Daniel bei der präzisen Holzbearbeitung. Sein handwerkliches Können für den Werkstoff Holz ist in jedem Arbeitsschritt sichtbar.
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Lehre nach der Handelsschule: Im Handwerk Wurzeln schlagen

Handelsschule – und was nun? Daniel Erler aus Gallzein hat sich für eine Doppellehre im handwerklichen Bereich entschieden. Ein Modell, das auch für Tiroler Betriebe zunehmend an Bedeutung gewinnt.

Lesedauer: 3 Minuten

Aktualisiert am 22.04.2025

Daniel Erler ist 19 Jahre jung und hat die Sporthandelsschule in Stams absolviert. Danach entschied er sich bewusst für einen Wechsel vom Klassenzimmer auf die Baustelle. Obwohl seine schulische Ausbildung im kaufmännischen Bereich lag, spürte er frühzeitig eine starke Affinität zur praktischen Arbeit. Bereits als Kind half er seinem Vater in der Werkstatt und im Ziegenstall mit. „Für mich war klar: Ich will an die frische Luft und mit den Händen etwas schaffen“, erzählt der leidenschaftliche Skifahrer mit einem Lächeln, der seine Leidenschaft für das Praktische wohl von seinem Vater geerbt hat. Bis heute kümmert er sich mit großer Hingabe in seiner Freizeit um rund 60 Stück Geißen – sein größtes Hobby.

HASCH-Absolvent Daniel Erler mit seinem Chef Michael Eberharter. 3. Daniel bei der präzisen Holzbearbeitung. Sein handwerkliches Können für den Werkstoff Holz ist in jedem Arbeitsschritt sichtbar.
© WK Tirol HASCH-Absolvent Daniel Erler mit seinem Chef Michael Eberharter.


Vom Klassenzimmer auf die Baustelle

Der Einstieg in die Doppellehre als Zimmerer und Hochbauer bei Holzbau Eberharter in Reith im Alpbachtal bedeutete eine große Umstellung. „Die erste Woche bin ich jeden Tag um 20 Uhr schlafen gegangen. Aber dann wurde es von Woche zu Woche besser, und ich bin immer kräftiger geworden“, berichtet Daniel schmunzelnd. Sein Arbeitstag beginnt täglich um 7 Uhr – aktuell arbeitet er an einem Laufstall in Schlitters. „Heute habe ich den Futtertisch und die Güllegrube geschalt“, freut sich der Lehrling über die abwechslungsreiche Tätigkeit. Besonders schätzt er das sichtbare Ergebnis seiner Arbeit: „Jeden Abend sehe ich, was ich geleistet und gebaut habe.“

Doppellehre als Erfolgsmodell

Bei Holzbau Eberharter hat sich die Doppellehre zum Zimmerer und Hochbauer als bewährtes Modell etabliert. Der familiengeführte Betrieb mit Sitz in Reith im Alpbachtal wurde 2008 von Michael Eberharter gegründet und entwickelte sich seither von einem kleinen Zimmereibetrieb zu einem Unternehmen mit 52 Mitarbeitenden – darunter 15 Lehrlinge, vorrangig im Holz- und Hochbau. „Viele Jugendliche entscheiden sich bewusst für einen Handwerksberuf, weil sie gerne praktisch arbeiten, sichtbare Ergebnisse schaffen und die körperliche Tätigkeit als sinnstiftend empfinden“, so Inhaber Michael Eberharter.

HASCH-Absolvent Daniel Erler mit seinem Chef Michael Eberharter. 3. Daniel bei der präzisen Holzbearbeitung. Sein handwerkliches Können für den Werkstoff Holz ist in jedem Arbeitsschritt sichtbar.
© WK Tirol Daniel Erler und Geschäftsführer Martin Eberharter bei der Arbeit in der modernen Werkstatt von Holzbau Eberharter – Teamarbeit, Präzision und Innovationsgeist im Tiroler Holzbauhandwerk.


Eberharter legt besonderen Wert auf die persönliche Reife seiner Lehrlinge: „Mir ist wichtig, dass die Jugendlichen gute Manieren und Anstand haben. Dass sie ordentlich grüßen und sich gut ins Team einfügen können.“ Die Doppellehre befähigt Daniel Erler, flexibel in verschiedenen Gewerken eingesetzt zu werden – ein großer Vorteil für den betrieblichen Alltag. „Mit der Doppellehre sind die Jugendlichen vielseitiger einsetzbar“, so Eberharter. Diese Vielfalt ermöglicht es ihm, verschiedene Bereiche des Bauhandwerks kennenzulernen und sich ein breites fachliches Fundament anzueignen.

Handelsschul - Absolvent : innen verstärken die Lehre

Immer mehr Absolventinnen und Absolventen von Handelsschulen entscheiden sich für eine handwerkliche Ausbildung. Sie bringen neben ihrem kaufmännischen Wissen auch wichtige persönliche Kompetenzen mit: Kommunikationsstärke, Organisationsfähigkeit und Verantwortungsbewusstsein. Zudem gibt es die Möglichkeit, die Lehrzeit um ein Jahr zu verkürzen. Diese Fähigkeiten erleichtern den Einstieg ins Berufsleben und ermöglichen eine schnelle Integration ins Team. „Natürlich sind bei Lehrlingen, die bereits eine Handelsschule abgeschlossen haben, die sozialen Fähigkeiten meist besser ausgeprägt. Auch ist es ein Vorteil, wenn sie schon 18 Jahre alt sind, einen Führerschein besitzen und Maschinen selbstständig bedienen dürfen“, erklärt Michael Eberharter.

2. Mit voller Konzentration bei der Arbeit.
© WK Tirol Daniel mit voller Konzentration bei der Arbeit.


Perspektiven nach der Lehre

Für viele Lehrlinge bei Holzbau Eberharter ist mit dem Lehrabschluss noch lange nicht Schluss. Rund zwei Drittel bleiben nach der Ausbildung im Unternehmen und setzen ihren beruflichen Weg dort fort. Manche entscheiden sich für die Polierschule, andere nutzen interne und externe Weiterbildungsangebote – aktiv unterstützt vom Betrieb. „Weiterbildung ist ein großes Thema bei uns im Betrieb. Stehenbleiben geht nicht. Alle Mitarbeitenden nehmen regelmäßig an Schulungen und Kursen teil“, so Eberharter.

Auch Daniel Erler blickt zuversichtlich in die Zukunft. Konkrete Pläne hat er noch keine, doch seine Ausbildung gibt ihm das nötige Rüstzeug: „Einfach probieren und schauen, ob es zu einem passt. Man hat absolut nichts zu verlieren“, rät er anderen Jugendlichen, die über eine Lehre nach der Handelsschule nachdenken.

Weitere Informationen unter: www.holzbau-eberharter.at

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