Fleischerin Simone wetzt ihre Messer
Fleischerin Simone Tieber startet bei den EuroSkills 2025 – im Gegensatz zu den meisten Teamkollegen geht es für die 18-Jährige aber in die Schweiz.
Lesedauer: 1 Minute
Die Tage sind durchgetaktet: Vormittags arbeiten, nachmittags trainieren, abends lernen. Zwischendurch Interviews, Medienanfragen und die intensive Vorbereitung auf die Lehrabschlussprüfung. Für Simone Tieber ist der Sommer 2025 kein gewöhnlicher. Die erst 18-Jährige steht kurz vor der Prüfung zur Fleischverarbeiterin – und gleichzeitig vor dem größten Wettbewerb ihrer bisherigen Laufbahn. „Klar ist das stressig, aber ich will beides – und beides gut machen“, sagt die Steirerin, die bei Sorger in Frauental beschäftigt ist. Ihr Berufswettbewerb wird nicht wie die regulären EuroSkills in Herning (Dänemark) ausgetragen, sondern im Rahmen eines eigenständigen europäischen Kräftemessens von 12. bis 15. November in der Schweiz.
Die Anforderungen an die internationalen Wettstreiter stehen dem klassischen EM-Format in nichts nach: In mehreren Modulen müssen die Teilnehmer ihre Fertigkeiten in der Fleischverarbeitung, -veredelung und -präsentation unter Beweis stellen – von der fachgerechten Zerlegung bis zur kreativen Plattenlegung. Dass die EM-Starterin einmal Fleischerin wird, war früh klar. „Im Kindergarten habe ich schon gesagt: Ich werde Fleischerin – wie mein Papa.“ Der Beruf war für sie nie bloß eine Option, sondern Herzenssache. Der Vater, selbst Fleischermeister, ist bis heute ihr größtes Vorbild. „Ich durfte immer zuschauen, mithelfen, lernen. Heute mache ich es selbst – und es fühlt sich richtig an.“
Nach der Landwirtschaftsschule absolvierte sie die Lehre zur Fleischverarbeiterin mit Schwerpunkt Verkauf. Was sie daran schätzt? „Die Vielfalt. Ich bin im Verkauf, aber auch in der Produktion – überall, wo was zu tun ist. Und ich kann kreativ sein, Neues ausprobieren, Ideen einbringen.“ Bereits 2024 durfte Tieber im Rahmen der WorldSkills in Frankreich als Showcase-Teilnehmerin internationale Luft schnuppern. Die Begeisterung war groß – und das Feuer entfacht. „Jetzt darf ich nochmal ran, diesmal im Wettbewerb. Das freut mich extrem.“ Und sie hat sich viel vorgenommen: „Ich will zeigen, dass man als Frau auch in einem klassischen Männerberuf bestehen kann.“
Unterstützt wird sie dabei von Ferdinand Sorger, ihrem Arbeitgeber und EM-Experten. Gemeinsam arbeiten sie an Schnitttechnik, Geschwindigkeit und Präsentation. Neben dem Ziel einer guten Platzierung verfolgt Tieber weitere Pläne: Nach der LAP soll die Meisterprüfung folgen – und langfristig die Übernahme der väterlichen Fleischerei.