Insel des Wachstums auf Rekordkurs
Zypern im Fokus: Die geteilte Insel in Randlage rückt 2026 ins Zentrum des vereinten Europas. Ab 1. Jänner übernimmt der Inselstatt für ein halbes Jahr die EU-Ratspräsidentschaft.
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Übermächtige Gegner sehen anders aus: Gegen Zypern, den 128. der Fifa-Weltrangliste, will Österreichs Fußballnationalmannschaft am Samstag den vorletzten Schritt Richtung erfolgreicher WM-Qualifikation machen. Die drittgrößte Insel des Mittelmeers ist mit knapp 9.300 Quadratkilometern etwas kleiner als Kärnten und liegt im Vorhof zum Nahen Osten. Der Libanon ist keine 200 Kilometer entfernt, Israel 250 Kilometer, die türkische Südküste überhaupt nur 70 Kilometer.
Geschichtlich und geologisch liegt man damit an einem Kreuzungspunkt, politisch an einer Konfliktzone – die Insel ist seit 1974 in einen türkisch besetzten Nordteil und einen griechisch geprägten Südteil geteilt. Die Grenze bleibt Zankapfel. Erst vergangenes Wochenende kam es in der Pufferzone zu Ausschreitungen, nachdem ein türkisches Militärfahrzeug griechisch-zypriotischen Bauern den Weg zu deren Feldern versperrte. Die UNO-Friedenstruppe musste eingreifen.
Zypern bleibt damit politisch im Fokus, nicht zuletzt, weil der Inselstaat ab 1. Jänner für ein halbes Jahr die EU-Ratspräsidentschaft übernimmt. Schwerpunkte der Präsidentschaft sollen unter anderem die Bereiche Verteidigung, Weltraum, Cyberspace und die Vereinfachung digitaler Gesetze sein. Die eigene ökonomische Entwicklung kann sich sehen lassen. So liegt Zypern 2025 mit einem prognostizierten Wachstum von knapp drei Prozent weit über dem EU-Durchschnitt von 1,1 Prozent. Die Inflation ist rückläufig und wird für heuer auf rund zwei Prozent geschätzt. Diese Entwicklung stärkt die Kaufkraft der privaten Haushalte wie auch die Gehaltserhöhungen, die seit 2023 nominal bei durchschnittlichen 13 Prozent pro Jahr liegen.
Einnahmenseitig wird der Tourismus immer wichtiger. Der Sektor trägt mittlerweile knapp 15 Prozent des BIP. Allein zwischen Jänner und September stieg die Zahl der Ankünfte gegenüber dem Vorjahr um über zehn Prozent auf 3,6 Millionen. Erst im vergangenen Jahr verzeichnete man mit insgesamt über vier Millionen Besuchern (plus 5,1 Prozent gegenüber 2023) einen neuen Rekord. Er wird heuer wohl übertroffen werden.
Ebenfalls im Aufwärtstrend liegen die österreichischen Warenexporte nach Zypern: Sie stiegen von 87,1 Millionen auf 110 Millionen Euro. Die wichtigsten Exportpositionen waren orthopädische Apparate, elektrische Transformatoren, Personenkraftwagen, Energy Drinks sowie Hebe- und Fördermaschinen. Umgekehrt gehören Halloumi-Käse, KFZ-Teile und Zubehör und Arzneimittel zu den wichtigsten zypriotischen Lieferungen nach Österreich; das Importvolumen stieg damit zuletzt von 16 auf 24 Millionen Euro.
Beim spektakulärsten Infrastrukturprojekt der letzten Jahre spielen diese bilateralen Beziehungen allerdings keine Rolle. So ist ein zweitausend Kilometer langes Unterseekabel geplant, das Griechenland über Kreta und Zypern mit Israel verbinden soll. Die Kosten für das Projekt belaufen sich auf 1,9 Milliarden Euro. Das erste Kabel zwischen Zypern und Kreta soll