Jugendliche Person mit langen braunen Haaren sitzt gemeinsam mit anderen Jugendlichen wartend bei einer Fensterfront
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Pflichtpraktikanten - sozialrechtlich

Begriff - Taschengeld - Sozialversicherungspflicht

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Begriff 

Pflichtpraktikanten  sind Schüler oder Studenten, die als Ergänzung zu ihrer schulischen Ausbildung ein im Rahmen des Lehrplanes bzw. der Studienordnung vorgeschriebenes Pflichtpraktikum in einem Betrieb absolvieren. Der Ausbildungszweck steht dabei im Vordergrund. 

Pflichtpraktikum außerhalb eines Dienstverhältnisses

Bei diesen sog. „echten“ Pflichtpraktikanten gebührt kein reguläres Arbeitsentgelt. Ob ein Taschengeld bezahlt wird bzw. wie hoch dieses ist, unterliegt grundsätzlich der freien Vereinbarung.

Die Entscheidung des Unternehmens, ob dem Pflichtpraktikanten ein Taschengeld gewährt wird oder nicht, hat für die Sozialversicherung entscheidende Bedeutung.

Pflichtpraktikant ohne Taschengeld

Pflichtpraktikanten ohne Taschengeld sind nicht zur Pflichtversicherung anzumelden. Während der Tätigkeit besteht Unfallversicherungsschutz ohne Beitragsleistung des Arbeitgebers, da sich die Schüler- und Studierendenunfallversicherung auch auf das vorgeschriebene Pflichtpraktikum erstreckt.

Pflichtpraktikant mit Taschengeld

Zahlt der Unternehmer dem Pflichtpraktikanten Taschengeld, ist seine Anmeldung bei der Sozialversicherung erforderlich.


Vorsicht! 
Dies gilt auch, wenn der Unternehmer dem Praktikanten geldwerte Sachleistungen zukommen lässt.


Die Anmeldung hat - wie auch im echten Arbeitsverhältnis - vor Arbeitsantritt zu erfolgen.  

Übersteigt das Taschengeld die Geringfügigkeitsgrenze 2023: € 518,44 monatlich), führt dies zur Vollversicherung. 

Übersteigt das Taschengeld die Geringfügigkeitsgrenze nicht, liegt eine geringfügige Beschäftigung des Praktikanten vor, die grundsätzlich nur zu einer Unfallversicherung führt

Tipp! 

Wenn das Unternehmen ein Taschengeld bezahlen möchte, sollte die Geringfügigkeitsgrenze beachtet werden, um die Lohnnebenkosten gering zu halten.


Vorsicht!
Da von der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) in der Praxis die Gewährung eines Taschengeldes als Argument für die Umqualifizierung in ein echtes Dienstverhältnis verwendet werden könnte, ist von der Vereinbarung eines Taschengeldes abzuraten!



Vorsicht!
Obwohl für den Praktikanten mit Taschengeld keine arbeitsrechtlichen Bestimmungen anzuwenden sind, werden von der ÖGK für diese Personen den Unternehmen Beiträge ab dem 2. Monat des Praktikums nach dem Betrieblichen Mitarbeiter- und Selbständigenvorsorgegesetz (BMSVG) vorgeschrieben und an die Mitarbeitervorsorgekassen weitergeleitet, wenn das Praktikum länger als einen Monat dauert. Dies gilt unabhängig davon, ob mit dem Taschengeld die Geringfügigkeitsgrenze überschritten wird oder nicht


Pflichtpraktikum im Rahmen eines Dienstverhältnisses

Wird ein Pflichtpraktikum in Form eines Dienstverhältnisses absolviert, so unterliegt der Praktikant auch den kollektivvertraglichen und gesetzlichen Bestimmungen.

Der Pflichtpraktikant ist ordnungsgemäß zur Sozialversicherung anzumelden.

Stand: 01.01.2023