"Das Ende der Talfahrt ist erreicht"
Stefan Bruckbauer, Chefökonom der UniCredit Bank Austria, sprach beim Expertenfrühstück der Schoellerbank über die Rückkehr der Zuversicht nach zwei Jahren Rezession und ...
Lesedauer: 2 Minuten
... die wirtschaftliche Situation Europas
Europa befindet sich in einer Zeitenwende. Wir müssen lernen, mit den Veränderungen zu leben. Es gibt geopolitische Verwerfungen und große Unsicherheiten – Stichwort Trump’sche Zollpolitik. Doch trotz Hiobsbotschaften kann man sagen: Das Ende der Talfahrt ist erreicht und Europa kann gestärkt aus der Krise hervorgehen. Bei den Exporten zeigt Europa bereits leichte Zeichen einer Erholung.
... die Rolle der USA
Die USA ist freilich eine riesige Volkswirtschaft, fast ein Drittel des Weltkonsums entfällt auf die USA. Doch man muss es in Relation setzen: So ist etwa für Österreichs Industrie unser Nachbarland Deutschland doppelt so wichtig wie die USA. Zum Handelskrieg lässt sich sagen: Er kostet globales Wachstum, vor allem aber die USA selbst.
... und die Chinesen
China stabilisiert sich mit starken Exporten und drückt seine Waren in die Welt hinaus. Man muss aber auch sehen, dass China den Export dringend braucht, weil die Binnenwirtschaft schlecht läuft.
... zur Lage in Österreich
Man kann sagen, wir befinden uns am Ende der Rezession. Das erste Quartal verlief mit einem Plus von 0,2 Prozent leicht positiv. Aus der Industrie kommen erste positive Signale, es geht nicht mehr bergab. Allerdings schwächelt der Einzelhandel noch immer.
... Konsum und Sparen
Die Konsumenten sind zurückhaltend und legen ihr Geld lieber auf die hohe Kante, statt es in den Konsum zu stecken. Die Sparquote ist mit 20 Prozent deutlich höher als vor der Pandemie, da lag sie bei 14 Prozent.
... hohe Lohnstückkosten
Die Inflationslawine hat in Österreich Spuren hinterlassen. Die Korrelation zwischen Löhnen und Inflation hat dazu beigetragen, dass die Lohnstückkosten hierzulande extrem gestiegen sind – nämlich um 30 Prozent. Zum Vergleich: In Deutschland sind es 20 Prozent, in Italien 10. Die Margen gehen zurück, die Gewinne brechen ein oder bleiben aus.
... Folgen für den Standort
Die hohen Lohnstückkosten sind Gift für Investitionsentscheidungen. Die Wirtschaft fühlt sich geprügelt und nicht ernst genommen. Das Letzte, was wir jetzt noch brauchen können, ist eine Maschinensteuer.
.... die Krise in der heimischen Bauwirtschaft
Die Krise im Hochbau war neben der Inflation mitverantwortlich dafür, dass Österreich in den letzten zwei Jahren einer der schlechtesten Performer in Europa war. Die Baupreise sind extrem gestiegen, das teure Bauen ist eine große Herausforderung. Die Bauwirtschaft hat ein Fünftel der Wertschöpfung verloren.
... die lahmende Kreditnachfrage
Viele Privatkunden sind verunsichert, warten und hoffen auf Förderungen. Auch wenn die Löhne gestiegen sind, sind sie zurückhaltend bei der Umsetzung ihrer Wohnprojekte. In Summe wird mehr an Krediten zurückgezahlt als aufgenommen. Positiv ist aber, dass im April die Kreditnachfrage wieder leicht zugenommen hat.
... die Konjunkturentwicklung im zweiten Halbjahr
Die Erholung bleibt zwar sehr verhalten, aber wir können vorsichtig optimistisch in die zweite Jahreshälfte blicken.
... notwendige Maßnahmen
Es braucht dringend Entbürokratisierung und Deregulierung. Bei der Budgetsanierung wurden die Weichen für die Zukunft gestellt und richtige Entscheidungen getroffen, aber große Themen wie Gesundheit, Pflege und Pensionen sind noch offen.
... Schattenwirtschaft
Am Ende zahlt das wieder die Gesellschaft. Die Lösung kann nur eine Entbürokratisierung und Deregulierung sein.
... zur Zinsentwicklung
Wir gehen schon davon aus, dass die Europäische Zentralbank die Zinsen heuer nochmals senken wird, und zwar auf 1,75 Prozent.