standbein als Backup-Lösung.
Markus Reiter
Leiter des WKO-Gründerservice
Es sind eindrückliche Zahlen: Bis 2029 stehen in der Steiermark mehr als 6.000 Betriebe zur Übergabe an – und daran hängen 80.000 Jobs. Immer häufiger werden Betriebe von Dritten weitergeführt. „Dieser Trend zu externen Übergaben wird sich in Zukunft noch verstärken“, so „Follow me“-Verantwortliche Katrin Kuss. Die zentralen Gründe dafür.
- Eingespieltes Team, etablierter Kundenstock: Statt bei null zu starten, können sich Nachfolger ins gemachte Nest setzen. Eine Nachfolge bietet einen einfacheren Start ins Unternehmertum, da der Betrieb bereits am Markt etabliert ist und auf ein eingespieltes Team sowie einen Kundenstamm zurückgreifen kann.
- Erfolgreiche Nachfolger: Laut einer Studie der KMU Forschung Austria verzeichneten 61 Prozent der übernommenen Betriebe seit der Übernahme ein Umsatzplus. Zudem blieb die Beschäftigungslage bei der Hälfte stabil, 36 Prozent der Nachfolger stellten sogar zusätzliches Personal ein.
- Großes Potential ausschöpfen: Nur knapp die Hälfte aller österreichischen Betriebe wird innerhalb der Familie übergeben. Für Jungunternehmer bieten sich dadurch enorme Chancen. Einen Überblick bietet www.nachfolgeboerse.at
- Tradition mit Innovation verbinden: Bewährtes mit Neuem zu verknüpfen, ist ein vielversprechender Weg. Geschickte Nachfolger erkennen die Stärke der Tradition, bringen neue Konzepte ein und entwickeln so etablierte Geschäftsmodelle weiter.
- Professionelle Unterstützung: Die WKO Steiermark bietet umfassende Beratung sowie einen Marktplatz für die Unternehmenssuche an. Zudem unterstützt sie bei der Planung und Umsetzung in rechtlicher, betriebswirtschaftlicher, steuerlicher und technischer Sicht. Nachfolgeideen kann man mit einer eigenen Businessplan-Initiative auch auf die Zukunftstauglichkeit prüfen lassen.
Bis Ende Mai ist es übrigens noch möglich, seinen Lieblingsnachfolgebetrieb für den „Followme-Award“ zu nominieren.
Jetzt anmelden zum Follow-me-Seminar am 20. Mai von 16 bis 18 Uhr. Inhaltlich geht es darum, wie man die Nachfolgeplanung optimal meistert.
Katrin Kuss
Leiterin der WKO-Initiative "Follow Me"