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Peter Voithofer und Gerhard Wohlmuth sitzen hinter einer Tisch und sprechen zu den Journalisten bei der Pressekonferenz zur Halbjahresbilanz
© Foto Fischer

Steirischer Handel erwirtschaftet im ersten Halbjahr 17,9 Milliarden Euro Umsatz

Der Großhandel ist weiterhin im Krisenmodus, in der Kfz-Wirtschaft hält der Aufwärtstrend hingegen noch immer an. Große Unterschiede zeigen sich im Einzelhandel. Die Umsatzentwicklung reicht dabei von +11,0 Prozent im Uhren- und Schmuckhandel bis zu -6,8 Prozent im Spiele- und Sporthandel.

Lesedauer: 4 Minuten

Aktualisiert am 26.08.2025

Die Inflation zieht wieder an. Nach 2,9 Prozent im Jahresdurchschnitt 2024 steigt der Verbraucherpreisindex im ersten Halbjahr 2025 wieder auf 3,1 Prozent an und liegt damit auch über dem Durchschnitt des Euro-Raums. Für das Gesamtjahr rechnet das WIFO aber erneut mit einem Rückgang der Inflationsrate auf 2,9 Prozent. Hohe Preissteigerungen bei Energie (8,1 Prozent) heizen die Inflation an.  Die Preiserhöhungen im Handel wirken hingegen mit +1,4 Prozent weiter inflationsdämpfend. Unterm Strich konnte der steirische Handel von Jänner bis Juni einen Netto-Umsatz in der Höhe von 17,9 Milliarden Euro erwirtschaften. „Nominell stellt das ein Plus von rund 40 Millionen Euro bzw. 1,9 Prozent dar. Unter Berücksichtigung der Preisentwicklung bilanzieren die steirischen Handelsunternehmen real wieder über dem Vorjahresniveau mit einem Plus von 0,5 Prozent“, berichtet Peter Voithofer vom Institut für Österreichs Wirtschaft.

Die Einzelhandelskonjunktur in der Steiermark zeigt einen deutlichen Aufwärtstrend. Die Umsatzsteigerung im ersten Halbjahr 2025 übertrifft mit nominell +3,1 Prozent die Wachstumsrate im Gesamtjahr 2024 mit einem Plus von 1,8 Prozent deutlich. Festzuhalten sei aber, dass die Konjunkturentwicklung in den verschiedenen Handelsbranchen stets unterschiedlich verlaufe. Sie reicht von einem nominellen Umsatzzuwachs von +11,0 Prozent im Uhren- und Schmuckhandel bis hin zu einem nominellen Rückgang von -6,8 Prozent in den Branchengruppe Spiel und Sport. Umsatzzuwächse in den ersten sechs Monaten des Jahres verzeichnete daneben der Blumenhandel (+8,7 Prozent), die Drogerien und Apotheken (+7,4 Prozent), die Branchengruppe Elektro/Möbel/Heimwerkerbedarf (+7,3 Prozent) sowie Textilien/Bekleidung/Schuhe (+4,7 Prozent). Positiv bilanziert in der ersten Jahreshälfte auch der Lebensmitteleinzelhandel (+1,5 Prozent). Ein nominelles Minus musste hingegen auch die Einzelhandelsbranche Zeitungen/Bücher (-4,5 Prozent) hinnehmen.

Peter Voithofer und Gerhard Wohlmuth
© Foto Fischer Peter Voithofer vom Institut für Österreichs Wirtschaft und Spartenobmann Gerhard Wohlmuth (v.l.)

Große Unterschiede gibt es auch in der Preisentwicklung. Während die Preise insbesondere im Uhren- und Schmuckhandel (+8,9 %), im Einzelhandel mit Zeitschriften/Büchern (+5,0 %) und bei Drogerien/Apotheken (+4,0 %) stärker als die allgemeine Inflationsrate (+3,1 %) ansteigen, sinken diese in den jeweiligen Kernsortimenten der Branchengruppen Elektro/Möbel/Bau- und Heimwerkerbedarf (-1,7 %) sowie Bekleidung/Schuhe (-0,8 %).

Die reale (preisbereinigte) Konjunkturentwicklung zeigt ebenfalls eine sehr hohe Bandbreite. Aufgrund nomineller Umsatzzuwächse und sinkender Preise im Einzelhandelsranking verzeichnet die Einzelhandelsbranchengruppe Elektro/Möbel/Heimwerkerbedarf das höchste preisbereinigte Konjunkturwachstum (+9,0 Prozent). Steigerungen des Absatzvolumens erzielten aber auch der Blumenhandel, die Bereiche Textilien/Bekleidung/Schuhe, Drogerien/Apotheken sowie der Uhren- und Schmuckhandel. Der Lebensmitteleinzelhandel bilanziert hingegen real negativ (-1,5 Prozent und auch die Einzelhandelsbranchen Spiel/Sport (-7,6 Prozent) und Zeitungen/Bücher (-9,5 Prozent) können das Vorjahresniveau real (preisbereinigt) nicht erreichen. 

Arbeitslosigkeit steigt, Zahl der Jobs sinkt

Das wirkt sich auch auf den Arbeitsmarkt aus. Hier reichen die Beschäftigungszuwächse von 1,2 Prozent in der Kfz-Wirtschaft nicht aus, um den Rückgang im Einzelhandel (-1,3 Prozent) und im Großhandel (-4,9 Prozent) auszugleichen. Insgesamt sinkt die Zahl der Beschäftigten im steirischen Handel damit auf 72.070 (-2,0 Prozent) – im Vorjahr waren es noch 73.522. „Das Beschäftigungswachstum der Post-Pandemiezeit hat schon 2023 ein Ende gefunden – und leider setzt sich dieser Trend noch immer fort“, weiß Spartenobmann Gerhard Wohlmuth. Aus dem Einzelhandel gab es im ersten Halbjahr vom Uhren- und Schmuckhandel (+3,9 Prozent), vom Blumenhandel (+2,9 Prozent), vom Lebensmittelhandel (+1,0 Prozent) sowie vom Handel mit elektrischen Geräten, Möbeln und Heimwerkerbedarf (+0,9 Prozent) positive Nachrichten. Das deutlichste Beschäftigungs-Minus verzeichnete hingegen mit 4,8 Prozent der Zeitschriften- und Buchhandel, dicht gefolgt vom Textil- und Schuhhandel (-3,7 Prozent).

Die Zahl der Arbeitslosen in der Steiermark stieg entsprechend an – um insgesamt 12,9 Prozent auf 5.081 Personen. Gleichzeitig bleibt aber auch die Zahl der offenen Stellen weiterhin hoch: „Aber: „1.546 Jobs konnten von Jänner bis Juni im steirischen Handel nicht besetzt werden“, betont Voithofer. Das ist zwar ein deutlicher Rückgang im Jahresvergleich (um 358 Stellen bzw. 18,9 Prozent), sei aber laut Spartenobmann Gerhard Wohlmuth auch ein klarer Auftrag an die Politik: „Wir brauchen deutlich mehr Leistungsanreize, Arbeit muss sich für die Menschen wieder mehr lohnen!“