
TINIP 2025: HTL Anichstraße überzeugt mit KI-Sprachassistenten
Bereits zum 16. Mal wurde der Tiroler Nachwuchs-Ingenieurpreis vergeben. Prämiert wurden herausragende Abschlussarbeiten von Schülerinnen und Schülern der Maturajahrgänge 2024/25 aus den Tiroler HTL.
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„Der Tiroler Nachwuchs-Ingenieurpreis – kurz TINIP – bringt engagierte und kreative Schülerinnen und Schüler auf die Bühne, die mit ihren Projekten Außergewöhnliches geleistet haben. Die hohe Motivation und Einsatzbereitschaft der Teilnehmenden ist besonders hervorzuheben – sie haben ihr in der Schule erworbenes Wissen mit bemerkenswerter Praxisnähe und technischem Geschick umgesetzt“, eröffnete Martin Nothdurfter, neuer Fachgruppenobmann der Ingenieurbüros in der Tiroler Wirtschaftskammer, zum ersten Mal die feierliche Preisverleihung.
Der TINIP wurde von der Fachgruppe Ingenieurbüros der Tiroler Wirtschaftskammer gemeinsam mit der Bildungsdirektion Tirol ins Leben gerufen. Ziel ist es, die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Bildung zu fördern und die Rolle der Höheren Technischen Lehranstalten (HTL) als zentrale Ausbildungsstätten für qualifizierte technische Berufe sichtbar zu machen.
WK-Präsidentin Barbara Thaler gratulierte allen Ausgezeichneten mit wertschätzenden Worten: „Ich gratuliere den Preisträgerinnen und Preisträgern sehr herzlich zu ihrem großartigen Erfolg und danke ihnen für ihr beeindruckendes Engagement. Gleichzeitig möchte ich alle jungen Talente dazu ermutigen, ihren Weg entschlossen weiterzugehen und ihre Visionen mit Mut und Kreativität zu verwirklichen. Wir als Tiroler Wirtschaftskammer sind überzeugt, dass unsere jungen Ingenieurinnen und Ingenieure die Zukunft aktiv mitgestalten werden – mit Innovationskraft, Lösungsorientierung und einem wertvollen Beitrag zur wirtschaftlichen Weiterentwicklung unseres Landes.“
Auch Bildungslandesrätin Cornelia Hagele betonte die Relevanz zukunftsweisender Ausbildungswege: „Mit innovativen und praxisnahen Ausbildungen im technisch-naturwissenschaftlichen Bereich, stellen wir uns erfolgreich den Anforderungen von morgen. Die zahlreichen hochqualifizierten Einreichungen zum TINIP zeigen eindrucksvoll, wie intensiv an den Tiroler HTL gearbeitet wird und welche exzellenten Fachkräfte dort hervorgebracht werden. Mit Auszeichnungen wie dem TINIP gelingt es uns, junge Menschen für Technikberufe zu begeistern und frühzeitig als Fachkräfte der Zukunft zu gewinnen.“
Begeistert von den eingereichten Arbeiten zeigte sich auch Sybille Regensberger, Obfrau der Sparte Information und Consulting in der Tiroler Wirtschaftskammer: „Diese jungen Talente sind die Zukunft unserer Wirtschaft. Sie tragen wesentlich dazu bei, den Standort Tirol innovativ, nachhaltig und wettbewerbsfähig zu gestalten. Ihre Projekte beweisen, wie wichtig es ist, jungen Menschen Raum zur Entfaltung ihrer Fähigkeiten zu geben und sie auf ihrem Entwicklungsweg zu begleiten.“
Die eingereichten Projekte wurden in fünf verschiedenen Kategorien bewertet und spiegeln die große Bandbreite technischer Ausbildung sowie den hohen Qualitätsanspruch der Tiroler HTL eindrucksvoll wider.
Sieger des TINIP 2025 sind Manuel Raffl, Fabian Leitner, Masood Muradi und David Zumtobel von der HTL Anichstraße in Innsbruck. Die vier Schüler haben in der Kategorie Maschinenbau und IT einen nachhaltigen Sprachassistenten umgesetzt. Mit „LUMI“ entwickelten sie einen innovativen Sprachassistenten, der moderne Künstliche Intelligenz, semantische Suche und lokale Datenverarbeitung in einem nachhaltigen Gesamtkonzept vereint. Die modulare Architektur ermöglicht eine flexible Erweiterung – etwa für Verkehrsinfos, barrierefreie Anwendungen oder Bildung. Besonders hervorzuheben ist die lokale Verarbeitung sensibler Daten ohne Cloud-Anbindung sowie der Einsatz modernster Verschlüsselung – ganz im Sinne von Datenschutz und Datensicherheit.

Klaus Vogler, Juryvorsitzender und Vertreter der Bildungsdirektion Tirol, gratulierte den Preisträgern und begründete die Entscheidung: „LUMI überzeugt durch eine komplexe Systemarchitektur mit einem hochaktuellen Technologie-Stack, lokaler KI-Infrastruktur und modularem Aufbau. Es ist technisch am Puls der Zeit, adressiert den Wunsch, Daten nicht aus der Hand zu geben, und setzt dabei bewusst auf Open-Source. Ein Projekt mit klarem gesellschaftlichem Mehrwert.“
Die weiteren Kategoriesieger sind:
Kategorie Bautechnik
Paul Mörtenschlag, Christian Weber und Selim Yilmaz von der HTL Imst überzeugten mit ihrem innovativen Projekt „Nachverdichtung und Umgestaltung Hofer-Areal Brennbichl“. Im Mittelpunkt steht die Neugestaltung eines bislang eingeschossigen Lebensmittelmarktes mit großflächigem Parkplatz in Imst. Ziel ist es, das Areal in einen modernen, vielseitig nutzbaren Gebäudekomplex zu verwandeln, der Wohnen, Arbeiten und Freizeitangebote unter einem Dach vereint. Besonderen Wert legen die drei angehenden Techniker auf eine nachhaltige Bauweise. Geplant ist eine robuste Stahlbeton-Grundstruktur, die durch flexible Trockenbauwände ergänzt wird – ein Konzept, das nicht nur ökologisch, sondern auch anpassungsfähig und zukunftsorientiert ist.

Kategorie Mechatronik
Maximilian Wander und Sebastian Gmach von der HTL Anichstraße entwickelten mit ihrem Projekt „Pipistrello“ ein intelligentes Navigationssystem, das sehbeeinträchtigten Menschen mehr Unabhängigkeit im Alltag ermöglichen soll. Die zentrale Frage ihres Projekts: Wie können Hindernisse intuitiv wahrgenommen werden, ohne auf einen Blindenstock oder externe Hilfe angewiesen zu sein? Die Lösung: Ein modifizierter Operationshelm, der mit fünf Ultraschallsensoren ausgestattet ist. Diese erkennen in Echtzeit Hindernisse in der Umgebung und leiten die Informationen über eine binaurale Audioausgabe direkt an die Nutzerinnen und Nutzer weiter. Gesteuert wird das System durch moderne Mikrocontroller-Technologie. „Pipistrello“ ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie technische Innovation Barrieren abbauen und die Lebensqualität nachhaltig verbessern kann.

Kategorie Chemie
Zeynep Erdogan, Elina Heigenhauser und Isabella Pichler von der HTL Kramsach widmeten sich in ihrem Projekt der Entwicklung innovativer Katalysatoren auf Perowskit-Basis. Unter dem Titel „Synthese von Kupfer-Perowskiten für die Methanolsynthese“ untersuchten sie das Potenzial dieser Materialien für nachhaltige chemische Prozesse – insbesondere zur Umwandlung von CO₂ in Methanol. Perowskit-Katalysatoren gelten in der Umwelt- und Nachhaltigkeitsforschung als vielversprechend. Durch die gezielte Dotierung mit Nanopartikeln unterschiedlicher Metalle, lassen sich ihre katalytischen Eigenschaften weiter optimieren. Für die Herstellung der Kupfer-Perowskite kam das Pechini-Verfahren zum Einsatz – eine erprobte Methode zur präzisen Materialsteuerung auf molekularer Ebene. Entscheidend für die spätere Anwendung als Katalysator ist die sogenannte Phasenreinheit der erzeugten Materialien, die im Projekt mithilfe von Röntgenbeugungsanalysen überprüft wurde. Das Projekt zeigt eindrucksvoll, wie wissenschaftlich fundiertes Arbeiten bereits auf Schulniveau einen Beitrag zur Lösung globaler Herausforderungen leisten kann.

Kategorie Design
Robin Horngacher und Nico Rameder von der HTL Bau Informatik Design in Innsbruck stellen mit ihrem Projekt „Reconnect“ ein wichtiges gesellschaftliches Thema in den Mittelpunkt: die zunehmende Abhängigkeit von Smartphones. Ziel des Projekts ist es, das Bewusstsein für die negativen Auswirkungen exzessiver Smartphone-Nutzung zu schärfen und konkrete Wege aufzuzeigen, wie ein gesunder Umgang mit digitalen Medien gelingen kann. „Reconnect“ besteht aus zwei zentralen Bausteinen: einer umfassenden Awareness-Kampagne sowie einem praxisorientierten Leitfaden, der Betroffenen und Interessierten Hilfestellung bietet. Die beiden Schüler setzen dabei auf Information, Reflexion und praktische Tipps, um insbesondere junge Menschen zu motivieren, ihre Mediengewohnheiten zu hinterfragen und bewusst Pausen im digitalen Alltag einzulegen. Mit ihrem Projekt leisten sie einen wertvollen Beitrag zu mehr digitaler Achtsamkeit und mentaler Gesundheit.

Sonderpreis
Marian Spörr und Paul Schiener von der HTL Anichstraße in Innsbruck entwickelten im Rahmen ihres Abschlussprojekts eine funktionstüchtige Unterwasserdrohne – ein spannendes Beispiel für angewandte Technik mit hohem Innovationspotenzial. Das Herzstück des Fahrzeugs bildet eine wasserdichte Aluminiumröhre, in der die gesamte Elektronik und Steuerungseinheit sicher untergebracht ist. Umgeben wird diese von einem schützenden Kunststoffgehäuse, das nicht nur die restlichen Komponenten trägt, sondern der Drohne auch ihre hydrodynamische Form verleiht. Angetrieben wird die Unterwasserdrohne von insgesamt fünf Motoren: Zwei davon ermöglichen die horizontale Bewegung, drei weitere sorgen für die vertikale Steuerung. Gesteuert wird das Fahrzeug über einen Controller, während eine integrierte Videoübertragung eine präzise Überwachung und Navigation unter Wasser erlaubt. Das Projekt zeigt eindrucksvoll, wie technisches Know-how und kreatives Engineering zu praxisnahen Lösungen führen können – auch unter der Wasseroberfläche.

Insgesamt wird von der Jury je Kategorie ein Projekt nominiert. Diese Nominierten erhalten neben der Nominierungsurkunde jeweils einen Preisgeldscheck in Höhe von 1.000 Euro. Der TINIP-Sieger erhält neben der Siegerurkunde zusätzlich noch einmal 1.000 Euro Preisgeld.
Der TINIP 2025 wurde live übertragen und aufgezeichnet. Hier zum Nachschauen: