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Drei Profile. Ein alter Mann, eine Frau im mittleren Alter und eine junge Frau.
© Adobe Stock I AizayStock

Aufs Alter kommt’s nicht an – oder etwa doch?

<meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=UTF-8"> <meta http-equiv="Content-Style-Type" content="text/css"> <title></title> <meta name="Generator" content="Cocoa HTML Writer"> <meta name="CocoaVersion" content="2575.5"> Wenn Jung auf Alt trifft, prallen oft Welten aufeinander. Gut zusammenarbeiten geht aber trotzdem. Wie es gelingt und warum Werte wichtig sind.

Lesedauer: 1 Minute

Aktualisiert am 11.07.2025

Die einen haben Angst vor Veränderung und sind mit der Digitalisierung überfordert, die anderen hängen nur am Smartphone und haben keinen Hausverstand. Vorurteile wie diese halten sich hartnäckig und werden immer mehr zum Problem. Stichwort: Fachkräftemangel. Die Grazer Headhunterin Ute Muster kennt die Schwierigkeit: „Viele Firmen klagen über fehlende Mitarbeiter, zugleich werden aber oftmals geeignete Kandidaten nicht eingeladen, weil sie zu jung oder zu alt sind. Voreingenommenheit gegenüber dem Alter hält sich hartnäckig“, so Muster. Laut einer aktuellen Studie des Jobportal Stepstone sagen in Österreich 44 Prozent der befragten Recruiter, dass sie zumindest einmal darum gebeten wurden, eine Person aus einer bestimmten Altersgruppe zu recruiten. Altersdiskriminierung ist in Österreich per Gesetz verboten. Und dennoch geben umgekehrt sogar 26 Prozent der über-50-Jährigen und 10 Prozent der unter 35-Jährigen an, bei ihrer letzten Jobsuche ausdrücklich aufgrund ihres Alters abgelehnt worden zu sein.


Schuld sind die Bilder im Kopf. Per se schlecht sind sie eigentlich nicht, weiß Muster, denn: „Wir müssen oft Entscheidungen treffen ohne alle Informationen zu haben. Stereotype helfen. Aber: Sie sind immer kulturell geprägt und wir müssen uns bewusst sein, dass es doch nur Stereotype sind. Wer sagt, dass Junge nicht arbeiten wollen? Wir müssen uns überlegen, ob wir das selbst schon einmal erlebt haben oder es ob es doch nur ein Vorurteil ist.“

Konflikte lösen  

Mit dem Bewusstmachen und Einstellen verschiedener Generationen ist es aber noch lange nicht getan. In vielen Firmen arbeiten mittlerweile vier bis fünf Generationen zusammen – mit teils gänzlich verschiedenen Ansichten. Immer öfter führt das zu Konflikten. Die Jugend rebelliert. „Die Jungen wollen Hierarchien abbauen und auf Augenhöhe sein. Das ist nichts Neues. Die Generationen davor wollten das auch, aber sie haben sich nicht getraut das auszusprechen“, erklärt Unternehmenscoach Anita Jurina. Mit Bösartigkeit und Trotz habe das aber nichts zu tun, ergänzt HR-Expertin Gudrun Gruber: „Junge Menschen müssen davon ausgehen länger zu arbeiten als die Generationen vor ihnen und sie müssen damit rechnen sich nicht das gleiche leisten zu können, wie die Generationen davor. Ihre Ressourcen wollen sie also anders einteilen.“ (mehr dazu unten im Interview) 

Die Jungen wollen Hierarchien abbauen und auf Augenhöhe sein. Das ist nichts Neues. Die Generationen davor wollten das auch, aber sie haben sich nicht getraut das auszusprechen.

Was also als Arbeitgeber tun, um harmonisches Miteinander zu ermöglichen? Die Expertinnen raten zum sogenannten „Generationenmanagement“. Unabhängig von der Firmengröße wird der Fokus dabei nicht auf Trennendes sondern auf das Gemeinsame gelegt – also nicht auf das Alter, sondern auf die gemeinsamen Werte. „Jeder Mitarbeiter will Wertschätzung. Das ist ein Schlagwort. Als Verantwortlicher muss ich mir aber überlegen, was Wertschätzung in meiner Firma konkret bedeutet und welche Werte wichtig sind“, erklärt Jurina. Indem sie festgeschrieben und von den Führungskräften vorgelebt werden, werde den Mitarbeitern Orientierung gegeben. Bei Missachtung müsse hingegen mit Konsequenzen reagiert werden.

Mit Spirit zum Erfolg 

Einer, der schon früh erkannt hat, dass übereinstimmende Werte unter Kollegen entscheidend sind, das Alter aber vernachlässigbar ist, ist Gerald Lackner, CEO der Firma AVL-DiTest. Das Unternehmen mit rund 450 Mitarbeitern in Graz, Deutschland und China setzt auf festgeschriebene Werte, die wiederum auf den Überzeugungen der Mitarbeiter fußen. Welche das sind, hat Lackner in Gesprächen mit den Beschäftigten ermittelt. Der CEO ist überzeugt: „Jeder wünscht sich selbstbestimmt arbeiten zu können und dass ihm und seinen Fähigkeiten vertraut wird. Das gilt für die Mitarbeiter eines jeden Unternehmens. Wenn man das lebt, ist auch die Motivation der Mitarbeiter hoch.“ 

Jeder wünscht sich selbstbestimmt arbeiten zu können und dass ihm und seinen Fähigkeiten vertraut wird. Das gilt für die Mitarbeiter eines jeden Unternehmens. Wenn man das lebt, ist auch die Motivation der Mitarbeiter hoch.

Vorstellen könne man sich die Werte bei AVL-DiTest wie eine Pyramide. Vertrauen sei das Fundament. Die Selbstbestimmung steht an der Spitze. Und dazwischen reihen sich andere für das Unternehmen wichtige Werte, wie Stolz auf das eigene Wissen und den Pioniergeist, Neugierde und Forscherdrang sowie der Wille vom Kunden als Bester wahrgenommen zu werden. Die Latte für Beschäftigte ist somit hoch. Was wenn man damit nicht mithalten kann? „Es kann sein, dass manche Mitarbeiter, mit dem ihnen entgegengebrachten Vertrauen und den Freiräumen hadern, weil sie kleinteiligere Arbeiten gewohnt sind. Wenn das der Fall ist, werden die Ziele eben enger gesteckt oder runtergebrochen. Geht es aber nicht, kündigen die Beschäftigten von allein, tun das aber ohne Groll.“ 

Was für ihn aber nie ein Einstellungs- oder Kündigungsgrund gewesen sei, ist das Alter. „Das ist kein Faktor für mich. Ich stelle auch Leute ein, die fünf Jahre vor der Pension stehen, aber auch junge Menschen mit wenig Erfahrung. Der gemeinsame Spirit und die Begeisterung zählen, aber nicht das Alter“, schließt Lackner. 


Interview mit HR-Expertin Gudrun Gruber

Mehrere Generationen haben schon immer zusammengearbeitet. Was ist heute anders?

Das stimmt, aber statt zwei Generationen arbeiten heute vier bis fünf miteinander. Zudem verändert sich die Welt schneller als früher und wir wachsen heute ganz anders auf. Dadurch haben jüngere und ältere Menschen oft verschiedene Werte. Harmlose Themen wie die Haltung zur Arbeit können so große Diskussionen auslösen. 

Können verschiedene Generationen dennoch gut miteinander arbeiten?

Ja. Firmen müssen aber dafür sensibilisiert werden, dass verschiedene Generationen unterschiedliche Bedürfnisse haben. Hilfreich ist das „Lebensphasenmodell“.

Was hat es damit auf sich?

Bei diesem Modell bringt man verschiedene Mitarbeiter-Bedürfnisse in Einklang mit dem Unternehmen. Es gibt beispielsweise Phasen im Leben, wo man bereit ist Überstunden zu machen, aber genauso kommen auch Phasen, wo das nicht geht. Wie es um die Work-Life-Balance bestellt ist, findet man in jährlichen Mitarbeitergesprächen heraus. 

Was tun, wenn man sich beim Generationenmanagement unsicher ist?

Führungskräfte, die Hilfe brauchen, können sich im November in Hitzendorf einen Tag lang Inputs holen. Anmeldung zum Seminar: https://bit.ly/4kxMekt

Gudrun Gruber berät einen Mann indem sie ihm etwas auf einem Blatt zeigt. Sie sitzen einander gegenüber.
© KK Gudrun Gruber berät Unternehmen zum Thema Generationenmanagement und erarbeitet mit ihnen das Lebensphasenmodell.