
„Es muss möglich sein, an Geld zu kommen“
Johann Reisenhofer ist neuer Spartenobmann im Gewerbe und Handwerk. Im Interview spricht er über Finanzierungshürden und Arbeitsschwerpunkte.
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Sie sind seit 35 Jahren Unternehmer und haben die Obmannschaft der Sparte in einer herausfordernden Zeit übernommen. Wie geht es den Betrieben?
Johann Reisenhofer: Die Situation ist durchwachsen – und vielschichtig bei 46.000 Unternehmen mit 124.000 Beschäftigten in der Steiermark: Viele Betriebe stehen unter Druck, bei anderen läuft es besser. Umso wichtiger ist es, entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen, dass die Wirtschaft wieder Fahrt aufnehmen kann.
Wie kann das gelingen? Was sind die Herausforderungen?
Aus meiner Sicht zählt dazu sicher die Finanzierungsfrage. Die Unternehmer spüren, dass Geld da wäre bei den Banken, aber es muss flüssig gemacht werden. Die Bedingungen, Kredite zu bekommen, wurden erschwert, der Staat hat die Bedingungen zunehmend verschärft. Es bräuchte Investitionsanreize und Erleichterungen im Bereich zwischen 50.000 und 500.000 Euro. Das würde auch der Baubranche helfen.
Bringt das Ende der KIM-Verordnung keine Verbesserung der Situation?
Die Bedingungen werden zwar gelockert, das ist im breiten Bewusstsein aber noch nicht angekommen. Es bleibt abzuwarten, wie sich das Aus der Verordnung auswirkt.
Wegen des Sparzwangs wurden auch Förderungen gestrichen – etwa der Reparaturbonus. Wie sehr trifft das auch die Unternehmen?
Der Staat hat zuletzt viel gegeben, in manchen Bereichen vielleicht sogar zu viel – Stichwort Überförderung. Freilich haben auch Betriebe profitiert, etwa durch Zusatzaufträge. Förderungen müssen aber treffsicher sein und etwas zurückspülen. In letzter Konsequenz müssen die Fördermittel durch Aktivitäten der Unternehmer wieder zurückbezahlt werden, sodass sich Förderungen für den Staat auch rechnen.

Wo drückt der Schuh noch abseits der Finanzierungen?
Beim lähmenden Bürokratismus, der übermächtig und schwerfällig ist. Es ist hoch an der Zeit, auch hier endlich ins Tun zu kommen.
Was sagen Sie zur Forderung „Arbeiten bis 70“?
Ich sehe das nicht so, speziell für das Gewerbe und Handwerk kann ich sagen: Mit 65 muss in vielen Fällen, je nach Tätigkeit, Schluss sein. Und für Menschen, die Pensionen einzahlen, muss sich auch selbst eine Pension ausgehen.
Ihr Vorgänger Hermann Talowski stand viele Jahre an der Spartenspitze. Für viele war der Wechsel überraschend …
In die Entscheidungsgründe war ich nicht eingebunden. Hermann Talowski hat über viele Jahre eine hervorragende Arbeit geleistet. Ich bedanke mich dafür, nehme die große Herausforderung an und möchte da anschließen.
Wo möchten Sie künftig Akzente setzen?
Bei der Ausbildung von Jugendlichen und Erwachsenen. Ich möchte das Prestige des Handwerks weiter heben. Die Perspektiven vom Lehrling bis zum Meister sind großartig. Ich habe selbst eine Lehre absolviert und brenne für das Handwerk. Diese Leidenschaft möchte ich vermitteln.
Wo sehen Sie besonders viel Potential?
Bei den sogenannten „Green Jobs“. Handwerkliche Arbeit ist etwas sehr Erfüllendes. Diese Leidenschaft – und auch die Arbeitsplatzsicherheit – möchte ich der Jugend vermitteln.