Wie Büroräume Chefs und Mitarbeiter begeistern
Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, ein Tisch und ein Sessel noch kein gutes Büro. Warum dieses aber wichtig ist und was man vermeiden sollte.
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In vielen steirischen Büroräumen ist es derzeit auffallend still. Der August ist traditionell der Höhepunkt der Urlaubssaison und doch haben sich in den vergangenen Jahren in so manchem Office ein paar zusätzliche leere Plätze eingeschlichen: Homeoffice sei Dank. Nach wie vor liegt das Arbeiten in den eigenen vier Wänden im Trend – zum Unmut vieler Arbeitgeber. Das beobachtet auch Arbeitspsychologin Michaela Höfer: Generell seien pro Woche zwei bis drei Homeoffice-Tage gut. Mehr sollten es nicht sein, denn die Anforderungen steigen. Höfer erklärt: „Durch KI werden gewisse Arbeiten wegfallen. Was bleiben wird, sind hochkomplexe Aufgaben, die innovatives und kreatives Denken erfordern. Immer allein von zu Hause kann man das nicht bewältigen. Beschäftigte zurück an den Arbeitsplatz zu bringen, ist aber nicht so leicht. Die Mitarbeiter sind anspruchsvoller geworden. Zuhause hat man es eben schön.“
Eine in Deutschland in Auftrag gegebene Studie untermauert Höfers Eindruck. Laut „Office User Monitor 2025“ empfinden lediglich 19 Prozent der befragten Büroangestellten beim Betreten ihres Büros Freude, Zufriedenheit sogar nur 17 Prozent.
Passen Räume nicht zu den Anforderungen, steigen das Stresslevel und die Unzufriedenheit in der Belegschaft.

Michaela Höfer
Arbeitspsychologin
Dem kann abgeholfen werden, indem Arbeitsräume an die Arbeitsanforderungen angepasst werden. Höfer nennt zwei Beispiele: „Wenn meine Mitarbeiter konzentriert arbeiten sollen, dann braucht es Lärmschutz (Tipps siehe unten) und Tageslicht. Wenn im Job regelmäßig diskrete Gespräche geführt werden, dann dürfen die Wände nicht dünn sein. Passen Räume nicht zu den Anforderungen, steigen das Stresslevel und die Unzufriedenheit in der Belegschaft.“
Ganz anders sieht das beim Tech-Unternehmen Dynatrace aus, das am Grazer Standort 130 Mitarbeiter beschäftigt und 2024 in neue Räumlichkeiten gezogen ist. Gearbeitet wird in kleinen Büros, die sich vier bis acht Personen teilen, daneben gibt es Besprechungszimmer, Event-, Workshop- und Gemeinschaftsräume mit Tischtennistischen und Tischfußball, großzügige Freiflächen sowie schallisolierte Telefon- und Entspannungskojen. Mitgründerin Sok-Kheng Taing erklärt: „Wir wollten Räume schaffen, in denen sich unsere Kollegen wohlfühlen, in denen der soziale Austausch gefördert und die Kreativität angeregt wird. Bei der Gestaltung wurden die Mitarbeiter miteinbezogen.“
Hört man sich bei der Belegschaft um, wissen sie den Arbeitsplatz zu schätzen. Softwarentwicklerin Leatitia Kern erzählt: „Als ich Ende letzten Jahres bei Dynatrace angefangen habe, wollte ich eigentlich an drei Tagen die Woche Homeoffice machen. Das gemeinsame Arbeiten am Standort macht aber so viel Spaß und ist so produktiv, dass ich jetzt von Montag bis Donnerstag ins Büro gehe.“
Gerne ins Office kommen auch Thomas Karner und Helena Wiedrich. Beide arbeiten bei Niceshops in Saaz und teilen sich mit Kollegen und Geschäftsführung ein helles Großraumbüro. Daneben können sie Meeting-Räume, Telefonzellen, Besprechungslounges für individuelle Gespräche sowie eine Gartenanlage für Meetings und Pausen nutzen. Der Hingucker seien laut Karner aber die Schaukeln im Büro sowie der Pool und der Beachvolleyballplatz: „Selbst Besucher sind von unserem Office beeindruckt.“
Kleine Veränderungen, große Wirkung
Klar – nicht jedes Unternehmen kann sich das leisten. Aber auch mit kleinen Veränderungen lässt sich die Arbeitsumgebung optimieren. Wie das geht, weiß die Grazer Einrichtungsberaterin Katharina Wallner. Sie gestaltet steiermarkweit Arbeitsräume. Ihr Tipp: Schon der richtige Tisch und der passende Sessel kann den Unterschied machen. „Bürostühle sind generell ein heikles Thema. Hier sollte man Mitarbeiter auf jeden Fall miteinbeziehen. Ein ergonomischer Stuhl kann auch schon als Zeichen der Anerkennung gewertet werden, aber auch ein höhenverstellbarer Tisch. Kann man nicht jedem Mitarbeiter einen ermöglichen, lohnt es sich, einen als Shared Desk anzuschaffen.“ Zentral seien auch die richtigen Lichtverhältnisse. „Beleuchtung ist für das Wohlbefinden enorm wichtig. Ich rate zu einer guten Raumbeleuchtung samt Arbeitsplatzbeleuchtung und einem indirekten Licht – beispielsweise Deckenfluter.“
Bürostühle sind generell ein heikles Thema. Hier sollte man Mitarbeiter auf jeden Fall miteinbeziehen. Ein ergonomischer Stuhl kann auch schon als Zeichen der Anerkennung gewertet werden, aber auch ein höhenverstellbarer Tisch.

Katharina Wallner
Einrichtungsberaterin
Und wie sieht es mit Farben aus? Hier sollte man sich an das Corporate Design des Firmenlogos halten. „Die Farben und den Stil des Logos kann man in Einzelmöbeln oder der Dekoration aufgreifen. Angenommen ein Betrieb hat ein rotes Logo, dann kann man im Büro Akzente mit einer roten Wanduhr oder einem roten Sessel setzen, während der Rest der Einrichtung in neutralen Tönen gehalten wird. Toll machen sich Firmenlogos auch als Wandbilder. Und: Auch in kleinen Räumen darf man sich etwas gönnen. Ein großer Arbeitstisch, den man auch für Besprechungen nutzen kann, gibt oft mehr her als ein kleiner Tisch samt Couch.“
Was man hingegen vermeiden sollte? „Ich sehe oft, dass alle Möbel an die Wand gestellt werden. Das muss nicht sein. Schön ist es, Räume zu zonieren, um verschiedene Bereiche und eine Struktur zu schaffen. Das geht mit Pflanzen, Teppichen, Raumtrennern oder Lampen.“
Was also tun, um die Akustik zu optimieren? Die einfachste Maßnahme sei laut Einrichtungsberaterin Katharina Wallner, auf Textilien zu setzen. „Mit Stoffen lassen sich glatte Oberflächen in Räumen brechen. Vorhänge muss man nicht zwingend vorm Fenster anbringen, sondern kann sie auch vor eine Wand hängen. Aber auch große Pflanzen oder Möbelstücke können Schall schlucken. Dazu muss man sie vor einer Wand positionieren.“
Neben Akustik sorgt auch das richtige Licht für den Wohlfühlfaktor am Arbeitsplatz. „Speziell geformte Lampenschirme mit einer Filzoberfläche ermöglichen beides“, so Wallner. Daneben könne man sich auch mit akustischen Trennwenden behelfen, die auch als Pinnwände genutzt werden können. „Es gibt viele schöne und günstige Lösungen“, versichert Wallner.