Wo die Sicherheit Chancen bietet
Bewaffnete Konflikte, hybride Bedrohungen, gezielte Cyberangriffe: Steirische Zulieferer strecken ihre Fühler weit zur Rüstungsindustrie aus.
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Die geopolitischen Herausforderungen sind immens: Seit mehr als dreieinhalb Jahren dauert der russische Angriffskrieg in der Ukraine nun schon – und ein Ende ist nicht in Sicht. Dazu kommen weitere Bedrohungsszenarien – Cyberattacken, zuletzt auch Drohnenflüge –, die die EU ihre Verteidigungsausgaben auf bis zu 800 Milliarden Euro buchstäblich aufrüsten lassen.
Auch beim Mobilitätscluster ACStyria hat man die Zeichen der Zeit erkannt und mit „Security & Defense“ ein neues Geschäftsfeld eröffnet. Rund 130 Teilnehmer vernetzten sich kürzlich bei einer solchen Veranstaltung in Kapfenberg mit internationalen Unternehmen, um im Bereich Rüstung und Verteidigung Fuß zu fassen. Die Nachfrage sei groß, sagte Geschäftsführerin Christa Zengerer: „Es gibt riesige Chancen und es ist auch viel Geld im Umlauf.“ Wenig erstaunlich also, dass immer mehr Betriebe an diesem Kuchen – im Rahmen der ethisch vertretbaren Wege – mitnaschen möchten. Gerade für steirische Zulieferbetriebe aus der Industrie und dem Gewerbe entsteht damit ein neues Wachstumsfeld.
Es gibt riesige Chancen und es ist auch viel Geld im Umlauf.

Christa Zengerer
ACstyria Mobilitätscluster, Geschäftsführerin
So bereitet das 700-köpfige Team der Maschinenfabrik Liezen (MFL) derzeit den Serienanlauf eines Großauftrags vor. Noch heuer startet die Produktion von Turmgehäusen für den Kampfpanzer „Leopard 2“. Darüber hinaus bietet das Unternehmen ein breites sicherheitsrelevantes Portfolio – von Gehäusen für Geschütztürme und Panzerwannen bis zu weiteren Gussteilen. Geschäftsführer Herbert Decker möchte weitere Aufträge aus diesem Bereich an Land ziehen, „das Portfolio soll aber ausgeglichen bleiben“, betonte er.
Es gibt nichts Ethischeres als unser Land und unsere Demokratie zu beschützen.

Herbert Decker
MFL, CEO
Auch bei Pankl Racing in Kapfenberg plant man einen massiven Ausbau im Defense-Bereich, wie CEO Wolfgang Plasser erklärte: „Aktuell machen wir mit 20 Millionen rund fünf Prozent des Umsatzes in diesem Bereich, bis Ende des Jahrzehnts soll der Anteil auf 100 Millionen Euro steigen.“ Seit 1994 ist das Unternehmen im Bereich Luftfahrt tätig – zunächst hat man für den Helikopterbau geliefert und indirekt auch für die Verteidigungs- und Rüstungsindustrie.
Auch AT&S hat kürzlich den Einstieg in den Bereich Defense bekannt gegeben. „Wir wurden bereits von Kunden angesprochen und werden nun proaktiv auf Neukunden zugehen“, so AT&S-CEO Michael Mertin. Derzeit werden die Produktionsstätten am Standort Leoben gezielt auf die neuen Anforderungen vorbereitet. Mittelfristig rechnet man bei AT&S mit einem Jahresumsatz im mittleren zweistelligen Millionenbereich.
Der Defense-Markt bietet langfristige Marktpotenziale und eine stabile Nachfrage.

Michael Winkelbauer
Winkelbauer, CEO
Die Expertise im Umgang mit Panzerstahl öffnet nun auch dem oststeirischen Unternehmen Winkelbauer die Türen in die Verteidigungsindustrie: Erste Produkte sind bereits ausgeliefert, darunter etwa schusssichere Einhausungen für sicherheitskritische Infrastruktur. „Wir sehen es als unsere Pflicht, technologisches Know-how dort einzubringen, wo es um den Schutz von Menschen, Infrastrukturen und Einsatzkräften geht“, so CEO Michael Winkelbauer.
Nicht zuletzt liefern auch die Ilzer Druckpioniere M&H der Verteidigungsindustrie zu. Das Unternehmen hat sich auf Metallteile aus dem 3D-Drucker spezialisiert. „In der Verteidigungsindustrie entstehen neue Bedarfe an hochpräzisen, leichten und extrem belastbaren Bauteilen. Additive Fertigung kann genau diese Lücke schließen“, so Geschäftsführer Patrick Herzig.