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Bildungsconsulting
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Trends und Impulse für die Personalarbeit

Mit den Schwerpunkten digitale Personaldiagnostik, Sinn- und Sinnstiftung, Employer Branding, resilientes Leadership, Wiedereinstieg für Frauen und konkrete KI-Anwendungen lieferte das zweite People & Culture HR Forum praxisnahe Impulse für moderne Personalarbeit. Die Teilnehmer:innen erfuhren, wie sie Talente gewinnen, entwickeln und langfristig binden können.

Lesedauer: 6 Minuten

Aktualisiert am 25.09.2025

Im September fand in Innsbruck eine hochkarätige Kooperationsveranstaltung der Lebensraum Tirol Gruppe, der WK Tirol, des AMS Tirol sowie der Industriellenvereinigung Tirol im Bereich Personalarbeit statt. Die Themenblöcke des People & Culture HR-Forums reichten von digitaler Personaldiagnostik über Feedbackprozesse für das Employer Branding und resilientes Leadership bis hin zum Wiedereinstieg für Frauen und der interaktiven Anwendung von KI-Lösungen. Das Forum bietet Führungskräften, HR Verantwortlichen und Innovationsdenkern die Gelegenheit, um die drängendsten Herausforderungen der modernen Personalarbeit zu diskutieren, Best Practices auszutauschen und neue Impulse für ihre Unternehmen zu gewinnen.

Mit seinem ausgewogenen Mix aus inspirierenden Impulsvorträgen und interaktiven Sessions setzt das HR Forum einen klaren Schwerpunkt auf den Erfahrungsaustausch unter Praktiker:innen. Wer an realen Erfolgsbeispielen interessiert ist, kann sich über bewährte Modelle zum Wiedereinstieg von Frauen informieren, die nicht nur Quoten erfüllen, sondern echte Karrieren möglich machen. Führungskräfte erhalten praxistaugliche Werkzeuge für einen achtsamen Führungsstil, der Resilienz und Teamzusammenhalt fördert, und gewinnen Einblicke, wie sie mentale Gesundheit als festen Bestandteil ihrer Führungsaufgaben verankern.

Gleichzeitig bietet die Veranstaltung eine Plattform, um konkrete technologische Entwicklungen kennenzulernen: KI Tools zur Vorauswahl, automatisierte Analysen von Bewerbungsunterlagen und Chatbots im Onboarding werden nicht nur theoretisch vorgestellt, sondern in Live-Demonstrationen erlebbar. Expert:innen präsentieren darüber hinaus Lösungen für digitale Personaldiagnostik, moderne Schulungsplattformen und Unterstützungsangebote für Employer Branding Projekte. Abgerundet wird der Tag durch gut getimte Netzwerkpausen, in denen Teilnehmer:innen wertvolle Kontakte knüpfen und Kooperationen anstoßen können.

Das Forum bot die ideale Gelegenheit, um HR Strategien zu hinterfragen, innovative Tools live auszuprobieren und sich mit Kolleg:innen über bewährte wie zukunftsweisende Ansätze auszutauschen. Das People & Culture HR Forum Tirol 2025 versteht sich als lebendige Plattform, die weit über den Kongresstag hinauswirkt – für nachhaltige Veränderungen in der Personalarbeit und ein starkes, resilient aufgestelltes Tiroler Arbeitsumfeld.

Auf die wesentlichen Dinge konzentrieren

Christoph Reimer, Business Analyst & Project Management in der Abteilung HR-Systeme & Digitalisierung im Personalmanagement der Österreichischen Post AG, erklärt, was KI im Personalmanagement leisten kann – und wo die Grenzen liegen.  

Menschen werden mit KI produktiver sein als ohne und vor allem einfache Routineaufgaben durch KI erledigen lassen.



KI ist ja in aller Munde. Ist die neue Technologie inzwischen mehr als ein Hype und welche konkreten Aufgaben können mit ihrer Hilfe im HR-Alltag erledigt werden? Und umgekehrt gefragt: Für welche Bereiche im HR-Management ist der Einsatz von KI nicht geeignet?

KI ist nicht nur ein Hype, sondern ein zusätzliches Werkzeug, das die Arbeitsweise nachhaltig verändern wird. Ähnlich wie einst ein Rechenschieber, Taschenrechner oder MS Excel. Menschen werden mit KI produktiver sein als ohne und vor allem einfache Routineaufgaben durch KI erledigen lassen. KI ist aber auch in der Lage, schwierige Aufgaben zu erledigen. Von Datenanalysen und Forecasts bis hin zur Automatisierung von Prozessen ist alles möglich. Im HR kann KI den gesamten HR-Life-Cycle unterstützen – vom Jobinserat oder der Vorselektion von Bewerber:innen bis zum Onboarding und der Beantwortung HR-typischer Fragen. Die Grenzen von KI liegen dort, wo die Datenqualität nicht ausreichend ist oder rechtliche Rahmenbedingungen, wie Datenschutz, DSGVO, Mitwirkungsrechte des Betriebsrates oder der EU AI Act zu berücksichtigen sind.

Welche Anwendungsfelder erleben Sie derzeit als besonders relevant oder vielversprechend?

Die bekannteste KI-Applikation ist aktuell wohl ChatGPT und die häufigste Anwendung ist die Chatfunktion, um der KI Fragen zu stellen oder Texte zu erstellen. Darüber hinaus gibt es mittlerweile aber viele andere Anwendungsfelder – von der Erstellung von Bildern und Videos bis hin zu sogenannten Agents, die themenbezogene Aufgaben erledigen können. KI bietet aber auch die Möglichkeit spezifische Schulungsvideos zu erstellen und diese in verschiedene Sprachen zu übersetzen. KI kann auch dabei helfen Vorstellungsgespräche vorzubereiten oder Dienstpläne zu erstellen – die Möglichkeiten sind schier unendlich.

In Ihrer Session geht es auch darum, KI-Tools ganz praktisch zu testen. Worauf achten Sie dabei besonders – und welche Erkenntnisse können die Teilnehmer:innen erwarten?

Die Teilnehmer:innen werden einen Einblick in richtiges Prompten – also wie gebe ich der KI korrekte Anweisungen – erhalten, aber auch konkrete Praxisbeispiele erleben. Es gibt neben ChatGPT tolle andere textbasierte KI-Lösungen wie Microsofts Copilot, Claude und Perplexity – aber auch Gan.ai zur Erstellung von personalisierten Videos. Die Teilnehmenden werden aber auch lernen, KI kritisch zu betrachten und Risiken zu erkennen.

Inwiefern verändert KI den Recruiting-Prozess – etwa bei der Erstellung von Stellenanzeigen oder der Bewerbervor-auswahl? Wo sehen Sie hier den größten Nutzen?

Der größte Vorteil liegt sicher darin, Ressourcen zu sparen und sich auf die wirklich wesentlichen Dinge zu konzentrieren – auf die Menschen. KI kann das Stelleninserat automatisiert erstellen, dabei helfen passende Fragen für die Bewerber:innen zu finden und Lebensläufe zu analysieren. Dadurch bleibt mehr Zeit für die Interaktion mit den Bewerbenden und das Recruiting-Team wird entlastet, um sich genau diesen wichtigen Themen zu widmen. Die automatisierte Bewerberauswahl ist durchaus kritisch zu sehen – sowohl aus ethischer, moralischer und rechtlicher Sicht.  

Wie können Betriebe in ihrer Arbeit diesen Herausforderungen begegnen?

Eines muss klar sein – die KI ist nicht „intelligent“, sondern sie „rechnet“ – das wird häufig vergessen. Umso wichtiger ist es, die Ergebnisse der KI kritisch zu hinterfragen. Diesen Herausforderungen können Betriebe mit Aufklärung, Schulungen und klaren Regelungen begegnen. Beispielsweise mit Erklärvideos, Prompting-Workshops und FAQs. Idealerweise sind Betriebsrat, Personalmanagement und Rechtsabteilung aktiv an dem KI-Rollout beteiligt. Wie bei jedem größeren Technologie-Projekt gilt: Das ist ein Change-Projekt. KI braucht klare Rahmenbedingungen und ein geschütztes, exploratives Umfeld, in dem Mitarbeitende die Technologie ausprobieren können.

Schein vom Sein trennen

Der Leiter des WK-Bildungsconsultings, Wolfgang Sparer, erklärt, warum der verstärkte Einsatz von KI Unternehmen vor neue Herausforderungen stellt und wie Personaldiagnostik helfen kann, hinter die perfekte Fassade zu blicken und die tatsächliche Qualifikation von Bewerber:innen zu erkennen.

Für Unternehmen wird es deutlich schwieriger, zwischen echter Qualifikation und KI-gestützter Selbstdarstellung zu unterscheiden.



Für welche Bereiche nutzen Bewerber:
innen verstärkt die KI?

Die meisten setzen KI derzeit vor allem bei der Erstellung von Lebensläufen und Anschreiben ein. Mit Tools wie ChatGPT oder speziellen Bewerbungsassistenten können innerhalb weniger Minuten professionell formulierte Dokumente entstehen, die genau auf eine Stellenausschreibung zugeschnitten sind. Das spart enorm viel Zeit – Bewerber:innen können ihre Unterlagen schnell anpassen, Schlüsselwörter gezielt einbauen und so die Chancen erhöhen, von automatisierten Bewerbungsfiltern erfasst zu werden. Manche nutzen KI sogar, um bestimmte Soft Skills oder Erfahrungen im besten Licht darzustellen – nicht immer, ohne dabei zu übertreiben.

Was bedeutet das für die Unternehmen?

Für Unternehmen wird es deutlich schwieriger, zwischen echter Qualifikation und KI-gestützter Selbstdarstellung zu unterscheiden. Bewerbungen wirken heute oft sehr professionell – aber eben auch glatt und austauschbar. Recruiter:innen müssen mehr Zeit investieren, um generische Formulierungen, fehlende individuelle Bezüge oder gar falsche Angaben zu erkennen. Zudem führt die einfache Erstellung zu einer Flut an Bewerbungen, von denen viele oberflächlich passen, aber inhaltlich wenig Tiefe haben. Das bindet Ressourcen und birgt das Risiko von Fehlentscheidungen. Studien zeigen, dass über 90 % der Personalverantwortlichen KI-Manipulationen als große Herausforderung sehen.

Ist die Personal- und Eignungsdiagnostik eine Antwort auf diese Herausforderungen?

Absolut. Wenn Bewerbungsunterlagen immer ähnlicher werden, muss die Personalauswahl stärker auf objektive, valide Kriterien setzen. Eignungsdiagnostik bietet genau das: wissenschaftlich fundierte Verfahren, die kognitive Fähigkeiten, Persönlichkeitsmerkmale, Motivation und Arbeitshaltung messen. Damit können Unternehmen unabhängig von sprachlicher Brillanz oder optischer Aufbereitung der Unterlagen einschätzen, ob eine Person wirklich zur Stelle passt. Das erhöht die Objektivität, minimiert Fehlbesetzungen und macht den Auswahlprozess für beide Seiten transparenter.

Wie hilft Diagnostik konkret gegen KI-optimierte Bewerbungen?

KI kann im Text ein glänzendes Bild zeichnen – aber keine reale Leistung im Test erbringen. Mit Arbeitsproben, kognitiven Tests und validierten Persönlichkeitsverfahren lässt sich sehr schnell feststellen, ob hinter der Bewerbung auch die entsprechenden Fähigkeiten stecken. Motivation und Soft Skills werden dabei genauso erfasst wie fachliche Kompetenzen. Während KI-generierte Anschreiben kaum Rückschlüsse auf die Person zulassen, liefert Diagnostik ein umfassendes, vergleichbares Bild der Eignung. Kurz gesagt: Sie trennt Schein von Sein – und genau das brauchen die heimischen Betriebe, wenn sie in Zeiten perfekter KI-Bewerbungen die besten Talente finden wollen. Das Bildungsconsulting stellt für die heimischen Betriebe mit DIAGON
Personaldiagnostik online für jede Betriebsgröße und jede Branche zur Verfügung.


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