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Steirisches Wirtschaftsbarometer zeigt ersten leichten Aufwärtstrend

Nach den zuletzt äußerst negativen Einschätzungen zeigen die steirischen Konjunktur-Trendpfeile zur Jahresmitte erstmals wieder zart nach oben. „Eine leichte Aufwärtsbewegung inmitten eines nach wie vor rauen Wirtschaftsklimas“, fassen WKO Steiermark Präsident Josef Herk und Direktor Karl-Heinz Dernoscheg die Kernaussage der Umfrage zusammen.  

Lesedauer: 8 Minuten

Aktualisiert am 03.07.2025

Für die heimische Wirtschaft bleiben die Konjunkturaussichten auch zur Jahresmitte 2025 herausfordernd. Hohe Arbeits- und Energiekosten sorgen angesichts der angespannten weltwirtschaftlichen Lage und der zahlreichen Konfliktherde für ein weiterhin höchst durchwachsenes Wirtschaftsklima im Steirerland – allerdings mit ersten Anzeichen einer zaghaften Konjunkturaufhellung, wie das aktuelle Wirtschaftsbarometer zeigt: Zwar fällt der Saldenwert beim Wirtschaftsklima mit -58,7 Prozentpunkten nach wie vor deutlich negativ aus, aber immerhin doch besser als zuletzt (-73,6 Prozentpunkte). Konkret melden 65,3 Prozent der 757 befragten Unternehmerinnen und Unternehmer eine Verschlechterung des Ist-Stands und 6,6 Prozent eine Verbesserung des Wirtschaftsklimas – ergibt unterm Strich den Saldenwert von -58,7 Prozentpunkten. Noch etwas klarer zeigt sich der Aufwärtstrend bei den Erwartungen, hier steigt der Saldenwert von -51,9 auf -26,6 Prozentpunkte (36,6 Prozent blicken mit Sorge den kommenden zwölf Monaten entgegen, 10 Prozent optimistisch).

Hinweis
Wirtschaftsklima: Trotz einer leichten Aufwärtsbewegung bleibt das Wirtschaftsklima rau!

Wirtschaftsklima im Zeitvergleich (Salden 2016 bis 2025 in Prozentpunkten)

Grafik zum Wirtschaftsklima. Frage: Wie beurteilen Sie aus der Sicht Ihres Unternehmens das allgemeine Wirtschaftsklima in den vergangenen und in den kommenden 12 Monaten?
© IWS

Die Anzeichen einer leichten Konjunkturaufhellung werden nicht nur beim allgemeinen Wirtschaftsklima, sondern auch bei den Fragen nach der Entwicklung des eigenen Unternehmens sichtbar. Mit Ausnahme des bisherigen Preisniveaus zeigen alle Trendpfeile nach oben, wenngleich die Saldenwert größtenteils noch negativ ausfallen. Das steirische Konjunkturprofil im Detail: Gesamtumsatz +5,1 Prozentpunkte (zuletzt -4,6), Auftragslage -8,6 Prozentpunkte (zuletzt -27,9), Preisniveau +25,5 Prozentpunkte (zuletzt +31,3), Investitionen -13,9 Prozentpunkte (zuletzt -22,8) und Beschäftigung -3,4 Prozentpunkte (zuletzt -5,7). Bei den Erwartungen ist das Bild ein ähnliches. Der Saldenwert für die künftige Umsatzentwicklung kommt – nach zuletzt -15,4 Prozentpunkten – bei -1,0 Prozentpunkten zu liegen, jener der Auftragslage bei -0,6 Prozentpunkten (zuletzt -22,6 Prozent), das Preisniveau kommt auf +26,0 Prozentpunkte (zuletzt +23,3), die Investitionserwartungen auf -13,3 Prozentpunkte (zuletzt -20,6) und der Beschäftigungsausblick auf -8,1 Prozentpunkte (zuletzt -20,8).


„Damit fällt der Blick auf die steirische Konjunktur etwas besser aus als zuletzt, die Gesamtsituation ist und bleibt aber sehr herausfordernd“, betonen WKO Steiermark Präsident Josef Herk und Direktor Karl-Heinz Dernoscheg. Sie fordern von der Politik gezielte Maßnahmen zur Entlastung der Unternehmen. „Die Wettbewerbsfähigkeit unseres Standorts muss oberste Priorität haben. Zum einen brauchen wir eine Entlastung des Faktors Arbeit und der Energiepreise, zum anderen müssen wir Investitionen durch raschere Genehmigungsverfahren und weniger Bürokratie fördern“, so Herk und Dernoscheg. Gerade angesichts der leeren öffentlichen Kassen sei das die effizienteste Form der Wirtschaftsförderung, „sie kostet nur den entsprechenden politischen Willen“, betont das WKO-Führungsduo. Darum habe man der Politik im Rahmen der Standortpartnerschaft gemeinsam mit der Industriellenvereinigung und der Universität Graz auch bereits eine umsetzungsfertige Handlungsanleitung zur Verfahrensbeschleunigung übergeben. Hohe Arbeits- und Energiekosten sowie die überbordende Bürokratie werden auch in der aktuellen Umfrage als größte Herausforderungen im Sinne der Wettbewerbsfähigkeit benannt. Konkret prangern 74,9 Prozent der im Wirtschaftsbarometer befragten steirischen Unternehmerinnen und Unternehmer die Arbeitskosten als massives Wachstumshemmnis an, 56,3 Prozent geben hier auch Bürokratie und regulatorische Anforderungen an sowie 49,7 Prozent kreiden die hohen Energiekosten als Hemmnis an. Weitere Topthemen sind hier die generell hohe Steuern- und Abgabenlast (46,8 Prozent), die allgemeine Unsicherheit (46,1 Prozent) und der auch im dritten Rezessionsjahr nach wie vor vorhandene Arbeits- und Fachkräftemangel (38,4 Prozent).  



Die steirische Wirtschaftsentwicklung im Detail  

UMSATZ. Die Trendpfeile sind nach oben gerichtet und der Saldo des bisherigen Gesamtumsatzes kommt erstmals seit zwei Jahren wieder über der Nulllinie bei +5,1 Prozentpunkten zu liegen. Die Entwicklung im Detail: Bei 38,1 % der befragten Unternehmen hat die Umsatzentwicklung einen positiven Pfad eingeschlagen, 32,9 % mussten in den vergangenen 12 Monaten einen Umsatzrückgang hinnehmen. Den Ausblick für das kommende Jahr dominieren – wenn auch nur marginal – weiterhin die pessimistischen Einschätzungen: 27,7 % der befragten Betriebe gehen zwar künftig von einer Aufwärtsbewegung aus, 28,7 % – und damit nur geringfügig mehr – rechnen mit dem Gegenteil. Der Erwartungssaldo verbessert sich damit zwar deutlich, bleibt aber mit -1,0 Prozentpunkten knapp unter der Nulllinie.

AUFTRAGSLAGE. Die Trendpfeile zur Auftragslage sind zwar ebenfalls nach oben gerichtet, die Einschätzungen zur bisherigen und zukünftigen Entwicklung erweisen sich jedoch im Saldo als negativ. Konkret melden 29,9 % der befragten Unternehmen eine Verbesserung der Auftragssituation in den letzten Monaten zurück, wohingegen 38,5 % mit einer schlechten Auftragslage zu kämpfen hatten (Saldo bisher: -8,6 Prozentpunkte). Vergleichsweise besser erweisen sich die Erwartungen an den weiteren Jahresverlauf: 22,4 % sehen optimistisch der Zukunft entgegen, wohingegen 23,0 % noch von keiner positiven Auftragsentwicklung ausgehen. Dementsprechend kommt der Erwartungssaldo mit -0,6 Prozentpunkten erstmals seit Sommer 2022 wieder in die Nähe der Nulllinie.     

PREISE. Die Entwicklung der Verkaufspreise entspricht im Wesentlichen den Erwartungen, die Dynamik flacht sich nur langsam ab (Saldo bisher: 25,5; erwartet: 26,0 Prozentpunkte). Insgesamt haben bisher 47,3 % der befragten Unternehmen ihre Preise angehoben und 35,6 % planen auch in den kommenden 12 Monaten eine weitere Preiserhöhung. Mehr als die Hälfte geht von einem gleichbleibenden Preisniveau aus. 

INVESTITIONEN. In puncto Investitionsbereitschaft zeigt sich dringender Handlungsbedarf, gerade in Anbetracht der schwächelnden Wettbewerbsfähigkeit. Seit über einem Jahr verharren die Investitionssalden im Negativbereich, auch im Sommer kann trotz zaghafter Aufwärtsbewegung keine Trendumkehr erzielt werden. Mit Saldenwerten von -13,9 (bisher) und -13,1 Prozentpunkten (Ausblick) überwiegen weiterhin die negativen Rückmeldungen. Im Detail: Nur 16,2 % haben ihr bisheriges Investitionsvolumen erhöht, wohingegen 30,1 % dieses gesenkt haben. Für die kommenden Monate sind keine nennenswerten Veränderungen zu erwarten: 31,6 % gehen von einer (weiteren) Reduktion aus, 18,5 % planen in den kommenden 12 Monaten mehr zu investieren. Ersatzbedarf stellt auch im Sommer 2025 die Hauptmotivation für Investitionen dar (57,2 %), Neuinvestitionen stehen schon seit einiger Zeit klar im Hintergrund (29,9 %). Rund jeder fünfte Betrieb plant keine Investitionen.  

BESCHÄFTIGUNG. Die aktuelle Konjunkturlage gepaart mit den hohen Arbeitskosten stellen die steirischen Unternehmen weiterhin vor große Herausforderungen. Nichtsdestotrotz erweist sich der Arbeitsmarkt als vergleichsweise robust. Die Auswirkungen der Rezessionsphase sind zwar sichtbar, allerdings weniger stark als man vermuten würde. Auch die Einschätzungen der Unternehmen erweisen sich im Rahmen der aktuellen Umfrage besser als zuletzt. Mit Saldenwerten von -3,4 (bisher) und -8,1 Prozentpunkten (erwartet) ist eine klare Aufwärtsbewegung erkennbar. Zwar überwiegen die negativen (Beschäftigung gesunken: 27,7 %; wird sinken: 24,3 %) die positiven Rückmeldungen (Beschäftigung gestiegen: 24,3 %; wird steigen: 16,2 %), ein Großteil der Unternehmen versucht den Beschäftigtenstand aber weitgehend stabil zu halten.  

EXPORT. Die steirische Exportwirtschaft leidet unter der schwächelnden Wettbewerbsposition des heimischen Wirtschaftsstandortes. Die Salden zum bisherigen und erwarteten Exportumsatz fallen trotz leichter Aufwärtsbewegung erneut negativ aus. 25,3 % der befragten Exportunternehmen konnten in den vergangenen 12 Monaten ihren Exportumsatz steigern, 32,6 % sahen sich mit Rückgängen konfrontiert. Der daraus resultierende Saldo beläuft sich auf -7,3 Prozentpunkte. Auch die Erwartungen der Exportbetriebe lassen vorerst auf keine deutlichen Wachstumsimpulse aus dem Exportsektor hoffen: 22,2 % sind optimistisch gestimmt, wohingegen 26,4 % von einer (weiteren) Verschlechterung ausgehen. Der Erwartungssaldo bleibt damit im Saldo negativ bei -4,3 Prozentpunkten. 


Wirtschaftsklima in den Regionen

Das Wirtschaftsklima in den Regionen ist nach wie vor von Pessimismus geprägt, wenngleich sich die Erwartungen an die kommenden Monate etwas gebessert haben. Ein differenzierteres Bild ergibt sich auf regionaler Ebene: In der Süd- und Weststeiermark, im bisherigen Saldo noch Schlusslicht, deutet der aktuelle Saldo von -14,1 Prozentpunkten auf eine leichte Entspannung hin (bisher: -79,3 Prozentpunkte). Ebenso lassen die Salden in der Oststeiermark (bisher: -58,5; erwartet: -18,8 Prozentpunkte), in Murau-Murtal (bisher: -47,6; erwartet: -21,9 Prozentpunkte) sowie in Liezen (bisher: -32,4; erwartet: -25,0 Prozentpunkte) auf eine moderate Aufwärtsbewegung hoffen. Demgegenüber stehen die Erwartungen in der Hochsteiermark (Saldo: –34,9 Prozentpunkte) und Großraum Graz (-42,6 Prozentpunkte) – in diesen NUTS-3-Regionen ist die wirtschaftliche Unsicherheit weiterhin groß.


 

Geschäftslage nach Betriebsgröße

EIN-PERSONEN-UNTERNEHMEN. Die Geschäftslage der Ein-Personen-Unternehmen (EPU) hat seit der letzten Winter-Umfrage einen positiven Entwicklungspfad eingeschlagen. Die Trendpfeile in puncto Gesamtumsatz sind nach oben gerichtet. In den vergangenen 12 Monaten konnten 35,7 % der befragten steirischen EPU ihren Gesamtumsatz steigern, 21,4 % sahen sich (weiterhin) mit einem Rückgang konfrontiert. Das ergibt erstmals seit längerem wieder einen Positivsaldo von 14,3 Prozentpunkten. Auch der Ausblick fällt besser aus als in den übrigen Größenklassen: Mit +23,2 Prozentpunkten kann der Umsatz-Erwartungssaldo von Winter 2024 deutlich übertroffen werden. Insgesamt blicken 40,2 % der befragten EPU und damit mehr als im Steiermarkschnitt optimistisch dem weiteren Jahresverlauf entgegen, wohingegen 17,0 % in ihren Erwartungen pessimistisch bleiben.

KLEINUNTERNEHMEN. Im Konjunkturbild der steirischen Kleinunternehmen zeigen sich vereinzelt erste zaghafte Anzeichen einer Verbesserung der eigenen Geschäftslage, überwunden ist die allgemeine Krise aber noch nicht. Die betrachteten Indikatoren liegen ungeachtet der nach oben gerichteten Trendpfeile klar im Negativbereich. Lediglich der Umsatzsaldo fällt – zusätzlich zu den Preissalden – positiv aus. Mit 1,4 Prozentpunkten wird der Wert der vergangenen Winter-Umfrage gehalten (Gesamtumsatz gestiegen: 33,8 %; gesunken: 32,5 %). Der Ausblick bleibt aber auch gegen Jahresmitte 2025 getrübt. Der Umsatz-Erwartungssaldo klettert zwar auf -4,9 Prozentpunkte, die pessimistischen Einschätzungen (27,7 %) überwiegen die optimistischen (22,8 %) aber weiterhin.


 

MITTELUNTERNEHMEN. Auch bei den steirischen Mittelunternehmen zeichnet sich überwiegend eine Aufwärtsbewegung ab, insbesondere die Erwartungen fallen besser aus als noch vor einem halben Jahr. Während die Rückmeldung zur bisherigen Umsatzentwicklung noch überwiegen negativ ausfallen (Gesamtumsatz gestiegen: 36,9 %; gesunken: 39,7 %, Saldo: -2,8 Prozentpunkte), ist beim Ausblick eine Trendumkehr festzustellen. 32,9 % erwarten sich eine Steigerung ihres Umsatzes in den nächsten 12 Monaten, 30,5 % gehen von einem (weiteren) Umsatzrückgang aus. Der daraus resultierende Erwartungssaldo von +2,4 Prozentpunkten legt gegenüber der letzten Umfrage merklich zu und kommt im Sommer 2025 im Positivbereich zu liegen.

GROSSUNTERNEHMEN. Erste Anzeichen eines Aufwärtstrends zeigen sich auch im Konjunkturbild der steirischen Großbetriebe, wenngleich die meisten Indikatoren die vielen Herausforderungen der aktuellen Wirtschaftslage erneut untermauern. Die bisherige Umsatzentwicklung verlief jedenfalls besser als erwartet: Der Saldo liegt mit +29,4 Prozentpunkten klar im Positivbereich (Umsatz ist gestiegen: 48,5 %; gesunken: 19,1 %), im Ausblick überwiegt aber weiterhin die Unsicherheit. Der Erwartungssaldo bleibt trotz einer merkbaren Aufwärtsbewegung mit einem negativen Vorzeichen versehen (-2,0 Prozentpunkte), womit die pessimistischen Einschätzungen (26,8 %) die optimistischen (24,8 %) überwiegen.



Was die Wirtschaft von der Politik fordert  

„Die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit unseres Standorts muss seitens der Politik oberste Priorität haben. Wir brauchen vor allem eine Entlastung des Faktors Arbeit und eine Senkung der Energiekosten, darüber hinaus schnellere Genehmigungsverfahren. Das würde die Investitionsbereitschaft im Land ankurbeln und damit die Konjunktur beleben. Eine einfache und höchst effektive Form der Wirtschaftsförderung, die kein großes Geld, sondern nur den entsprechenden politischen Willen sie umzusetzen kostet. Darum haben wir gemeinsam mit der Industriellenvereinigung und der Universität Graz auch eine umsetzungsfertige Handlungsanleitung zur Verfahrensbeschleunigung erarbeitet. Eine Kurskorrektur des Hausverstands, die es dringend umzusetzen gilt“, betonen WKO Steiermark Präsident Josef Herk und Direktor Karl-Heinz Dernoscheg. Weitere Forderungen:

DEREGULIERUNG & ENTBÜROKRATISIERUNG

  • Verfahren beschleunigen
  • Materien-Gesetze auf Landes- und Bundesebene entrümpeln 

WETTBEWERBSFÄHIGE ENERGIEKOSTEN

  • Energiepreisbremse für energieintensive Unternehmen
  • Mehr Wettbewerb im Strombereich 

LEISTUNGSANREIZE SETZEN: MEHR NETTO VOM BRUTTO

  • Steuer- und Abgabenbefreiung für heurige Lohn- und Gehaltserhöhungen
  • Steuerkurve abflachen: weitere Senkung der Grenzsteuersätze
WKO Steiermark Präsident Josef Herk (r.) und Direktor Karl-Heinz Dernoscheg fassen die zentralen Aussagen des neuen Wirtschaftsbarometers zusammen
© Foto Fischer WKO Steiermark Präsident Josef Herk (r.) und Direktor Karl-Heinz Dernoscheg fassen die zentralen Aussagen des neuen Wirtschaftsbarometers zusammen.