Wie der Schulstart auf die Wirtschaft wirkt
Rund 105 Euro wollen die Steirer im Schnitt zum Schulstart ausgeben – die Demografie macht dem Handel aber zu schaffen.
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Für viele Kinder steigt die Vorfreude, bei anderen die Sorge – wohl bei allen aber die Nervosität. Das Schuljahr 2024/2025 steht unmittelbar bevor. Für insgesamt 12.646 (inklusive Vorschulstufe) Kinder in der Steiermark zum ersten Mal – für sie beginnt damit der sogenannte „Ernst des Lebens“.
Fest steht, dass die Schule, gerade für ein Innovationsland wie Österreich, sowohl gesellschaftlich als auch wirtschaftlich einen besonderen Stellenwert einnimmt. Nicht nur, um den Grundstein für die Fachkräfte von morgen zu legen (siehe Seiten 4-5). Immerhin rechnet man im österreichischen Handel durch den Schulstart mit Mehreinnahmen von 220 Millionen Euro, so eine aktuelle Analyse des Marktforschungsinstituts Mindtake im Auftrag des Handelsverbands. Im Schnitt planen die Österreicher für den heurigen Schulstart 97 Euro auszugeben – den Bundesländervergleich führen die Steiermark und Kärnten mit 105 Euro an.
Besonders profitiert der Papier- und Schreibwarenhandel, wie Michael Bernd Wilhelm, Obmann des Landesgremiums in der WKO Steiermark, bestätigt: „August und September sind, mit der Weihnachtszeit, sicher die wichtigsten für unsere Branche.“ Man spüre aber doch einen leichten Rückgang – bedingt durch die Konkurrenz großer Ketten, die Digitalisierung und auch durch den demografischen Wandel. Das kann Franz Rattenegger, Obmann des steirischen Handels mit Mode und Freizeitartikeln, bestätigen: „Der Bedarf an Kleidung, Schuhen oder auch Rucksäcken ist zu Schulbeginn weiter stark da. Aber: Wir sind natürlich von den Geburtenraten abhängig.“ Ein Blick auf die Zahlen bestätigt den Rückgang: Vor 50 Jahren, im Schuljahr 1974/75 wurden in der Steiermark 21.912 Schulstarter verzeichnet – also fast 10.000 mehr als heute. Ein Hoffnungsschimmer: Der Trend zeigt wieder nach oben – heuer verzeichnet man den höchsten Wert seit Mitte der 2000er. So wurden im Jahr 2006/2007 etwa nur 11.875 (inkl. Vorschule) Kinder eingeschult, im Vorjahr waren es 12.509.
Der Handel erhofft sich nach einem durchwachsenen ersten Halbjahr (siehe Seite 18) jedenfalls einen Schulstart-Boost. Die Trends? „Vor allem bei jüngeren Schülern klar Funktionskleidung“, so Rattenegger. Wilhelm wiederum sieht ein erstarkendes Interesse an nachhaltigen Produkten. Und: „Den Menschen wird regionale Herstellung immer wichtiger.“
Genau dafür steht die Marke Jolly – seit 1925 werden die beliebten Buntstifte in Graz produziert, rund 35 Millionen laufen im Werk mit seinen 40 Mitarbeitern jährlich vom Band. Aktuelle Entwicklungen wie die Digitalisierung hinterlassen aber ihre Spuren: „In der 1. und 2. Klasse wird noch viel geübt, darüber hinaus hat der Gebrauch abgenommen. Insgesamt wird der Zyklus, in dem Kinder Stifte verwenden, kürzer“, erklärt Walter Rabitsch, Leiter der Grazer Jolly-Fabrik. Und doch herrscht Zuversicht: „Wir haben es geschafft, mehr Richtung Kindergarten vorzurücken. Da werden Stifte bleiben, weil sie auch für die Motorik wichtig sind“, so Rabitsch.
220 Millionen Euro Mehreinnahmen spült der Schulstart laut Studie in den Handel. Papier/Schreibwaren und Modehandel profitieren am meisten.
35 Millionen Buntstifte laufen im Jolly-Werk in Graz jedes Jahr vom Band. Im Schulbereich exportiert der Betrieb in 15 Länder.