Fahrzeughandel in Niederösterreich nimmt wieder Fahrt auf.
© Adobe Stock

NÖ Fahrzeughandel nimmt wieder fahrt auf

Teuerung. Hohe Energiepreise. Großer Aufholbedarf nach der Pandemie. Die Situation für den heimischen Fahrzeughandel ist schwierig, die individuelle Mobilität wird immer teurer. Dennoch: Die Zulassungszahlen steigen und die NÖ Betriebe sind gut aufgestellt und zeigen sich optimistisch.

Lesedauer: 2 Minuten

Aktualisiert am 21.02.2024

„Kompakte SUVs sowie A Segment Modelle“, sagt Gernot Wiesinger, Inhaber von Auto Wiesinger mit Standorten in Mistelbach und Gänserndorf, und tritt von seinem Büro in den großen, lichtdurchfluteten Verkaufsraum. „Das wird derzeit am meisten nachgefragt. Wir bemerken aber auch eine gewisse ,Auferstehung‘ bereits totgeglaubter Modelle wie Limousinen, Kombis oder MPVs.“

Autofahrer müssen entlastet werden.

Neuzulassungen gestiegen

Nach schwierigen Jahren für die Automobilbranche konnten die Neuzulassungen in Österreich 2023 wieder zulegen – um 11,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. „Wir liegen aber weiterhin unter dem Vorkrisenniveau. Der Anstieg im vergangenen Jahr ist großteils auf Nachziehkäufe zurückzuführen“, weiß Wolfgang Schirak, Obmann des NÖ Fahrzeughandels. Es bestehe nach wie vor Aufholbedarf, „hier muss es auch von Seiten der Politik Unterstützung für die Automobilbranche – einem wichtigen Wirtschaftssektor – geben.“ Jeder 12. erwirtschaftete Euro in Österreich sei direkt oder indirekt auf die Automobilwirtschaft zurückzuführen, konkretisiert der Obmann und betont: „Autofahrer müssen entlastet werden. Denn die Erhöhung der NoVA und die CO2-Bepreisung befeuern die Kaufzurückhaltung der Konsumenten zusätzlich.“ Und, gibt Schirak zu bedenken, eine weitere Veralterung des Fahrzeugbestandes verlangsame auch die CO2-Reduktion.

„Wenn alle Industrieprodukte und Konsumgüter nur eine ähnliche Entwicklung der CO2-Senkung erreicht hätten wie das Auto, wären wir gewissen Zielen bereits näher“, meint auch Gernot Wiesinger und nickt seiner Mitarbeiterin hinter dem Tresen zu. Er führt das Weinviertler Unternehmen, 1982 gegründet, in zweiter Generation und beschäftigt 110 Mitarbeiter, darunter 20 Lehrlinge.
Gerade im Privatkundenbereich sei ein großer Rückstau bei Neuanschaffungen entstanden, „diesen gilt es jetzt aufzuholen und bestmöglich zu nutzen. Dafür sehen wir uns mit unserer sehr breiten Marken- und Modellpalette bestens gerüstet“, gibt er die Richtung vor.

Den Rückstau bei Neuanschaffungen gilt es aufzuholen.

E-Mobilität als tragende Säule

Zuversicht herrscht auch knapp 100 Kilometer weiter westlich, im Waldviertel. „2023 war für uns ein erfreulich gutes Jahr – sowohl für Handel als auch Werkstätte“, resümiert Stephan Mayr, Geschäftsführer der Autohaus Waldviertel GmbH.  Top-Seller sind auch hier einerseits kleine SUVs mit gutem Preis-/Leistungsverhältnis und Verbrennungsmotor, andererseits große Premium-SUVs – diese fast ausschließlich mit Hybrid- oder vollelektrischem Antrieb. „Das Waldviertel fährt elek-trisch“, sagt Mayr und lacht. „Im österreichweiten Ranking taucht das Waldviertel immer ganz vorne in der Zulassungsstatistik auf“, präzisiert der Geschäftsführer des 2003 in Horn von sieben Eigentümern umliegender Betriebe gegründeten Unternehmens mit 90 Mitarbeitern und Lehrlingen im Bereich Kfz- und Karosseriebautechnik. 

„Schon 2014, mit dem ersten E-Golf, war uns klar, dass es der Konzern ernst meint, und die nächste Generation wurde ein noch größerer Erfolg. Wir konnten damals viele Private und Firmen von den Vorteilen der E-Mobilität überzeugen. Kaum jemand wechselt vom E-Auto wieder zum Verbrenner, weil der Antrieb leise, sportlich und nicht zuletzt günstiger im Unterhalt ist“, weiß der Experte. Es seien vor allem Firmen, die auf E-Mobilität setzen, auch aufgrund der Steuervorteile.  „Mit verlässlichen Rahmenbedingungen bei der Förderpolitik und sinkenden Energiepreisen kann der Ausbau der E-Mobilität und der erforderlichen Infrastruktur wieder Fahrt aufnehmen“, ist sich Stephan Mayr sicher. 

Kaum jemand wechselt vom E-Auto wieder zum Verbrenner.

Europa muss Nase vorn haben

Auch das Autohaus Wiesinger setzt auf E-Mobilität als wichtige Säule. „Unsere Entwicklung in diesem Sektor ist stetig steigend, wenn auch nicht explodierend. Also ein  vernünftiges und gesundes Wachstum. Dies ist in einer Zeit der Transformation der Antriebstechnologien wichtig.“ Ausschlaggebend, so Wiesinger, sei es aber, dass Europa weiter der Technologieträger weltweit bleibt – auch für die heimische Zuliefererindustrie.

wko.at/noe/fahrzeughandel