Zum Inhalt springen
Blauer Hintergrund mit Flugzeug, Zug und Auto darauf
© Adobe Stock (3)

Cluster als Treffpunkt für Pioniergeist und Produktion

Vor 30 Jahren wurde der steirische Autocluster gegründet. Mittlerweile zum multidisziplinären Mobilitätscluster gewachsen, setzt man weiterhin auf Ko­operation und Innovation – auch wenn der Gegenwind am Weltmarkt rauer wird.

Lesedauer: 3 Minuten

Aktualisiert am 09.05.2025

Es begann als „Geheimmission“. Führende Vertreter aus der steirischen Automobil­industrie erarbeiteten Mitte der 1990er-Jahre abseits parteipolitischer Einflussnehmer und Debatten einen Zukunftsentwurf für ihre Branche. Als Basis diente das „Cluster“-Modell des amerikanischen Ökonomen Michael Porter. 

Im Mai 1995 wurde schließlich ein Projektvorschlag für einen „Automobil-Cluster“ vorgelegt – so etwas wie die Geburtsurkunde. Er hat nicht nur die jüngere steirische Wirtschaftsgeschichte maßgeblich mitgeschrieben, sondern diente als eine der ersten derartigen Initiativen auch anderen europäischen Regionen als Vorbild.

Hinweis
17 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaften die über 300 Clusterpartner


30 Jahre nach der Gründung ist die Kernleistung des Kompetenzgeflechts dieselbe geblieben: die Vernetzung und Unterstützung steirischer Unternehmen entlang der gesamten Mobilitätswertschöpfungskette. „Wir verstehen uns als Bindeglied zwischen Wirtschaft, Industrie, Forschung und öffentlichen Einrichtungen und wollen gemeinsam die Steiermark zu einer der führenden Mobilitätsregionen Europas entwickeln“, umriss ACstyria-Geschäftsführerin Christa Zengerer die zeitlose Zielvorgabe anlässlich des „Contact-Mobilitätskongresses“, mit dem der Cluster am Donnerstag am Grazer Flughafen sein 30-Jahr-Jubiläum feierte. Im Fokus dabei: die fünf Zukunftsfelder digitale Transformation, Automatisierung (autonomes Fahren), nachhaltige Antriebstechnologien, innovative Werkstofftechnologien sowie Künstliche Intelligenz und Softwareentwicklung.

Der ACstyria Mobilitätscluster steht seit 30 Jahren für Innovation und Zusammenarbeit.


Nach dem Start vor drei Jahrzehnten drohte die erste Steigflugphase der Initiative allerdings ins Stocken zu geraten. Eine überraschend vorgezogene Landtagswahl und damit verbundene Veränderungen in den politischen Zuständigkeiten sorgten am Beginn für Verzögerungen. Erst im Mai 1996 wurden entsprechende Managementstrukturen unter dem Dach der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Landes (SFG) installiert und das Projekt schließlich mit Rückenwind aus dem Wirtschaftsressort des damaligen Landesrats Herbert Paierl öffentlich gemacht. Es wurde schnell zum prestigeträchtigen Vorzeigeprojekt der Landespolitik und vier Jahre später zum Wahlkampfthema. Das beschleunigte eine ohnehin geplante Neustrukturierung Richtung Eigenfinanzierung. 

„Nach fünf Jahren Politshow wurde der damalige AC Styria in die Selbstträgerschaft als GmbH geführt“, rekapituliert Manfred Kainz spitzzüngig. Kainz, Gründer des weststeirischen Werkzeugmanagement-Spezialisten TCM und eine der treibenden Kräfte hinter dieser Transformation, übernahm zusammen mit dem Krenhof-AG-Vorstand Matthias Hartmann zunächst selbst die Geschäftsführung des Clusters. 

Getragen wurde die Organisation damals von vier Säulen, für die jeweils eines der Gründungsunternehmen stand. Die AVL List, einer der weltweit führenden Motorenentwickler, repräsentierte den wissenschaftlichen und technischen Bereich, Magna-Steyr stand für den Produktionsbereich, Krenhof für die KMU-Zulieferunternehmen und TCM für automotive Dienstleistungen. „Innerhalb des ersten Jahres gelang es, 60 Mitgliedsbetriebe zu gewinnen“, erinnert sich Kainz. 

Der Mobilitätscluster ist heute ein breit aufgespanntes Entwicklungs- und Produktionsnetzwerk und Säule des Standorts.


Heute umfasst das mittlerweile in „ACstyria Mobilitätscluster“ umbenannte Netzwerk über 300 Unternehmen und hat sich inhaltlich zusätzlich zu Automotive Richtung Aerospace und Rail Systems geöffnet. Namhafte Unternehmungen wie die Voest­alpine und Pankl Aerospace kamen mit an Bord. Weiterhin führend mit dabei ist auch die AVL. „Unser Ziel ist es, für Innovationen die Grenzen des physikalisch Machbaren auszuloten und Mobilität, Energie, Infrastruktur sowie Speichertechnologien ganzheitlich und nutzerorientiert zu denken“, umreißt AVL List-CEO Helmut List die Unternehmensphilosophie. Dafür fördere man Innovationen durch technologieoffene Ansätze und die Vernetzung zentraler Akteure entlang der gesamten Wertschöpfungskette, um nachhaltige Mobilitätslösungen schneller auf den Markt zu bringen. Ein Ansatz, der der DNA des Mobilitätsclusters entspricht und den dessen Chefin Christa Zengerer auch als Auftrag versteht, „die Transformation der Branche weiterhin mitzugestalten“.  

AVL fördert Innovationen durch technologieoffene Ansätze und die Vernetzung entlang der Wertschöpfungskette.


Die insgesamt über 70.000 Beschäftigten innerhalb des Cluster-Ökosystems haben zuletzt einen Gesamtumsatz von mehr als 17 Milliarden Euro erwirtschaftet. Immun gegenüber Verschiebungen, Veränderungen und Verwerfungen am internationalen Markt ist man freilich nicht. Die Krise der europäischen Automobilindustrie spiegelt sich in sinkenden Produktionszahlen bei Magna wider, die erratische Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump ließ bei der in der Schienen- und Weichenproduktion zur Weltspitze gehörenden Voestalpine die Alarmglocken schrillen, umgekehrt sorgen die geplanten Investitionen im Luftfahrtbereich im Zuge der Aufrüstungsoffensive der EU für Zuversicht in diesem Cluster-Arm.