Bis zur Jahresmitte für den Staat arbeiten
Bis zum 28. Juni arbeiten Österreichs Nettozahlerinnen und -zahler für den Staat. Eine aktuelle Studie von EcoAustria zeigt: Unser Sozialsystem belastet immer weniger Leistungsträger:innen immer stärker.
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Bis zum „Tag der staatlichen Umverteilung“ am 28. Juni muss die Gruppe Leistungsträger:innen in Österreich arbeiten, um ihrer Abgaben- und Steuerpflicht nachzukommen. Erst ab dem 29. Juni können die Nettozahler-Haushalte ihr hart verdientes Geld privat verwenden. Österreichs Abgabenquote lag 2023 bei 43,5 % und rangiert an vierter Stelle in der EU. Gleichzeitig flossen 146 Milliarden Euro in unser Sozialsystem – das entspricht einer Sozialquote von 31 % und damit ebenfalls Platz 4 im europäischen Vergleich. Anders als beim „Tax Freedom Day“ misst der „Tag der staatlichen Umverteilung“ nicht nur die bezahlten Steuern, sondern rechnet diesem Aufwand auch direkte und indirekte Leistungen des Staates gegen, was eine faire Betrachtungsweise darstellt.
Doch wer finanziert eigentlich den Wohlfahrtsstaat und die übrigen Ausgaben des Staates? Um das zu beantworten, beauftragte die Wirtschaftskammer Salzburg das renommierte Institut EcoAustria mit einer Studie zur Fragestellung: „Wie lange müssen die Leistungsträger:innen in unserer Gesellschaft im jeweiligen Kalenderjahr arbeiten, bis sie das erworbene Einkommen für private Zwecke verwenden dürfen?“
Nettozahler versus Nettoempfänger
Das Ergebnis war der 28. Juni. 42 % der 4,1 Mio. Haushalte sind Nettozahler, während die deutliche Mehrheit von 58 % öffentliche Leistungen empfängt. Diese Schieflage verstärkt sich weiter, da sich die Belastung ungleich verteilt: Die einkommensstärksten 30 % der unselbstständig Beschäftigten bringen mehr in das System ein, als sie herausbekommen. „Bei Selbstständigen sind es sogar 50 %. Das belegt, dass die Unternehmerinnen und Unternehmer im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung einen deutlich höheren Anteil zur Aufrechterhaltung der staatlichen Aufgaben leisten“, betont Präsidentin Barbara Thaler.
Ein höheres Einkommen führt auch prozentuell zu einer stärkeren Belastung – bei den obersten Einkommen sind über 60 % für die staatliche Umverteilung fällig. Einkommen unter 20.000 Euro erhalten hingegen mit 21.880 Euro mehr aus dem System heraus, als sie einzahlen.
Warnung vor dem Kipp-Punkt
Die Situation ist damit bereits jetzt für die Nettozahler:innen höchst belastend. Wenn man den Trend zur steigenden Teilzeitbeschäftigung und zur allgemeinen Abnahme der Arbeitsstunden berücksichtigt, ergibt sich, dass die Gruppe der Einzahler:innen ins System immer kleiner wird. Das führt logischerweise zu einer höheren Belastung der Einzelnen. „Damit stellt sich die berechtigte Frage, wie weit der Kipp-Punkt noch entfernt ist, an dem immer mehr Leistungsträger:innen daran zweifeln, ob sich ihr Einsatz auszahlt“, gibt Barbara Thaler zu bedenken.
Es ist unbedingt notwendig, dass alle Bevölkerungsschichten, die dazu in der Lage sind, ihren gerechten Beitrag leisten. Die Wirtschaftskammer bekennt sich selbstverständlich zum Wohlfahrtsstaat – aber soziale Leistungen müssen treffsicher sein, damit wir sie uns auch in Zukunft noch leisten können. „Die Studie verdeutlicht: Es gibt keinen Spielraum für neue Steuern. Der Staat muss sein Budget auf der Ausgabenseite und nicht mit neuen Steuern sanieren“, betont die WK-Präsidentin.