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© Thomas Eberharter Photography

200 Jahre Dorfbäck Stumm: Sieben Generationen Brotliebe

Die 200-jährige Geschichte des Dorfbäck Stumm wurde mit viel Energie, unternehmerischer Urkraft, einer schönen Portion Humor und der puren Hingabe zum wichtigsten Nahrungsmittel der Menschen geschrieben. Ein tatkräftiges Kapitel dazu hat Max Wurm, langjähriger Innungsmeister und begnadeter Netzwerker, beigetragen. 2022 konnte er das Familienunternehmen an die siebte Generation übergeben. Er verneigt sich gerne vor „der Jugend“ und sagt: „Die machen das perfekt.“ 

Lesedauer: 4 Minuten

Aktualisiert am 03.12.2025

Wir haben eine Mordsgaudi gehabt. Es war ein großes, schönes Fest“, sagt Max Wurm. Dass er sich gerne an den 9. August 2025 erinnert, ist federleicht nachvollziehbar, war doch dieser sonnige Prachttag jener, an dem der Dorfbäck Stumm sein 200-Jahr-Jubiläum feierte. Ein regelrechtes Dorffest war’s. Ein Dorffest für den Dorfbäck – mit zahlreichen teils aus weiten Fernen angereisten Gratulant:innen und treuen Wegbegleiter:innen, mit Musik, Schießstand, Zuckerwatte und selbstverständlich den Leckereien aus der Backstube des Traditionsunternehmens, das sich seit 1825 um geschmackvoll Ofenfrisches kümmert – anfangs für Stumm und längst für das ganze Zillertal. 

Seit dem Jahr 2022 führt Christina Sailer-Wurm gemeinsam mit ihrem Mann Manuel den "Dorfbäck" und mit Sohnemann Maximilian schnuppert auch die achte Generation schon Backstubenluft.
© Dorfbäck Seit dem Jahr 2022 führt Christina Sailer-Wurm gemeinsam mit ihrem Mann Manuel den „Dorfbäck“ – und mit Sohnemann Maximilian schnupppert auch die achte Generation schon Backstubenluft.

Ein umtriebiges halbes Jahrhundert lang haben Max und seine Frau Gerti Wurm den Dorfbäck Stumm geführt, erweitert sowie für die nächsten Generationen modernisiert. Dass sich der Seniorchef vor allem über den Jubiläums-Festbesuch der beiden, in den Backstuben des Landes als Legenden bekannten Berufsschullehrer Johann Sandbichler und Hannes Payer freute, liegt daran, dass die Arena seines Schaffens nicht „nur“ die eigene Bäckerei gewesen war, sondern gewissermaßen alle Backstuben Tirols und darüber hinaus. Viele Jahre lang war Max Wurm als Innungsmeister der Tiroler Bäcker und als Bundesinnungsmeister-Stellvertreter für das gesamte Lebensmittelhandwerk tätig gewesen. Als leidenschaftlicher Brot-Botschafter hatte er eng mit den beiden Berufsschullehrern zusammengearbeitet. „Ihr Besuch hat mich wirklich sehr gefreut“, sagt der 75-Jährige. 

Jahrtausende altes Wissen

Runde Geburtstage sind immer ein Highlight für Unternehmen. Der „Zweihunderter“ des Dorfbäck Stumm sticht jedoch besonders hervor. Eben weil das Bäckereihandwerk durch die höchst lieblose, traditionelle Wurzeln kappende und den für das Ergebnis so entscheidenden Faktor Zeit brutal minimierende Industrialisierung arg unter Druck geraten ist. Beim Dorfbäck wird das wertvolle, über Jahrtausende gewachsene Wissen um die Geheimnisse der richtig guten Brotherstellung erfolgreich weiter zelebriert. Max Wurm: „Ja, die Grundgeschichte bleibt immer gleich.“ 

Immer gleich faszinierend bleibt ja auch die Frage, wie die Menschen in den unterschiedlichsten Erdteilen auf die Idee gekommen sind, Getreide zu mahlen, es mit Wasser und irgendwann auch mit einem Triebmittel zu vermischen und den Teig mit Hitze in das wichtigste Nahrungsmittel der Menschen zu verzaubern. Der älteste gefundene Brotrest wird mit einem Alter von 14.400 Jahren datiert. Brot ist nicht nur Grundnahrungsmittel, sondern auch Symbol und Kulturgut. Es soll um die 500 Sprichwörter zu Brot geben und das vielleicht wichtigste dieser nahrhaften Erfolgsgeschichte ist, dass Brot nicht nur satt macht, sondern richtig gut schmecken kann. Dann jedenfalls, wenn’s nach den alten Regeln dieser Handwerkskunst hergestellt wird. 

Verwurzelte Brotliebe

Den Grundstein dafür, dass genau das bereits in siebter Generation in Stumm passieren kann, hatte Matthias Kolb gelegt. Ab 1825 begann der Landwirt täglich noch ein bisschen früher aufzustehen, um in der kleinen Küche seines Hofes in Stumm Brot für die Menschen seiner Heimatregion zu backen. Der landwirtschaftliche Betrieb stand auch für seine Nachfolger – Sohn Peter und Enkelsohn Johann Kolb – noch klar an erster Stelle, doch begann die Leidenschaft für das Bäckereihandwerk über die Jahrzehnte immer stärkere Wurzeln zu schlagen und mit Max Kolb – dem Urenkel des Gründers – erlebte die Bäckerei ihren ersten schönen Aufschwung. 

1933 wurde die Backstube ausgebaut und Max’ Tochter Anna war die treibende Kraft hinter der Entscheidung, einen Verkaufsraum zu bauen und den Brotladen zusammen mit ihrer Mutter Maria mit Leben zu füllen. 

Nach ihrer Heirat mit Zimmermeister Johann Wurm, der bald den Zimmerei-Betrieb „Holzbau Wurm“ gründete, wuchs nicht nur der Erfolg des Familienbetriebs, sondern bald auch die Familie selbst. Denn 1950 kam Max Wurm auf die Welt, die für ihn früh schon in Mehl gehüllt war. „Dass ich Bäcker werden würde, war von Anfang an klar. Schon als ich vier oder fünf Jahre alt war, haben sie mir einen weißen Stofffetzen umgehängt und ein weißes Kapperl aufgesetzt“, erzählt Max Wurm. Die Backstube war sein Kindergarten, früh aufstehen kein Problem für ihn und die Lust, den Teig in Form zu bringen, schon ziemlich groß als er noch ziemlich klein war: „Ich bin dann beim Opa in die Lehre gegangen und wenn ich ausgegangen bin und den Opa im Gasthaus getroffen habe, hat er zu seinen Stammtisch-Kollegen gesagt: Das wird mein Nachfolger. Damit war alles klar.“

"Der Dorbäck" ist aus der Zillertaler Gemeinde Stumm nicht wegzudenken.
© Dorfbäck Beim großen Fest zum 200-jährigen Jubiläum freute sich Senior-Chef Max Wurm mit seiner Frau Gerti besonders über den Besuch der Berufsschullehrer Johann Sandbichler (l.) und Hannes Payer (2.v.r.) sowie deren Gattinnen.

Duftendes Familienreich 

Ja, das war’s, hat Max diese Nachfolge doch schon 1972 – im Alter von 21 Jahren – angetreten, um bald zusammen mit seiner nicht minder energiegeladenen Frau Gerti an einem feinen, stets nach frischem Brot duftenden Familienreich zu werkeln und nicht nur das Sortiment oder den zwischenzeitlich an technischen Finessen reichen Maschinenpark, sondern auch die Standorte um Filialen in Aschau und Fügen zu vermehren. „Bei der Expansion haben alle mitgeholfen. Meine Frau hat da ins gleiche Horn geblasen“, erzählt Max Wurm mit leicht verschmitztem Unterton und betont mit väterlichem Stolz: „Mein Highlight ist die Jugend. Meine Tochter Christina und mein Schwiegersohn Manuel machen das perfekt. Ich habe ihnen den Betrieb 2022 übergeben.“ 

Dass die 1986 geborene Christina Wurm „ihren“ Manuel Sailer in der Bäckermeister-Schule in Wels kennen- und lieben gelernt hat, ist mit Sicherheit ein Zuckerguss-Kapitel der Familiengeschichte. 2019 wurde ihr Sohn Maximilian Sailer-Wurm geboren und mit ihm bekam dieses Kapitel ein quirliges Sahnehäubchen – mit dem Potenzial, die Familientradition vielleicht in die achte Generation zu führen. Beim Blick auf die lange Geschichte, die schönen Erfolge und „die Jugend“, die ihre Aufgabe als Nahversorger mit hohem Qualitätsanspruch erfüllt, sagt der Seniorchef: „Das macht mich glücklich.“ Besser geht’s nicht.

Alle Informationen unter: www.dorfbaeck.at

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