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Eine Person steht neben einer niedrigen Kühltheke, in der verschiedene Käsesorten liegen. Neben der Person ist ein befüllter Einkaufswagen. Hinter der Kühltheke steht eine Person mit Schürze und Handschuhen, die einen Käse hält
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Lebensmittelpreise unter Druck: Teuerung an der Wurzel bekämpfen

„Wer die Preise für Lebensmittel nachhaltig senken will, muss dort ansetzen, wo die Kosten tatsächlich entstehen“, betont Patricia Sepetavc, Gremialobfrau des Tiroler Lebensmittelhandels in der Wirtschaftskammer Tirol, und warnt vor verkürzten Darstellungen, die zentrale Kostentreiber wie höhere Energie- und Personalkosten, strengere Lieferbeschränkungen oder die besonderen logistischen Herausforderungen in Österreich ausblenden.

Lesedauer: 2 Minuten

13.08.2025

Wer über Lebensmittelpreise in Österreich spricht, muss die tatsächlichen Rahmenbedingungen kennen, sonst kommt man zu falschen Schlüssen“, unterstreicht Patricia Sepetavc. Anlass für ihre Klarstellung sind erneut geführte Preisvergleiche zwischen Österreich und seinen Nachbarländern, die zentrale Faktoren ausblenden.

„Solche statistischen Erhebungen sind irreführend, weil sie entscheidende Kostentreiber in Österreich ignorieren“, erklärt Sepetavc weiter. Zu diesen Kostentreibern zählen gestiegene Energiepreise, hohe Personalkosten im europäischen Vergleich sowie territoriale Lieferbeschränkungen. Letztere verhindern, dass österreichische Handelsunternehmen identische Markenprodukte zu denselben Konditionen wie ihre Mitbewerber:innen einkaufen können. „Das ist ein klarer Wettbewerbsnachteil und widerspricht dem Geist des EU-Binnenmarktes“, argumentiert Lorenz Wedl, Gremialobfrau-Stellvertreter des Tiroler Lebensmittelhandels.

Auch die Struktur des heimischen Lebensmittelmarktes unterscheidet sich grundlegend von denen unserer Nachbarländer. Österreich ist ein deutlich kleinerer Absatzmarkt, was die Verhandlungsmacht gegenüber internationalen Markenproduzent:innen reduziert. Hinzu kommt eine wesentlich höhere Filialdichte, um auch ländliche Regionen flächendeckend zu versorgen. Ein Modell, das in topografisch anspruchsvollen Regionen wie Tirol mit einem erheblichen Mehraufwand an Logistik- und Betriebskosten verbunden ist.

Teuerung beginnt lange vor dem Supermarktregal

Dabei steht für den Tiroler Lebensmittelhandel fest: Die Teuerung der Lebensmittel beginnt lange vor dem Supermarktregal. „Wir sehen Preissteigerungen zuerst entlang der gesamten Lieferkette, bevor sie sich bei uns niederschlagen – nicht umgekehrt“, betont Lorenz Wedl.

Die Gründe dafür verortet Wedl entlang der gesamten Wertschöpfungskette: steigende Energie- und Rohstoffpreise, höhere Löhne, teurere Transportwege und klimabedingte Produktionsausfälle. Ob Rindfleisch, Milchprodukte oder importierte Rohstoffe wie Kaffee und Kakao: Die Mehrkosten dieser Produkte entstehen auf internationalen Märkten, auf die der österreichische Handel keinen Einfluss hat.

Rabatte und Aktionen verzerren Statistik

Ein weiterer Aspekt, der in internationalen Preisvergleichen kaum Beachtung findet, ist der hohe Anteil an Rabattaktionen. „In Österreich haben wir einen wesentlich höheren Aktionsanteil als etwa in Deutschland. Das heißt: Wer hierzulande zum regulären Preis vergleicht, übersieht, dass viele Kund:innen dank vieler über das Jahr verteilter Aktionen deutlich günstiger einkaufen“, erläutert Sepetavc. Preisreduktionen von 25 % oder mehr seien im österreichischen Handel alltäglich, würden aber in den gängigen statistischen Vergleichen oft nicht eingerechnet.

Regionale Strukturen stärken

Auch Lorenz Wedl sieht den heimischen Handel zu Unrecht in der Rolle des Preistreibers: „Wir arbeiten mit durchschnittlichen Umsatzrenditen von unter 1,5 %. Gewinne entstehen fast ausschließlich über die Menge. Das heißt: Jede Kostensteigerung schlägt unmittelbar auf die Preise durch. Nicht weil wir es wollen, sondern weil wir es müssen.“

Das Ziel müsse es sein, regionale Strukturen zu stärken, die Nahversorgung langfristig zu sichern und gleichzeitig faire Preise zu ermöglichen. Dabei sind sich Sepetavc und Wedl einig: „Wer nachhaltige Entlastung will, muss die Ursachen der Teuerung an ihren Wurzeln angehen. Wir brauchen Reformen, die Planungssicherheit für alle Akteur:innen entlang der Wertschöpfungskette schaffen. Vom landwirtschaftlichen Betrieb bis zum Supermarktregal“.

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