Immer mehr Paare sagen „Ja“ zur Mikrohochzeit
Heiraten mit über 100 Gästen? Schnee von gestern. Warum sich Paare jetzt lieber im engsten Kreis trauen lassen und warum die Branche dennoch profitiert.
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Das Herzklopfen steigt: Über 6.000 Paare dürften sich heuer in der Steiermark das Ja-Wort geben. Im Vorjahr waren es insgesamt 6.500. Traditionell beginnt die Hochzeitssaison im Mai. Für so manches Brautpaar wird es damit langsam ernst. Das gilt auch für Hochzeitsplanerin Janine Mayer. Seit 2018 organisiert die Leobenerin Hochzeiten in ganz Österreich und begleitet von Mai bis Oktober vor allem ausländische Paare aus Belgien, Amerika und Deutschland an ihrem sogenannten schönsten Tag im Leben. Was ihr auffällt? „Die Paare werden definitiv anspruchsvoller. Sie sehen auf Sozialen Netzwerken Bilder von Hochzeiten und wünschen sich eins zu eins das gleiche. Ich sage aber: Die individuelle Note ist wichtig.“
Inspiration holen sich viele Heiratswillige auf der amerikanischen Plattform Pinterest. Kein Wunder, dass US-Trends so auch in die Grüne Mark schwappen: Mittlerweile wird Gästen bei so mancher heimischen Hochzeit ein Festschmaus aus einem angemieteten Foodtruck kredenzt, für Naschkatzen gibt es häufig eine Candybar, und eine Fotobox samt Requisiten scheint ohnehin bei vielen Events schon zum Standardequipment zu gehören. Wer kein Detail dem Zufall überlässt, muss aber natürlich auch das nötige Kleingeld haben. Mayer benötigt für die Gesamtplanung von Exklusivhochzeiten mit 50 Gästen mindestens ein Budget von 35.000 Euro.
Mit der Hochzeitsplanung sollte man ein bis zwei Jahre vorher beginnen. Günstiger wirds wenn man unter der Woche heiratet, einen DJ statt einer Band bucht und einen Fotografen nur für vier Stunden anstatt für den ganzen Tag bestellt.

Janine Mayer
Hochzeitsplanerin weddingfever
Wie in vielen Branchen sind auch die Preise fürs Heiraten in den letzten Jahren stark gestiegen. Nicht für alle ist das leistbar. Immer mehr Paare entscheiden sich deshalb, die Zahl ihrer Gäste zu reduzieren. „Sogenannte Mikrohochzeiten mit bis zu 40 Gästen werden immer beliebter“, erzählt Mayer. Auch Katja und Walter Wenegger haben sich 2024 im kleineren Rahmen in der Steiermark trauen lassen. Noch kleiner ist die Gästeliste ihrer Kunden: Die beiden haben sich auf Foto- und Videodienstleistungen für Elopements (engl. Durchbrennen) spezialisiert. „Der Trend kommt aus Amerika. Geheiratet wird im kleinsten Kreis – entweder das Brautpaar ganz allein oder mit bis zu 20 Gästen“, erklärt Walter Wenegger.
Wenn die Hochzeit zum Abenteuerausflug wird
Seine Frau und er begleiten heuer 15 Elopements mit dem Fotoapparat, der Videokamera und Drohne. Los geht’s Ende Mai – und das mit vollem Körpereinsatz: Wer ein Elopement feiert, will auch etwas erleben. Geheiratet wird vor spektakulären Naturkulissen, im Helikopter, bei einer Kajakfahrt oder beim Wandern. „Der Fokus liegt auf dem Brautpaar. Investiert wird in Erlebnisse anstatt in Waren. Unsere Philosophie ist: Wir dokumentieren die Trauung und die Feier und geben den Paaren Raum, den Tag zu genießen. Unsere Bilder sind nicht gestellt“, verrät Katja.
Ab 6.800 Euro kann man die Weneggers buchen. Aktuell tun das vor allem Paare aus den USA, die in Österreich heiraten wollen. Doch auch immer mehr Einheimische können sich für intime Hochzeiten begeistern. „Es gibt beim Elopement keine Grenzen. Man kann absolut alles machen. Als Brautpaar sollte man sich aber auf ein Abenteuer einstellen. Das heißt: Man muss damit rechnen, dass das Wetter vielleicht nicht so mitspielt, wie man sich das vorgestellt hat, dass das Kleid dreckig wird, und in der Natur ist man natürlich nicht immer allein“, gibt das Paar zu bedenken.
Und was rät Hochzeitsplanerin Mayer? „Egal, wie man heiratet, beim Fotografen sollte man nicht sparen. Und: Wenn man Gäste hat, lohnt es sich, für den Hochzeitstag eine Hochzeitsplanerin für die Tageskoordination zu buchen. So kann man den Tag entspannt mit seinen Lieben verbringen.“
Außergewöhnliche Hochzeitslocations in der Steiermark
Exotische Hochzeit unter Palmen in Graz
Pflanzenliebhaber, die nach einer außergewöhnlichen Trauungslocation suchen, werden in Graz fündig. Standesamtlich kann man sich im botanischen Garten der Universität Graz das Ja-Wort geben. Für eine standesamtliche Trauung (3 Std.) beträgt die Miete 1.130 Euro. Hinzu kommen noch die Gebühren des Standesamtes. Terminabsprachen und Besichtigungen unter: https://veranstaltungsservice.uni-graz.at/de
Den Hafen der Ehe am Schiff ansteuern
Eine Trauung am Schiff klingt zwar exotisch, ist aber auch in der Steiermark möglich. Die Altaussee- und Atterseeschifffahrt bietet für zehn bis 133 Personen den richtigen Rahmen: vom Sektempfang über die standesamtliche Trauung an Bord bis hin zu einer gemeinsamen Einschulung am Steuer und dem Brautstehlen. Beliebt ist die Kapitänstrauung auch bei Paaren, die ihr Eheversprechen erneuern wollen. Mehr dazu unter: https://www.altausseeschifffahrt.at/charterangebot
Im Fußballstadion die Liebe gebührend feiern
In der Spielerkabine, auf den Tribünen, im Presseraum oder in den VIP-Räumlichkeiten: Die Merkur-Arena bietet für wohl jedes fußballbegeisterte Paar die passende Location für die standesamtliche Trauung. Möglich ist die Hochzeit im Stadion erst seit September 2024. Wer Eishockey präferiert, kann den schönsten Tag im Leben seit letztem Herbst auch in der Merkur-Eishalle feiern. Alle Infos unter: https://www.graz.at/cms/beitrag/
Trauzeremonie auf 1.900 Metern Seehöhe
Seit 20 Jahren organisiert die Schaf-Alm auf der Planai Hochzeiten. Gefeiert wird zwischen Mitte Mai und Mitte Oktober. Beliebt sei die Trauungslocation am Gipfel samt anschließender Hochzeitsfeier auf der Alm vor allem bei Paaren aus Deutschland, Wien und Graz, heißt es von Eventmanager Mario Egger. Platz gibt es für bis zu 400 Personen. Eine Hochzeit mit 60 Gästen kostet rund 12.000 Euro – Location, Essen und Getränke inklusive. Weitere Infos unter: https://www.schafalm.at/de/hochzeit