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Buenos Aires / Argentina
© bunusevacb | stock.adobe.com

Zwischen Radikalkur und Raubbau

Vor den Wahlen am 26. Oktober stand Argentiniens Präsident Javier Milei unter Druck. Das färbte auf den Exportmarkt ab. Wie sich nun zeigt, unbegründet. Den Stimmungstest hat der ultraliberale Politiker mit  40 Prozent klar für sich entscheiden können.

Lesedauer: 2 Minuten

Aktualisiert am 27.10.2025

Der Mann polarisiert. Die einen sehen in Javier Milei einen Heilsbringer einer marktwirtschaftlichen Revolution in Argentinen. Die anderen warnen, die Politik des libertären Wirtschaftsprofessors würde zu einem Niedergang der Mittelschicht und sozialem Raubbau bei Pensionisten, Studenten und Behinderten führen. 

Fest steht: Die Radikalkur, die Milei mit Start seiner Präsidentschaft vor bald zwei Jahren – bildgewaltig mit Motorsäge in der Hand – verordnete, zeigt Wirkung. Wirtschaftlich hat das Land tatsächlich in die Wachstumsspur zurückgefunden. Die Hyperinflation – zwischen 2020 und 2024 kletterte die Inflation von 42 Prozent auf 220 (!) Prozent – konnte eingefangen werden und wird heuer bei knapp 36 Prozent zu liegen kommen. 33.000 Staatsbedienstete mussten gehen und auch die Regierung wurde von 18 auf neun Ministerien verkleinert. Ausgabenkürzungen und Deregulierungen führten dazu, dass das zweitgrößte Land Südamerikas das erste Mal seit 2010 einen Budget­überschuss verbuchen konnte. 

Aber die Schocktherapie hat unerwünschte Nebenwirkungen gehabt. Zuletzt mussten die USA mit einem großzügigen Hilfspaket den Währungskollaps abwehren. Das BIP-Wachstum ist unter die Null-Linie abgesunken, die Lage am Arbeitsmarkt bleibt nach Entlassungswellen in der Industrie angespannt, die Konsumausgaben stiegen zwar – aber vor allem deshalb, weil es zum einen eine Amnestie für Schwarzgelder gab, zum anderen die Argentinier versuchen, ihr Geld durch den Kauf werthaltiger Produkte gegen die Inflation abzusichern. Auch die Exporte gingen nicht zuletzt aufgrund der Hartwährungspolitik zurück. Das zeigt sich auch in den direkten Handelsbeziehungen mit Österreich. So sind die Importe aus Argentinien zuletzt von 88 auf 77 Millionen Euro (2024) eingebrochen. Umgekehrt sind Österreichs Exporte nach Argentinien in den letzten fünf Jahren kontinuierlich gestiegen und erreichten zuletzt ein Volumen von 175 Millionen Euro.

Potenzial sieht man im Außenwirtschaftscenter der WKO in Bue­nos Aires – neben den schon jetzt starken Warengruppen Maschinen und mechanische Geräte, pharmazeutische Erzeugnisse, Prüfinstrumente und elektrische Maschinen – vor allem im Bergbau. Argentinien verfügt über die drittgrößten Lithium- und viertgrößten Kupfer-Vorkommen der Welt. Rohstoffe, die am globalen Markt massiv nachgefragt werden. Auch die zuletzt wieder in Bewegung gekommenen Verhandlungen rund um das Mercosur-Abkommen nähren die Hoffnung auf verstäkte bilaterale Geschäfte.


Aargentinien in Zahlen

Hinweis
220 Prozent Inflation wurden vor einem Jahr in Argentinien verbucht. Mittlerweile ist die Teuerungsrate auf „nur“ 36 Prozent gesunken.

98 Millionen Euro betrug im vergangenen Jahr das Außenhandelssaldo Österreichs mit Argetinien.

47,1 Millionen Menschen leben in Argentinien – auf einer Fläche, die 33 Mal so groß ist wie Österreich. 92 Prozent leben in Städten.