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© Foto Fischer

Frauenpower bei EuroSkills in Dänemark

Von 9. bis 13. September finden in Dänemark die Berufseuropameisterschaften statt. Vor mehr als 100.000 Fans kämpfen zehn steirische Fachkräfte um Gold.

Lesedauer: 5 Minuten

Aktualisiert am 23.06.2025

49 Spitzenfachkräfte entsendet Österreich heuer zu den neunten Berufseuropameisterschaften nach Herning in Dänemark. Mehr als ein Fünftel davon kommt aus der Steiermark: Zehn „Young Professionals“ – also ausgelernte Fachkräfte und Absolventen von berufsbildenden Schulen unter 25 Jahren – kämpfen für unser Bundesland um Edelmetall. Damit hält die Steiermark das starke Niveau der letzten Berufs-EM: Schon 2023 stellte sie bei EuroSkills in Polen zehn Teilnehmende. Das „Team Steiermark 2025“ sorgt aber auch für ein Novum: Erstmals seit Anbeginn der internationalen Berufsmeisterschaften im Jahr 1950 gehen mehr Frauen als Männer für die Steiermark an den Start. Nie waren auch mehr steirische Teilnehmerinnen – sechs an der Zahl – im Nationalteam der Berufe.

„Dass erstmals mehr Frauen als Männer unser Bundesland bei EuroSkills vertreten, ist kein Zufall – es ist ein kraftvolles Signal, dass Talent kein Geschlecht kennt. Unsere steirischen Fachkräfte brennen für ihren Beruf und tragen dieses Feuer nach Europa hinaus. Jeder und jede von ihnen ist ein Botschafter unserer Ausbildungsqualität, unseres Innovationsgeists und unseres steirischen Selbstverständnisses, dass Spitzenleistungen aus Leidenschaft und Praxis entstehen“, erklärt SkillsAustria- und WKO Steiermark-Präsident Josef Herk

Hunderte steirische Fans im Anflug auf Dänemark

Im dänischen Herning erwarten die steirische Toptalente mehr als 600 internationale Konkurrenten aus 32 Ländern sowie über 100.000 Fans, die ihnen an drei Wettkampftagen über die Schulter blicken. Auch diesmal haben sich bereits mehrere Hundert Menschen aus der Steiermark angekündigt.

„Unsere Fachkräfte werden mit Sicherheit durch ihre Unterstützer nach vorne gepusht. Die steirischen Fans sind traditionell zahlreich vertreten und liefern den entscheidenden Funken Leidenschaft für unsere Teilnehmenden“, erklärt Jürgen Kraft, Geschäftsführer von SkillsAustria. Trotz mentaler Unterstützung aus der Heimat wird dennoch schon im Vorfeld nichts dem Zufall überlassen, so Kraft: „Unsere Teilnehmer werden in drei intensiven Teamtrainings systematisch auf die Berufseuropameisterschaften vorbereitet. Zusätzlich ermöglichen wir unseren Talenten – von den Vereinigten Arabischen Emiraten bis nach Skandinavien – die Teilnahme an internationalen „Competitions“, um frühzeitig ein Gefühl für das Niveau und die Dynamik des Wettbewerbs zu bekommen. Begleitet werden sie dabei von erfahrenen Experten in jedem Beruf, die ihr Wissen weitergeben und gezielt auf den Wettkampf ausrichten.“

Frauenpower in bisherigen Männerdomänen

Die steirischen Teammitglieder des Nationalteams der Berufe fühlen sich jedenfalls für den Wettbewerb gewappnet, so Kfz-Techniker Leonie Tieber aus Paldau: „Wir sind bestmöglich vorbereitet, geben im Training Vollgas – und wollen auch in Dänemark die Konkurrenz hinter uns lassen.“ Die junge Südoststeirerin ist eine von mehreren jungen EM-Starterinnen, die mit althergebrachten Klischees aufräumt: „Meine Nachbarn fahren Autocrash – da war ich oft dabei, hab’ zugeschaut und bald auch selbst mitgeschraubt. Alles, was sich auf vier Rädern bewegt, find ich super“, lacht die Medaillenhoffnung. Für sie steht außer Frage: „Es wird höchste Zeit, dass Frauen in technischen Berufen die gleiche Anerkennung bekommen wie ihre männlichen Kollegen. Wir beweisen, dass Leidenschaft, Können und Innovationsgeist keine Fragen von Mann oder Frau sind.“

Ähnlich sieht das Teamkollegin Katharina Höller: „Wer Interesse und Leidenschaft für etwas hat, soll diesem Interesse nachgehen – ganz einfach.“ In ihrem Fall ist es die Malerei – in Herning will sie ihre Linie durchziehen: „Ich will bei EuroSkills eine Medaille mit nach Hause nehmen – das ist mein großes Ziel“, erklärt die 20-Jährige.  

Für weibliche Spitzenleistungen aus der Steiermark wollen auch Floristin Sophie Bretterklieber aus Lannach und Fischbacherin Maria Gesslbauer (Restaurant-Service) sorgen. Zur Teilnahme inspiriert wurde Gesslbauer durch ihre Chefin und einstige Bronzemedaillengewinnerin Monika Pöllabauer vom Dorfhotel Fasching. „Sie weiß genau, wie es dort abläuft. Und sie weiß, was es braucht, um sich mental vorzubereiten“, holt sich die oststeirische Gastronomie-Fachkraft das Rezept für den Erfolg bei ihrem Arbeitgeber. Für Bretterklieber ist die Ausgangslage ähnlich: Immerhin konnte ihr Chef zuletzt Nicola Hochegger zu Gold verhelfen. „Wir haben tolle Experten, die uns dabei helfen, unseren Traum von einer Medaille zu verwirklichen“, sagt Bretterklieber.  

Ziel: Dem Legoland die Show stehlen

Dem nur 50 Kilometer vom EM-Austragungsort entfernten Legoland – eine der beliebtesten skandinavischen Touristenattraktionen – will Hochbauer Stefan Lanzl die Show stehlen: „Die Arbeit mit Mauer- sowie Pflastersteinen ist einfach genial. Also: Wenn schon mit Bausteinen spielen, dann mit denen aus Ziegel“, ist der Leutschacher zum Scherzen aufgelegt. Guter Dinge ist auch Thomas Leitner: Der Bau- und Möbeltischler aus Obdach will nach verletzungsbedingtem Aus bei der WM in Lyon nun voll anschreiben. Nach überstandener Sehnenentzündung in der linken Hand ist er bereit für den Medaillenangriff: „Ich will meine bestmögliche Leistung abrufen – und diesmal auch gesund nachhause kommen.“   

Am Medaillenplan zimmert auch Johannes Rieger von Holzfachbetrieb Gerhard Feldgrill: Nachdem erfolgreicher Teilnahme an Forstmeisterschaften will der Semriacher nun auf Europas größter Fachkräftebühne jubeln. „Schon allein, wenn ich an die Eröffnungsfeier in diesem riesigen Messecenter, dem größten Skandinaviens, denke, kribbelt’s gewaltig – ganz zu schweigen davon, wenn ich an den Bewerb selbst denke“, ist der Zimmerer schon voller Vorfreude. Ähnliches gilt für Eva Manninger (Absolventin der HTBLVA Graz Ortweinschule) aus Ragnitz in der Südsteiermark: „Es war tatsächlich schon immer mein Wunsch, an einem Berufswettbewerb teilzunehmen und bin froh, diese Möglichkeit ergriffen zu haben.“  

Zwei Starter außerhalb Dänemarks

Simone Tieber aus St. Margarethen erfüllt sich diesen Traum ebenfalls – auch sie trotzt den Stereotypen: „Schon im Kindergarten habe ich gesagt: Ich werde Fleischerin – wie mein Papa.“ Ihr Berufswettbewerb wird nicht wie die regulären EuroSkills in Herning, Dänemark, ausgetragen, sondern im Rahmen eines eigenständigen europäischen Kräftemessens – von 12. bis 15. November – in der Schweiz. Außerhalb Dänemarks geht auch Glasbautechniker Marcel Resch aus St. Andrä im Sausal auf Jagd nach Gold – von 20. bis 23. November kämpft der Steirer (im Rahmen der Staatsmeisterschaft in Salzburg) bei den sogenannten „European Skills Challenge“ um EM-Medaillen: „Ich freu mich auf den Wettbewerb und will die Steiermark jubeln lassen.“ 

BAWAG als starker Partner

Zusätzliche Unterstützung erhalten die Teilnehmer durch den SkillsAustria-Premium-Partner BAWAG. Ganz nach dem Motto „Gemeinsam für Österreichs Talente“ engagiert sich die BAWAG Group als starker Partner im Kampf gegen den Fachkräftemangel und setzt gezielt auf die Stärkung des Teamgedankens. Im Anschluss an die Teamvorstellung lud die BAWAG zum gemeinsamen Mittagessen ein, um die Möglichkeit zum Austausch innerhalb des Teams zu geben. 

Österreich bei EuroSkills

Mit 13 Gold-, elf Silber- und sechs Bronzemedaillen liegt die Steiermark im Bundesländervergleich auf Rang zwei, was die bisherige Ausbeute von Medaillen bei der seit 2008 stattfindenden Berufseuropameisterschaft angeht. An der Spitze steht im Österreich-Vergleich Oberösterreich (mit 16 Gold-, 12 Silber- und acht Bronzemedaillen). Direkt hinter der Steiermark liegt Vorarlberg (elf Gold-, drei Silber- und vier Bronzemedaillen).