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Fußballspieler
© APA/Georg Hochmuth

Die WM-Länder als Boom-Region

Nach der Qualifikation ist vor der Weltmeisterschaft: Welche Rolle spielen die WM-Austragungsländer im heimischen Außenhandel?

Lesedauer: 3 Minuten

Aktualisiert am 21.11.2025

Das erste Foul der Fußballweltmeisterschaft im kommenden Jahr in den USA, Mexiko und Kanada geht auf das Konto von Donald Trump: Bei einem Treffen mit den Spitzen des Weltfußballverbands Fifa in Washington attackierte der US-Präsident kürzlich zunächst demokratisch regierte WM-Städte im eigenen Land, später aber auch noch Co-Gastgeber Mexiko, indem er im Kampf gegen Drogen einen Drohnenangriff auf das Nachbarland nicht mehr ausschloss. Nachdem auch das bilaterale Verhältnis zwischen den USA und Kanada durch die Zollpolitik Trumps immer wieder erschüttert wird, bleibt es politisch ein spannendes Terrain. Ökonomisch ist der nordamerikanische Raum ohnehin ein taktangebender Motor der Globalisierung.

Wachstum in Übersee

Auch für den österreichischen Außenhandel sind die drei Flächenstaaten ein wichtiger Markt. Aktuell gehen 10,2 Prozent der österreichischen Exporte in die drei Austragungsländer der Fußball-WM. Nach der EU mit 67 Prozent ist es damit global die zweitwichtigste Großregion, deutlich vor Asien (8,7 Prozent). Ein einheitliches Bild gibt das Trio diesbezüglich aber nicht ab. Die USA boomen, Kanada feiert ein Comeback, Mexiko schwächelt – so ließen sich die Entwicklungen der jüngeren Vergangenheit zusammenfassen.

Konkret wuchsen die österreichischen Ausfuhren Richtung USA 2024 gegenüber dem Jahr davor um rund zehn Prozent von 14,7 auf 16,2 Milliarden Euro. Die dominierenden Kategorien sind dabei traditionell die Warengruppen „Maschinen und mechanische Apparate“, „Pharmazeutische Erzeugnisse“ und „Fahrzeuge“. Für die Steiermark wurden die USA mit einem Plus von 23 Prozent überhaupt zum Pushfaktor in der Exportstatistik. „Das wird auch auf Sonderfaktoren, also die Unsicherheiten im Zusammenhang mit der US-Zollpolitik, zurückzuführen sein“, relativiert man beim Internationalisierungscenter Steiermark (ICS).

Kanada indes hat im Schatten des Handelskrieges mit den USA erst wieder in die Wachstumsspur zurückfinden müssen. Das österreichische Warenexportvolumen im ersten Halbjahr 2025 belief sich auf rund 787 Millionen Euro.

Licht und Schatten

Die Exportzuwächse bei Metallwaren beliefen sich in diesem Zeitraum auf 65,5 Millionen Euro (plus 13 Prozent), damit einhergehend stiegen die Exporte von Metallbearbeitungsmaschinen um 16,8 Prozent, die Aluminiumexporte „explodierten“ um 177 Prozent, Hebe- und Fördervorrichtungen schraubten sich um über 60 Prozent in die Höhe. Auch im Holzsektor, bei Furnieren, Sperrholz und Spanplatten, verzeichnet man ein Plus von knapp 45 Prozent auf 6,8 Millionen Euro. Man ist also „back on track“.

Anders als Mexiko. Dort ist man der erratischen Außen- und Wirtschaftspolitik Donald Trumps noch unmittelbarer ausgeliefert. Über 80 Prozent der mexikanischen Exporte gehen in die USA, umgekehrt kommen rund 50 Prozent der mexikanischen Importe vom Nachbarn im Norden. Zwar ist Mexiko unter anderem siebtgrößter Automobilproduzent der Welt und wichtigster Lieferant landwirtschaftlicher Produkte in die USA. Der Dienstleistungs- und Industriesektor – letzterer erwirtschaftet rund ein Drittel des mexikanischen Bruttoinlandsprodukts und ist für 90 Prozent der Exporte verantwortlich – schwächelt aber.

Hoffnungsregion

Für österreichische Waren bleibt Mexiko der wichtigste Markt in Lateinamerika und hinter den USA und China der wichtigste Überseemarkt. Allerdings haben sich zuletzt Schatten ausgebreitet: Die Exporte brachen 2024 um zehn Prozent auf 1,77 Milliarden Euro ein, bei den Importen aus Mexiko gab es ein Minus von 24 Prozent auf knapp 500 Millionen Euro. Es gibt also Aufholbedarf.

Generell gilt die WM-Region 2026 aber als Hoffnungsgebiet der österreichischen Außenwirtschaft. Man baut diesbezüglich auf fruchtbaren Boden, wie ein Vergleich der Ausfuhrzuwächse seit dem Jahr 2000 zeigt: Im letzten Vierteljahrhundert legten die österreichischen Exporte innerhalb Europas um 151 Prozent zu, während das Plus nach Amerika 353 Prozent und nach Asien 295 Prozent ausmachte.

Dazu kommt, dass in Europa, wo acht der zehn wichtigsten Exportmärkte Österreichs liegen, kurz- und mittelfristig die konjunkturellen Aussichten stark eingetrübt bleiben. Wachstumspotenzial liegt vor allem in den Überseemärkten. Für Nordamerika wurde diesbezüglich ein zusätzlich nutzbares Exportvolumen im Wert von 11,1 Milliarden Euro errechnet.

Wachstum dank WM

Für die Austragungsländer selbst wird die WM jedenfalls einen Wirtschaftsimpuls liefern. Stadien und Trainingslager werden modernisiert, im Bereich Verkehrsinfrastruktur Lücken geschlossen. Ebenso erwartet der Hotelsektor eine gesteigerte Investitionstätigkeit. In den USA erwartet man diesbezüglich die wenigsten Verbesserungen, in Mexiko erhofft man sich die meisten Auswirkungen. Kanada liegt in der Mitte: So wird dort laut einer Studie der Fifa die Vorbereitung und Durchführung der WM eine Wertschöpfung von 2,4 Milliarden Euro generieren. Demnach kann das Turnier rund 1,3 Milliarden Euro zum kanadischen Bruttoinlandsprodukt beitragen.