Rahmenbedingungen für nachhaltiges Wirtschaften
Globale Strategien geben Orientierung und schaffen Potenziale
Lesedauer: 8 Minuten
Ursprung von Nachhaltigkeit und Bedeutung für Ihr Unternehmen
Der Ursprung von Nachhaltigkeit liegt in der Forstwirtschaft. Hans Carl von Carlowitz erkannte bereits im 18. Jahrhundert, dass nur so viel Holz gefällt werden sollte, wie auch nachwachsen kann.
Aufbauend auf dieses Prinzip wurde in den 1980er Jahren von den Vereinten Nationen die bis heute populäre Definition formuliert: „[Eine] Entwicklung, die den Ansprüchen der Gegenwart gerecht wird, ohne die Fähigkeit zukünftiger Generationen zu beeinträchtigen, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen“.
Nachhaltig zu wirtschaften bedeutet demnach, heutige Bedürfnisse unter Rücksichtnahme auf künftige Generationen zu befriedigen. So sollten wir nur so viele Ressourcen verbrauchen, wie auf unserem Planeten nachwachsen. Nachhaltiges Wirtschaften umfasst aber auch soziale und wirtschaftliche Aspekte.
Heute ist Nachhaltigkeit ein Thema, das gesellschaftspolitisch und global nicht mehr wegzudenken ist. Dabei werden auch Unternehmen in die Pflicht genommen: Einerseits bevorzugen immer mehr Kund:innen nachhaltige Produkte und Dienstleistungen. Anderseits gibt es zahlreiche gesetzliche Vorgaben für nachhaltiges Wirtschaften. Gleichzeitig unterstützt die Europäische Union nachhaltige Projekte bis 2030 mit 100 Mrd. Euro pro Jahr.
Ermitteln Sie, wie nachhaltig Ihr Unternehmen bereits agiert und wo versteckte Potenziale schlummern.
• Nachhaltigkeits-Check starten
Es gibt zahlreiche Beratungs- und Fördermöglichkeiten, die Sie dabei unterstützen, noch nachhaltiger zu wirtschaften.
• Förder- und Beratungsmöglichkeiten finden
Europäischer Green Deal
Aus globalen Initiativen wie dem Pariser Klimaabkommen resultieren rechtlich bindende Vorgaben. Vor diesem Hintergrund bildet der Europäische Green Deal den Rahmen für die grüne Transformation der Europäischen Wirtschaft – und somit auch für die nachhaltige Ausrichtung Ihres Unternehmens.
Mit seinem „Fit for 55“-Paket ist der Green Deal die Antwort der Europäischen Union auf globale Herausforderungen der Zukunft. Die Erderwärmung soll gestoppt werden, um die Lebens- und Wirtschaftsgrundlage kommender Generationen zu sichern. Deshalb will Europa bis zum Jahr 2050 klimaneutral werden. Zudem soll das Wirtschaftswachstum vom Ressourcenverbrauch entkoppelt werden.
Dem Green Deal entspringen zahlreiche gesetzliche Nachhaltigkeitsvorschriften, die Ihr Unternehmen direkt oder indirekt betreffen können.
Prüfen Sie regelmäßig, inwieweit Ihr Unternehmen von gesetzlichen Informations- und Sorgfaltspflichten entlang der Wertschöpfungskette beeinflusst wird. Mithilfe unseres Online-Ratgebers erhalten Sie einen Überblick, welche Anforderungen Ihr Unternehmen direkt oder indirekt betreffen.
• Online-Ratgeber Nachhaltigkeitsverpflichtungen starten
Neben dem Green Deal gibt es auch nationale Ziele und Strategien. So will Österreich im Rahmen der österreichischen Klimaschutzstrategie bereits bis zum Jahr 2040 klimaneutral werden und verfolgt auch eine nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie. Um nachhaltige Ziele und Strategien wie diese zu verwirklichen, kann auch Ihr Unternehmen einen aktiven Beitrag leisten:
Handlungspotenziale entdecken
Clean Industrial Deal
Mit dem „Clean Industrial Deal“ will die Europäische Union die Wettbewerbsfähigkeit sichern und den Weg zur Klimaneutralität als Wachstumsmotor nutzen. Der Schwerpunkt liegt auf den energieintensiven Industrien und Clean-Tech-Sektoren. Ziel ist es, eine moderne, resiliente und nachhaltige Industrie zu schaffen. Dafür setzt die EU auf folgende Wachstumstreiber:
- Leistbare Energie
Ein „Action Plan on Affordable Energy“ sowie die Reform der Energiebesteuerung sollen Energie leistbar machen. Dadurch sollen die Elektrifizierung beschleunigt und erneuerbare Kapazitäten geschaffen werden. - Steigerung der Nachfrage nach sauberen ProdukteÖffentliche Ausschreibungen sollen die Nachfrage und das Angebot klimafreundlicher Produkte stärken. Geplant sind Maßnahmen wie Nachhaltigkeits- und Resilienzkriterien oder dem Anspruch auf „Made in Europe“.
- Finanzierung sichern
Eine Industrial Decarbonisation Bank und vereinfachte Beihilferegeln sollen den Zugang zu Kapital für die grüne Transformation beschleunigen. - Kreislaufwirtschaft & Rohstoffe
Ein Circular Economy Act und gemeinsame Rohstoffbeschaffung sollen die Kreislaufquote bis 2030 auf 24 Prozent steigern. Zudem ist eine Grüne-Mehrwertsteuer-Initiative geplant. - Globale Partnerschaften
Neue Clean Trade & Investment Partnerships, eine Reform des CO2-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM) und gezielte Handelsabkommen sollen Europas Rolle im globalen Cleantech-Wettbewerb stärken. - Kompetenzen und Beschäftigung
Die Union of Skills, eine Roadmap für Quality Jobs und das Just Transition Observatory sollen sicherstellen, dass auch Arbeitskräfte vom Wandel profitieren.
Zusätzlich sieht der Plan Maßnahmen zur Verwaltungsvereinfachung, zur digitalen Transformation und zur Vollendung des Binnenmarkts vor.
Weiterführende Informationen zum „Clean Industrial Deal“ finden Sie in der ÖKO+ Ausgabe 2/2025 − dem WKÖ Fachmagazin für Ökonomie + Ökologie.
Die SDGs – 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung
Für ein einheitliches Verständnis von Nachhaltigkeit beschlossen die Vereinten Nationen die Ziele für eine nachhaltige Entwicklung (auch Sustainable Development Goals bzw. SDGs). Diese berücksichtigen neben der Umwelt auch soziale sowie wirtschaftliche Aspekte.
Die SDGs decken alle drei Säulen der Nachhaltigkeit ab: Ökologie, Soziales und Ökonomie. Daraus ergibt sich wiederum die Verbindung zu den ESG-Kriterien (Environment, Social, Governance).
Die SDGs bauen aufeinander auf und stehen in wechselseitiger Abhängigkeit zueinander: Ökologische Ziele bilden die Basis für gesellschaftliche und ökonomische Ziele. Dadurch setzen die 17 Ziele weltweite Maßstäbe und Prioritäten. In dieser Funktion können sie auch Ihrem Unternehmen Orientierung geben. Denn die SDGs ermöglichen es Ihnen, Ihre Unternehmensstrategie mit globalen Nachhaltigkeitszielen zu verbinden.
Dabei sollte Ihr Beitrag zur Erfüllung der SDGs im Einklang mit Ihrer unternehmerischen Tätigkeit stehen. Deshalb brauchen Sie nur jene Ziele auszuwählen, zu denen Ihr Unternehmen einen aktiven Beitrag leisten kann. Als Orientierungshilfe können Sie den SDG-Kompass verwenden.
Der SDG-Kompass hilft dabei,
- die SDGs zu verstehen und zu priorisieren,
- Ziele zu setzen und diese in Ihrem Unternehmen zu integrieren
- Bericht zu erstatten und zu kommunizieren
ESG-Kriterien (Environment, Social, Governance)
ESG bezieht sich auf drei zentrale Faktoren bei der Messung von Nachhaltigkeit und gesellschaftlicher Auswirkungen:
- Environment − Verantwortung für Natur und Umwelt
Anhand der Umweltkriterien können Sie beispielsweise belegen, dass Sie auf nachhaltige Mobilitätskonzepte setzen, energieeffizient wirtschaften oder zu einer kreislauffähigen Wirtschaft beitragen. - Social – Verantwortung gegenüber Menschen
Soziale Kriterien umfassen unter anderem die Gesundheit und Sicherheit Ihrer Mitarbeiter:innen sowie der Arbeitskräfte entlang Ihrer Wertschöpfungskette. Aber auch nachhaltiges Personalmanagement wird immer wichtiger. Dazu zählen unter anderem Maßnahmen wie Aus- und Weiterbildung, Diversität oder Inklusion. Langfristig entsteht dadurch eine werteorientierte Unternehmenskultur, die das Image Ihres Unternehmens stärken und die Differenzierung am Arbeitsmarkt unterstützen kann – Stichwort Employer Branding. - Governance – verantwortungsvolle Unternehmensführung
Mithilfe dieser Kriterien können Sie beispielsweise aufzeigen, wie Ihr Unternehmen mit Themen wie Compliance oder Risikomanagement umgeht.
Anhand der oben dargestellten ESG-Faktoren können Sie transparent darstellen, wie nachhaltig Ihr Unternehmen wirtschaftet. Denn immer häufiger legen Banken, Kund:innen und Mitarbeiter:innen Wert darauf, dass Sie diese Kriterien erfüllen. Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden, gibt es bereits zahlreiche Tools. So können Sie beispielsweise mit dem OeKB > ESG Data HubESG-Daten verwalten und direkt mit Ihrer Bank teilen.
Das WKO Service-Angebot begleitet Sie von der Neuausrichtung Ihrer Unternehmensstrategie über die Umsetzung konkreter Nachhaltigkeitsmaßnahmen bis hin zur Erfolgskontrolle. Speziell auf die drei ESG-Felder abgestimmt ist der ESG-Trend-Radar der WK Kärnten. Dieser beinhaltet Trends, regulatorische Rahmenbedingungen, Handlungsempfehlungen sowie Good-Practice-Beispiele.
• Services und Tools für nachhaltiges Wirtschaften
• ESG-Trend-Radar
Zudem gibt es zahlreiche Beratungs- und Fördermöglichkeiten, die Sie dabei unterstützen, noch nachhaltiger zu wirtschaften.
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8. Umweltaktionsprogramm
Das 8. Umweltaktionsprogramm (UAP) wurde aus der Vision des 7. Umweltaktionsprogramms „Gut leben innerhalb der Belastbarkeitsgrenzen unseres Planeten“ und den Eckpunkten des Green Deals entwickelt.
Das UAP dient als Richtschnur für die EU-Umweltpolitik bis 2030 und bekräftigt die umwelt- und klimapolitischen Vorgaben des Green Deals. Es fordert ein aktives Engagement aller Beteiligten ein. Denn auch die Agenda 2030 der vereinten Nationen und der darin enthaltenen Ziele für eine nachhaltige Entwicklung sollen mit dem Programm erfüllt werden.
Sechs vorrangige Ziele, die unter anderem aus dem Green Deal abgeleitet wurden, sollen bis 31. Dezember 2030 erreicht werden:
- Verringerung der Treibhausgasemissionen bis 2030
- Anpassungsfähigkeit, Krisentauglichkeit und geringere Anfälligkeit gegenüber dem Klimawandel
- Fortschritte zu einem regenerativen Wachstumsmodell (Kreislaufwirtschaft, Ressourceneffizienz)
- Anstreben von Null-Verschmutzung in Bezug auf Luft, Wasser und Boden sowie Schutz der Gesundheit
- Verbesserung der Biodiversität
- Verringerung der Umwelt- und Klimabelastungen bei Produktion und Verbrauch
Um diese Ziele zu erreichen, hat die EU bereits zahlreiche Maßnahmen implementiert, die auch Ihr Unternehmen betreffen können. Diese Maßnahmen reichen von Rechtsvorschriften bis hin zu Nachhaltigkeitsförderungen.
Webinare für nachhaltiges Wirtschaften
In diesem Abschnitt finden Sie unsere bisherigen Webinare für nachhaltige Unternehmensführung.
Webinare zum Thema Nachhaltigkeit
In diesem Webinar erhalten Sie einen Überblick über die aktuellen Entwicklungen im Bereich der Nachhaltigkeit und ihren Einfluss auf mittelständische Unternehmen:
- Kurzer Überblick über das „Deregulierungsgesetz“ Omnibus
- ESG in Zusammenhang mit Bankfinanzierungen und sonstigen Finanzierungen
- ESG hinsichtlich Vergabe
- Sonstige marktgetriebene ESG-Aspekte
- Pragmatische Herangehensweisen für mittelständische Unternehmen/Beispiele
Weiterführende Informationen:
Dr. Josef Baumüller | TU-Wien & Werner Kneidinger | CSR Expertsgroup
Im Rahmen dieser Workshop-Aufzeichnung vom Nachhaltigkeitstag der Wirtschaftskammer Oberösterreich erfahren Sie mehr über aktuelle ESG-Berichtsstandards. Der Fokus liegt auf den neuen freiwilligen Standard ESRS VSME für kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Sie erhalten praxisnahe Tipps, wie Ihr Betrieb den Übergang vom reinen Berichtspflichten-Erfüllen hin zu einer strategischen Auseinandersetzung mit ESG-Themen gestalten kann. Denn der Trend entwickelt sich weg vom „müssen“ hin zum „wollen“. So wird nachhaltiges Handeln ein Teil unternehmerischer Weitsicht.
Weiterführende Informationen:
Das Thema Nachhaltigkeit im unternehmerischen Kontext ist gekommen um zu bleiben. Vorgaben wie ESG-Richtlinien, das Lieferkettengesetz, die Taxonomie-Verordnung und Offenlegungspflichten stellen Unternehmen vor neue Herausforderungen. Neben einem Überblick zu den Gesetzen des EU Green Deals und den Anforderungen aus der Lieferkette erfahren Sie in diesem Webinar, wie Sie diese Themen in Ihrem Unternehmen gut bewältigen können.
Weiterführende Informationen:
Besuchen Sie unsere österreichweite Webinar-Übersicht für nachhaltiges Wirtschaften. Die Themenpalette reicht von Richtlinien & gesetzliche Verpflichtungen über Services & Tools bis hin zu konkreten Handlungsempfehlungen.
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Stand: 04.08.2025