Wege zu einer neuen Berufsausbildung
Die Lehre gilt als österreichisches Erfolgsmodell. Die Ausgestaltung der Ausbildung folgt einem praxisorientierten Rahmen.
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Von „A“ wie Abwassertechniker und Applikationstechnikerin bis zu „Z“ wie Zahntechniker und Zimmerin: Inklusive verschiedener zusätzlicher Ausbildungsschwerpunkte in einzelnen Berufen werden in Österreich aktuell insgesamt 331 Lehrberufe in Gewerbe, Industrie und Dienstleistungen angeboten.
In Stein gemeißelt ist diese Liste nicht. „Sie wird laufend überarbeitet und orientiert sich am konkreten Bedarf der Unternehmen“, sagt Melina Schneider-Lugger, Leiterin der Abteilung für Bildungspolitik in der Wirtschaftskammer Österreich. Entsprechende Vorschläge für neue Lehrberufe können entweder vom Ministerium direkt, über die Wirtschaftskammer oder den sozialpartnerschaftlich besetzten Bundes-Berufsausbildungsbeirat eingebracht werden. Experten von Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite beraten im Anschluss die entsprechenden Lehrpläne, die den neuen Lehrberufen entsprechend ausgearbeitet werden.
In den Fachorganisationen wird zudem entschieden, ob tatsächlich ein neuer Lehrberuf initialisiert, bestehende mit inhaltlichen Überschneidungen zusammengeführt oder einzelne Ausbildungsmodule an neue Bedürfnisse und Entwicklungen am Arbeitsmarkt angepasst werden. „Es braucht jedenfalls immer auch entsprechende Ausbildungsbetriebe“, gibt Schneider-Lugger zu bedenken.
Das Angebot an Lehrberufen wird laufend angepasst und ist damit aktueller als das klassische Schulsystem.

Melina Schneider-Lugger
Leiterin der Abteilung für Bildungspolitik
Durch die zunehmende Spezialisierung der Unternehmen sind Betriebe aber oft nicht in der Lage, das gesamte Portfolio eines Lehrberufes zu vermitteln. Durch die Möglichkeit der Schwerpunktsetzung und Vertiefung soll dieses Manko ausgeräumt, das Ausbildungsangebot flexibler gestaltet und die Zahl potentieller Lehrbetriebe erhöht werden. Zudem können Ausbildungsinhalte, die den dringenden Qualifikationserfordernissen einer Branche entsprechen, durch den Austausch von Spezialmodulen rascher in die Ausbildung eingebaut werden. Dadurch erhöht sich die Flexibilität und Aktualität der Ausbildungsordnungen.
Bis eine neue Ausbildung schließlich per Verordnung durch das Wirtschaftsministerium offiziell genehmigt wird, dauert es insgesamt durchschnittlich vier bis fünf Monate. „Das Lehrangebot ist damit aktueller als unser Schulsystem“, vergleicht Schneider-Lugger.