Brauchen Firmen eigene Apps?
Das Smartphone in der Hand, ein Klick auf das App-Icon und schon ist man in der Unternehmensapp. Doch lohnt sich eine solche für Firmen wirklich oder reicht eine Standard-Webseite? Wir haben nachgefragt.
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Whatsapp, Instagram, Facebook oder Spotify: Auf so gut wie jedem Smartphone ist zumindest eine dieser Apps installiert. Bei den Nutzern beliebt sind vor allem Social-Media-Apps, Kommunikations- und Streamingdienste. Doch auch heimische Unternehmen wissen die mobilen Anwendungen zu nutzen. Prominentes Beispiel: Erst im Juni stellte der Rewe-Konzern gemeinsam mit weiteren Partnern das Kundenbindungsprogramm „Jö“ auf eine App-Version um. Den Nutzern gefällt’s. Allein im Juli wurde sie auf Apple- und Android-Geräten 178.677-mal installiert. Der Erfolg ist kein Einzelfall. Konkurrent Spar launchte seine App bereits 2023 und verzeichnete nach einem Jahr bereits 2,5 Millionen Nutzer.
Doch nicht nur Handelsunternehmen sind auf den Geschmack gekommen. So gut wie jede Branche lässt mittlerweile eine eigene App entwickeln oder tut es selbst (steirische Beispiele siehe unten). Aber zahlt sich das für Unternehmen überhaupt aus? Im B2C-Bereich durchaus, weiß der Grazer App-Entwickler Stefan Deutschmann, doch es gelte abzuwägen. „Nicht jede Firma, die eine Webseite hat, braucht auch eine App. Generell ist die App ein zusätzlicher Kanal zum Kunden. Ich kann als Unternehmen direkten Kontakt pflegen und auch individuelle Features wie einen Stempelpass abbilden. Bin ich aber beispielsweise ein Tischlereibetrieb und will mit der Software nur Informationen weitergeben, reicht eine Webseite vollkommen aus. Der Kunde braucht immer einen Nutzen, um eine App zu benutzen.“
31 Apps befinden sich auf privaten Smartphones in Deutschland – zusätzlich zu den bereits vorin- stallierten Apps. Bei den bis 29-Jährigen sind es 42 Apps.
9 bis elf Apps nutzen wir täglich. In der Regel sind das Messenger-Apps, Apps für Social Media, Banking, News, E-Mail und Shopping.
36 Mal pro Tag wird in Österreich im Schnitt zum Smartphone gegriffen. Fast ein Drittel der heimischen Smartphone-Besitzer nutzt es mindestens vier Stunden täglich.
Ähnlich beurteilt das Dominik Groß von der App-Agentur Incibit. „Eine App ergibt dann Sinn, wenn sie regelmäßig benutzt wird und interaktiv ist. Das kann dann gerne mit Fachwissen verknüpft werden – so funktionieren beispielsweise Fitness-Applikationen. Generell ist eine App immer dann erfolgreich, wenn sie sowohl für die Firmen als auch die User einen Mehrwert hat.“
Nicht jede Firma, die eine Webseite hat, braucht auch eine App. Generell ist die App ein zusätzlicher Kanal zum Kunden. Ich kann als Unternehmen direkten Kontakt pflegen und auch individuelle Features wie einen Stempelpass abbilden.

Stefan Deutschmann
Gründer von App Monkey
Potenzielle Nutzer gibt es jedenfalls zuhauf. Der Markt ist riesig. Laut einer Umfrage des Beratungsunternehmens Deloitte aus dem Jahr 2024 gibt ein Drittel der Österreicher an, das Smartphone mindestens vier Stunden am Tag zu nutzen. Bei den 14- bis 29-Jährigen ist die Userdauer mit mehr als fünf Stunden sogar noch höher. „Viele Menschen haben zwar einen Laptop, doch das Smartphone ist ihr Hauptgerät. Junge haben sowieso oft nur ein Smartphone. Das sollte man nicht unterschätzen. Die Conversion-Rate ist bei einer App doppelt so hoch wie bei einer Webseite“, erklärt Groß.
Auch intern ein Gewinn
Doch nicht immer muss es eine App für Kunden sein. Auch Mitarbeiter profitieren von internen App-Lösungen und damit auch Betriebe. Stefan Deutschmann gibt ein Beispiel: „Nehmen wir an, ein Malerbetrieb hat 30 Mitarbeiter. Zeiterfassungen, Fahrberichte oder Aufträge werden noch immer oft analog abgewickelt. All diese Daten könnten aber digital mit einer App erfasst werden, denn das spart Verwaltungsarbeit – pro Mitarbeiter rund 10 bis 15 Minuten täglich. Bei 30 Beschäftigten kommt da übers Jahr gerechnet viel zusammen. Einen Verwaltungsmitarbeiter könnte man sich so sparen.“
Umsonst ist eine App somit nicht, doch hat sie ihren Preis. Lässt man eine entwickeln, muss man bei App Monkey für die Erstellung mit mindestens 10.000 Euro rechnen. Wie teuer es tatsächlich wird, hängt laut Deutschmann vom Funktionsaufwand ab. Bei Incibit bietet man Interessenten auf der Webseite einen Kostenrechner an, mit dem der Preis bei bereits bestehender Idee selbst berechnet werden kann.
Eine App ergibt dann Sinn, wenn sie regelmäßig benutzt wird und interaktiv ist.

Dominik Groß
Gründer von Incibit
Kann eine App dennoch floppen? Ja, sagen Deutschmann und Groß unisono. Es komme eben auf die Idee und auf die Aufmachung an. „Wer billig kauft, kauft doppelt. Man sollte sich für die Entwicklung auf jeden Fall einen seriösen Anbieter suchen“, rät Groß. Deutschmann plädiert, sich genau zu überlegen, welches Ziel man mit einer App-Lösung verfolgt.
Ist das Ziel aber definiert und die App gut gemacht, kann man sich von der Konkurrenz abheben, denn: „In der Steiermark setzen im Vergleich zu deutschen Regionen weniger Firmen auf Kunden-Apps. Man sticht somit auf jeden Fall heraus“, schließt Groß.
Apps von steirischen Unternehmen
Studo dürfte das Leben vieler Studenten vereinfacht haben. 2014 entwickelte Valentin Slawicek die App, damals selbst noch Student. Studo enthält Uni-Raumpläne, Lehrveranstaltungsübersichten und alle sonst noch relevanten Infos rund um den Uni-Alltag. Vier weitere Studenten sorgten für den Feinschliff. Seit 2016 ist die App öffentlich verfügbar.
Instahelp bringt psychologische Online-Beratung aufs Handydisplay. Die in Graz ansässige Plattform ermöglicht es Nutzern, anonym mit Psychologen zu sprechen. Termine erhält man in der Regel innerhalb von 24 Stunden. Instahelp ist mittlerweile in fünf Ländern vertreten und hat 85.000 private Nutzer.
Cities dürfte vielen Steirern ein Begriff sein. Dahinter steckt der gebürtige Fürstenfelder Sebastian Thier. Mit gerade einmal Anfang 20 entwickelte der heute 32-Jährige 2018 die App, die sich als Plattform für Städte und Gemeinden versteht. Diese können alle bürgerrelevanten Informationen per App öffentlich machen. Österreichweit sind mittlerweile knapp 300 Gemeinden mit an Bord.
Willhaben ist die meistgenutzte Online-Plattform Österreich. Monatlich zählt sie über 3,8 Millionen Nutzer. Erstmals an den Start ging Willhaben 2006 – damals als Webseite. Seit 2013 gibt es auch eine App. Die Idee zum digitalen Marktplatz hatte Ex-Styria-Vorstand Wolfgang Bretschko. Der Styria Media Group AG mit Sitz in Graz gehören nach wie vor 50 Prozent der Plattform.
Vegan Cheffrey dürfte vor allem bei Veganern großen Anklang finden. Seit zwei Jahren ist die in Graz entwickelte Rezepte-App verfügbar. Pro Woche werden fünf neue Rezepte online gestellt – Einkaufslisten und Wochenpläne inklusive. Interessant ist auch der handsfreecooking-Modus: Bei Nutzung der App muss man das Display nicht berühren. Das Rezept läuft weiter, sobald die Hand in die Nähe des Displays kommt.
Together ist eine Social-Media-App aus Graz, die von Luca Klauß, Martin Leuprecht und Tiemo Stoißer gegründet wurde. Statt inszenierten Momenten sollen Nutzer ihr echtes Leben mit Freunden und Familien teilen. Dazu werden Fotoalben in der App erstellt, auf die nur Personen zugreifen können, die um einen Zugang bitten.