
Wettbewerbsfähigkeitskompass: Die Richtung stimmt!
„Der Fokus auf die Wirtschaft ist die Voraussetzung, dass Europa im internationalen Wettbewerb im Spiel bleibt und die Deindustrialisierung gestoppt wird.“
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Bürokratie und Wettbewerbsfähigkeit – das sind die großen Herausforderungen für die heimischen Betriebe. In unserem aktuellen Top Tirol Konjunkturbarometer nennen die Unternehmen die Arbeitskosten und die Bürokratie als größte Wachstumshemmnisse. An diesen beiden Punkten leidet die Wettbewerbsfähigkeit unserer Betriebe aktuell am meisten.
Dahinter stehen einerseits internationale Entwicklungen wie der Ukrainekrieg und dessen Auswirkungen auf die Energiepreise. Andererseits gibt es aber auch hausgemachte Probleme, bei denen die Politik auf allen Ebenen – von Tirol über den Bund bis hin zur EU – Einfluss nehmen kann.
„Der Wettbewerbs- fähigkeitskompass ist die richtige Antwort der EU zur richtigen Zeit auf die aktuellen Herausforderungen.“
Aus Brüssel kommt nun ein vielversprechendes Signal: Die EU-Kommission legt diese Woche ein wirtschaftspolitisches Strategiepapier vor, das den Namen „Wettbewerbsfähigkeitskompass“ trägt und klare Antworten auf die zentralen Herausforderungen der europäischen Wirtschaft liefert.
Der Ausgangspunkt für diese Initiative war ein Bericht des ehemaligen EZB-Chefs Mario Draghi, der schonungslos aufzeigt, wo es hakt: zu viel Regulierung, zu wenig Innovation und massive Defizite bei Investitionen in Forschung und Entwicklung. Die EU-Kommission hat jetzt darauf reagiert und mit dem „Wettbewerbsfähigkeitskompass“ ein Konzept entwickelt, das in den kommenden fünf Jahren Bürokratieabbau, Investitionsförderung und schnellere Genehmigungsverfahren in den Fokus rückt.
Ehrgeizige Ziele
Das Strategiepapier enthält ehrgeizige Ziele: 25 % weniger Berichtspflichten für Firmen, für kleine und mittlere Unternehmen sogar bis zu 35 % weniger; eine Vereinfachung zentraler EU-Regulierungen wie der Lieferkettenrichtlinie, der Berichterstattung über nachhaltige Finanzen und der EU-Taxonomie-Verordnung; sowie ein neuer Rechtsrahmen, um grenzüberschreitende Geschäfte im EU-Binnenmarkt zu erleichtern. Zudem plant die EU-Kommission Investitionen in Zukunftstechnologien wie Künstliche Intelligenz, um Europas Innovationskraft zu stärken.
Vorgesehen ist auch ein Wettbewerbsfähigkeits-Check, der sicherstellen soll, dass neue EU-Initiativen die europäischen Unternehmen nicht überschießend belasten.
Der Wettbewerbsfähigkeitskompass ist die richtige Antwort der EU zur richtigen Zeit auf die aktuellen Herausforderungen. Der Fokus auf die Wirtschaft ist die Voraussetzung, dass der Standort Europa im internationalen Wettbewerb im Spiel bleibt und die Deindustrialisierung gestoppt wird. Der Zeitpunkt ist auch national günstig: Der Weckruf seitens der EU kann Impulse für die Verwaltungsreform des Landes Tirol, den Tirol Konvent, und auch für die laufenden Koalitionsverhandlungen auf Bundesebene liefern. Es scheint, als ob die seit Monaten von den Interessenvertretungen der Wirtschaft aufgezeigte Dringlichkeit, mit Reformen den Standort zu stärken, nun bei der Politik angekommen ist.