
Gelateria Tomaselli: Süßer Volltreffer
Seit 22 Jahren verzücken die Eiskreationen aus dem Haus Tomaselli auch die verwöhntesten Gaumen. „Anscheinend haben wir ihren Geschmack getroffen“, meint Tomaselli-Gründer Thomas Weber. Nicht nur die oft langen Schlangen vor den zwischenzeitlich vier Tomaselli-Filialen geben dem Innsbrucker Unternehmer Recht. Auch fünf clevere „Automaselli“, die frisches handgemachtes Gelato Naturale rund um die Uhr feilbieten, sind ein Renner.
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Wer nicht weiß, worum es geht, könnte angesichts dieses fröhlichen Spektakels durchaus auf die Idee kommen, dass es da etwas gratis gibt. Richtig getippt. Gratis Eis gibt’s. Am Ende jeder Eis-Saison lädt die Gelateria Tomaselli zum schon traditionellen „Eis ausschlecken“ – und da reichen die Menschenschlangen etwa in der Innsbrucker Maria Theresien-Straße bis nahe an den Burggraben und tief ins Rathaus hinein. Süßes Epizentrum, genussversprechender Magnet und bunter Mittelpunkt des großen Gaudiums ist die Gelateria Tomaselli in der Maria Theresien-Straße. „Das Eis ausschlecken ist unser größter Event. Letztes Jahr haben sich die Leute fast zwei Stunden angestellt“, erzählt Thomas Weber, „da produzieren wir noch einmal richtig viel. Es wäre ja schlimm, wenn jemand zwei Stunden ansteht und bekommt dann kein Eis.“ Stimmt.
Das Ende der Tomaselli-Saison 2025 ist – Gott sei Dank – noch ganz weit weg und der rund 70-köpfigen Mann- und Frauschaft, die das Geschäft der außergewöhnlichen Tiroler Eis-Genüsse am Laufen halten, wird gerade so richtig heiß beim Verkaufen von Eis. „Eis entwickelt sich schön langsam zu einem Ganzjahresgeschäft“, verkündet Thomas Weber, der Gründer des Unternehmens, eine frohe Botschaft, die bei den Tomaselli-Fans wie eine süße Zukunftsvision verstanden werden und den Glauben an das Gute im Leben stärken darf.
Vor 22 Jahren hatte er den Mutausbruch, sich an die Produktion von Eis zu wagen und italienischen Großmeistern der kühlen Genüsse auf so charmante wie schmackhafte Weise den Kampf anzusagen. „Ich hatte damals ein gutes Geschäftslokal in der Hofgasse und mein Bruder hatte die Idee, dass ich das mit dem Eis doch probieren könnte“, erinnert er sich. Eine echt gute Idee war das – mit dem Eis.

Qualitäts-Geheimnis
Der Mitarbeiter eines Geschäftsfreundes aus Rimini schrieb das Rezept für die Grundmasse, die Basis für ein florierendes Geschäft wurde. Selbstverständlich ist dieses Rezept geheim, wird wie ein Schatz gehütet und für immer wieder neue Eiskreationen verwendet. Ganz und gar nicht geheim ist, warum diese Kreationen selbst die verwöhntesten Gaumen überzeugen. „Das wichtigste ist bei uns die Qualität. Speziell bei unseren Fruchteisen – da gibt’s nur Frucht und keine Geschmacksverstärker“, so Weber.
Es gibt zwar längst auch vegane und glutenfreie Eis-Genüsse, doch Tiroler Berg-Milch ist für die meisten Tomaselli-Sorten die zweite Geheimzutat. Neben den Früchtchen versteht sich. Gar viele Gelaterien produzieren beispielsweise Erdbeer- oder Mangoeis, ohne dass diese je eine Erdbeere oder eine Mango gesehen haben. „Bei uns können die Leute in der Schaugelateria am Baggersee zuschauen, wie wir produzieren. Da sehen sie auch, dass da echte Erdbeeren und echte Mangos hergenommen werden“, vollführt der Gelato-Meister einen Galoppsprung quer durch die Stadt und die süße Geschichte.
Doch, der Reihe nach. 2002 hat alles in der Innsrucker Hofgasse begonnen – wo mit einer einzigen Eismaschine täglich um die 10 Eissorten frisch produziert – und in die historische Altstadt hinein verkauft wurden. „Anscheinend haben wir ihren Geschmack getroffen“, meint Weber – und die weiteren Schritte geben ihm absolut Recht. Denn 2015 wurde die Gelateria Tomaselli im Herzen Innsbrucks – in der Maria Theresien-Straße – eröffnet, wo die durchdachte und gelungene Präsentation aus dem Schritt vor die Vitrine gleich einen Minikurzurlaub in Italien macht.

Eis macht schlau
Die Filiale in Innsbrucks Fußgängerzone wurde zum Tomaselli-Flagship-Store, parallel zu dessen enormer Anziehungskraft der Platz für die Manufaktur in der Hofgasse bald viel zu klein wurde. 2018 erfolgte der Galopp-Sprung in Innsbrucks äußersten Osten, wo am Baggersee nicht nur die dritte Filiale eröffnet sondern auf mehr als 500 Quadratmetern auch die moderne Produktionsstätte in Betrieb genommen wurde.
2023 wurde die östliche Grenze des Tomaselli-Reichs dann noch einmal um ein paar Kilometer versetzt, dürfen sich seither doch auch Menschenschlangen in Hall bilden, wo Tomaselli einen der dort traditionsreichsten Eis-Standorte am Unteren Stadtplatz übernehmen konnte.
„Eis ist immer positiv besetzt. Eis ist jede Hautfarbe, jedes Alter, jede Religion – bei Eis ist niemand ausgeschlossen, Eis isst jeder, das ist das Schöne“, weiß Thomas Weber, der auch weiß, dass diese positiven Effekte längst wissenschaftlich erklärt werden können. Die Studienergebnisse zum Thema Eis zergehen auf der Zunge wie eine geschmacksexplosive Kugel Joghurt-Passionsfrucht. 2005 haben Neurowissenschaftler herausgefunden, dass schon ein kleiner Löffel Eis eine große Wirkung auf das Gehirn hat. Die Lustzentren beginnen zu tanzen, Glückshormone fluten den Körper und das Wissen darum, dass Eis nicht nur glücklich sondern auch schlau macht, könnte dazu führen, dass der Eis-Lust gerne schon in Allerherrgottsfrüh nachgegeben wird.
Eis zum Frühstück
Laut einer japanischen Studie erhöht Eis zum Frühstück nämlich nicht nur die Aufmerksamkeit sondern auch die Leistungsfähigkeit. Für diese Studie mussten beziehungsweise durften die Proband:innen jeden Morgen Eis essen, die Kontrollgruppe nicht. Es folgten Tests – und siehe da: Die, die Eis frühstückten, konnten die Aufgaben schneller und besser lösen. Eine Eis-Studie der Harvard-University hat belegt, dass Frauen mit Kinderwunsch eine bessere Chance haben, schwanger zu werden, wenn sie Eis konsumieren und Eiscreme fördert zudem die Ausschüttung des Kuschelhormons Oxytocin. Durch die wissenschaftliche Brille betrachtet könnte der Erfolg der Gelateria Tomaselli also fast als unausweichlich bezeichnet werden – wäre da nicht der für ebendiesen Erfolgsweg nötige Geschäftssinn, ohne den die beste Idee nur eine Idee bleibt.
„Es ist ein Glück, wenn man die Möglichkeiten hat, Unternehmer zu sein und es in der nächsten Generation weitergeht.“

Thomas Weber
Genetische Dispositionen
„Ich bin seit meinem 26. Lebensjahr selbstständig – von Disco über Fischerhäusl hin zu Pizzeria und Speckeria. Aber mein Hauptthema ist inzwischen Tomaselli. Das ist unser Herzensprojekt“, sagt Thomas Weber, dessen Familie von einer Art siebten Sinn – dem unternehmerischen Gastgebersinn – geprägt ist. Auf ziemlich beeindruckende Weise hat das seine Mutter, die großartige Kunst- und Menschenfreundin Anna Weber, bewiesen, als sie im Alter von 72 Jahren den Ägidihof in Igls übernommen und den Iglern damit wieder ein Herz geschenkt hat. Vor Kurzem feierte Anna Weber ihren 93. Geburtstag, kurz bevor ihr allerjüngstes Urenkelkind, Thomas Webers zweites Enkelkind zur Welt kam.
„Ja, genetisch sind wir sehr gut ausgestattet. Es ist ein Glück, wenn man die Möglichkeiten hat, Unternehmer zu sein und es in der nächsten Generation weitergeht. Jetzt sind schon zwei Enkelen da. Das ist herrlich“, freut sich der Gründer der Gelateria Tomaselli, in der sein Sohn Benedikt und dessen Partnerin und gewitzte Konditorin Johanna Anzengruber bereits fix verankert sind – und neue Akzente setzen.
„Johanna und Benedikt haben im letzten Winter zum ersten mal die Zimtschnecken probiert, das war ein riesen Erfolg“, berichtet Thomas Weber über die Zeit, in der die Eis-Manufaktur zur Zimtschnecken-Manufaktur mutierte. Nicht minder erfolgreich sind die „Automasellis – alle Stückl’n spielende Automaten, die frisches handgemachtes Gelato Naturale rund um die Uhr feilbieten. Aus den inzwischen fünf Automaselli-Standorten werden sicher mehr werden. Thomas Weber: „Die Idee hatte Benedikt und die Automaten funktionieren super. Ich bin sehr stolz auf meinen Sohn. Es ist sein Erfolg.“ Und wieder ein süßer Volltreffer.