Tiroler Bankenstudie 2025: Zwischen digitalem Wandel und "Vorsorge-Paradoxon"
Die Tiroler Bankenstudie 2025, durchgeführt von Ipsos Austria im Auftrag der Sparte Bank und Versicherung, liefert aufschlussreiche Einblicke in das Finanzverhalten, die Einstellungen und die Erwartungen der Tiroler Bevölkerung. Zentrale Erkenntnis: Während das Vertrauen in die Hausbank weiterhin hoch ist, steigen die Anforderungen an Beratung, digitale Angebote und strategische Begleitung – vor allem beim Thema Altersvorsorge.
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„Die Tirolerinnen und Tiroler schätzen ihre Bank als stabilen Anker in einem komplexer werdenden Umfeld. Gleichzeitig zeigt sich, dass klassische Sparformen an Bedeutung verlieren und das Interesse an Sachwerten und Kapitalmarktprodukten wächst. Unsere Aufgabe ist es, diese Entwicklungen ernst zu nehmen und die Menschen aktiv zu begleiten“, betont Patrick Götz, Obmann der Sparte Bank und Versicherung, bei der Präsentation der aktuellen Studienergebnisse in der Wirtschaftskammer Tirol.
Tatsächlich zeichnet sich beim Anlageverhalten ein deutlicher Wandel ab: Das klassische Sparbuch, einst Grundpfeiler der Geldanlage, wird nur noch von 25 Prozent der Befragten als attraktiv eingeschätzt. Ähnliches gilt für den den Bausparvertrag, der auf 26 Prozent kommt. Dagegen gewinnen Sachwerte massiv an Bedeutung – Gold liegt mit 41 Prozent erstmals an der Spitze der beliebtesten Anlageformen, dicht gefolgt von Immobilien mit 40 Prozent. Auch Wertpapiere können sich laut Studie behaupten: Aktien liegen bei 30 Prozent, Investmentfonds bei 23 Prozent. Diese Entwicklung weist darauf hin, dass ein wachsender Teil der Bevölkerung bereit ist, sich mit renditestärkeren, kapitalmarktgestützten Anlageformen auseinanderzusetzen.
Herausforderung Altersvorsorge
Besonders augenfällig ist allerdings, dass trotz dieser Entwicklung ein sogenanntes „Vorsorge-Paradox“ besteht: Obwohl 75 Prozent der Befragten die private Altersvorsorge für sehr oder ziemlich wichtig halten und sogar 88 Prozent zustimmen, dass sie unerlässlich für die Erhaltung des Lebensstandards im Alter ist, setzen noch immer 46 Prozent auf das Sparbuch als bevorzugte Vorsorgeform. Erst mit deutlichem Abstand folgen Wertpapiere (30 Prozent) und private Pensionsversicherungen (18 Prozent). Studienautor Alexander Zeh von Ipsos Austria erklärt dazu: „Die Tiroler Bevölkerung ist sich der Herausforderungen rund um die Altersvorsorge bewusst, doch vielfach fehlt es an konkretem Handeln mit langfristig geeigneten Produkten. Hier liegt eine große Chance für die Banken, Beratung neu zu denken und proaktiv tätig zu werden.“ Spartenobmann Götz sieht in diesem Zusammenhang aber auch großen politischen Handlungsbedarf: "Vieles spricht dafür, eine verpflichtende betriebliche Altersvorsorge in Österreich schnellstmöglich zu etablieren. Dass dieses Modell, das laut Studie von 67 % der Tirolerinnen und Tiroler befürwortet wird, gut funktionieren kann, zeigt ein Blick in die Schweiz. Dort wurde die sogenannte 2. Säule der Altersvorsorge, finanziert durch Beiträge von Arbeitnehmern und Arbeitgebern, vor mittlerweile 40 Jahre obligatorisch eingeführt und trägt maßgeblich dazu bei, den Lebensstandard im Alter abzusichern."
Hohes Vertrauen in die Hausbank
Unterdessen verdeutlicht die Tiroler Bankenstudie 2025, dass das Vertrauen in die eigene Bank nach wie vor wesentlich höher ist als jenes in den Bankensektor insgesamt. 66 Prozent der Tirolerinnen und Tiroler geben an, ihrer Hauptbank (eher) zu vertrauen, während dieser Wert für den Sektor insgesamt bei 52 Prozent liegt. Auch die Zufriedenheit mit der eigenen Bank ist mit 70 Prozent weiterhin hoch – wenngleich der Trend hier leicht rückläufig ist. Der persönliche Kontakt zur Bankberaterin bzw. zum Bankberater bleibt dabei ein zentraler Faktor: 52 Prozent suchen hier gezielt Informationen, 45 Prozent konkrete Empfehlungen. Digitale Quellen, Freunde oder Familie spielen eine deutlich geringere Rolle.
Es wird digitaler
Eine differenzierte Entwicklung zeigt sich bei der Nutzung digitaler Bankangebote. Standardisierte Anwendungen wie Online-Zahlungsverkehr sind mit einer Nutzungsrate von 68 Prozent längst etabliert. Starken Zuwachs verzeichnen biometrische Authentifizierungsverfahren, die von 30 Prozent im Jahr 2023 auf 47 Prozent im Jahr 2025 gestiegen sind. Die elektronische Unterschrift legt ebenfalls zu. Zukunftsthemen wie Chatbots oder Robo-Advisors sind hingegen noch Nischenangebote, stoßen bei einem Teil der Bevölkerung jedoch auf zunehmendes Interesse. Gleichzeitig gibt es eine hartnäckige Gruppe von Skeptikerinnen und Skeptikern, die digitalen Lösungen grundsätzlich ablehnend gegenübersteht.
Klare Handlungsanleitungen
Damit liefert die Tiroler Bankenstudie mit ihren Ergebnissen nicht nur eine Momentaufnahme, sondern auch klare Handlungsanleitungen für die Zukunft. „Unsere Kundinnen und Kunden erwarten sich, heute mehr denn je, Orientierung. Sie wollen Sicherheit, aber auch moderne Lösungen. Für uns als Banken bedeutet das: Wir müssen digitale Angebote sinnvoll integrieren und gleichzeitig unsere Stärke in der persönlichen Beziehung weiter ausbauen“, ist Branchensprecher Patrick Götz überzeugt.
Bild oben: Alexander Zeh (l.) von Ipsos Austria und Spartenobmann Patrick Götz (r.) präsentierten die Ergebnisse der Tiroler Bankenstudie 2025.