SDG-Check als Impuls: Wie Alpbach die Branche prägt
Das Congress Centrum Alpbach ist bereits seit über 15 Jahren nachhaltig unterwegs. Der SDG-Nachhaltigkeitscheck der Wirtschaftskammer Tirol gab dem Pionierbetrieb neue Impulse und bestärkte das Unternehmen, einen systematischen Rahmen festzulegen, um aus einer Haltung eine belastbare Strategie zu machen. Dieser Ansporn zieht sich heute durch alle Bereiche des Hauses – und setzt neue Maßstäbe für Green Meetings.
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Von der frühen Überzeugung zur strategischen Schärfe
Nachhaltigkeit ist im Congress Centrum Alpbach keine Modeerscheinung, sondern Teil seiner Identität. Geprägt von einer inneren Überzeugung, die weit über Marketing hinausgeht, liegt der Wendepunkt in der Finanzkrise 2008/09, als das CCA seine Positionierung neu definierte und einmal mehr erkannte, dass der idyllisch gelegene Standort Alpbach förmlich verpflichtet zu nachhaltigem Wirtschaften. Diese Phase legte den Grundstein für eine Entwicklung, die in Alpbach heute spürbarer USP ist.
Nach Jahren der erfolgreichen Positionierung zeigte sich nun jedoch, dass viele Maßnahmen zwar etabliert waren, es aber an der Zeit war, diese in neue, klare Ziele zu formulieren und mit konkreten Kennzahlen zu hinterlegen. Der SDG-Check der WKT im Herbst 2023 machte diesen nächsten strategischen Schritt sichtbar. Für das Team fügte sich diese Erkenntnis optimal in die bereits laufende Strategiearbeit ein: Es brauchte Maßnahmen und Tools, die Nachhaltigkeit messbar, nachvollziehbar und dadurch langfristig tragfähig machen. In einer darauffolgenden Teamklausur wurde dieser erweiterte Anspruch an das eigene Arbeiten und Wirtschaften verankert. „Wir übernehmen seit langem Verantwortung für eine zukunftsfähige Veranstaltungsbranche, aber der SDG-Check hat uns bestärkt, dies auch mit konkreten Zahlen und einer festgeschriebenen mehrjährigen Strategie zu untermauern“, fasst Geschäftsführer Thomas Kahn zusammen.
Innovationen, die Wirkung entfalten
Der strategische Schub führte zu neuen Tools, die heute den Kern der Weiterentwicklung bilden. So entstand unter Anderem der ´CCA Green Hub´, ein digitales Serviceportal, das Veranstalter:innen durch alle Nachhaltigkeitsdimensionen führt und Know-How aufbereitet, ohne zu überfordern. CCA-Kunden erhalten einen personalisierten Zugang zum Green Hub und finden dort gut strukturierte Informationen rund um ihre Veranstaltung im CCA, gebündelte Good Practices, bis hin zu konkreten Vorlagen und Textbausteinen für die eigene Eventplanung. Ein weiteres Highlight im Green Hub, stellt der Schritt-für-Schritt Leitfaden zur Green Meeting Zertifizierung mit dem Österreichischen Umweltzeichen (UZ62) dar. „Oberstes Ziel ist es, nachhaltige Entscheidungen ganz selbstverständlich in den Prozess der Veranstaltungsorganisation einzubauen“, berichtet Barbara Suitner, Nachhaltigkeitskoordinatorin im CCA. Die Idee dahinter ist einfach: Zeit sparen, Klarheit schaffen und auch jene abholen, die bisher wenig Erfahrung mit dem Thema hatten.
Parallel dazu entwickelte das CCA, gemeinsam mit der Unternehmensberatung ´knallgrün`einen eigenen Event Carbon Footprint-Rechner. „Es reicht nicht, den betrieblichen Fußabdruck zu kennen – jede Veranstaltung in unserem Haus ist individuell und trotzdem wollen wir jedem Veranstalter Daten sowie Empfehlungen an die Hand geben. Ein maßgeschneiderter Rechner ermöglicht uns genau das“, so Suitner. Ergänzt werden die Berechnungen um tatsächlicheMobilitätsdaten, die während der Veranstaltung unter den Teilnehmenden über die App des Kooperationspartners `vionmo` erhoben werden – ein Anspruch, der für mehr Realität sorgt, denn Mobilität ist in der Regel der größte Faktor in der CO2 Berechung einer Veranstaltung.
Wie Kund:innen zu eigenen Aha-Momenten kommen
Die größte Hürde im Austausch mit Kund:innen ist oft das Gefühl, Nachhaltigkeit sei kompliziert oder teuer. Das CCA begegnet diesem Eindruck mit einem Green-Coaching-Call, der früh im Prozess ansetzt und Kund:innen dabei unterstützt den eigenen Mehrwert einer verantwortungsvoll ausgerichteten Veranstaltung herauszuarbeiten. „Viele Veranstalter:innen erleben geordnete Informationen, wie sie im Green Hub angeboten werden, erstmals als Überraschung und Entlastung, das stärkt uns natürlich immens, unseren Weg weiterzugehen“, fasst Suitner die ersten Erfahrungen mit den neuen Tools zusammen
Die Kommunikation bleibt dabei bewusst niederschwellig. Das CCA möchte weder belehren noch Druck erzeugen, sondern Erfahrungswerte teilen und Know-How in bewusst gewählten Schritten weitergeben. Auf diese Weise entstehen Aha-Momente, die den Blick auf Veranstaltungen nachhaltig verändern und den Raum öffnen, um individuelle Erfahrungen zu ermöglichen.
Ein Netzwerk, das den Anspruch trägt
Alpbach profitiert von einer regionalen Struktur, die Nachhaltigkeit schon lange lebt. Hotellerie, Gastronomie, Bergbahnen und Zulieferbetriebe arbeiten eng mit dem CCA zusammen. Dieses Netzwerk bildet das Fundament, auf dem die Pionierrolle ruht. Die Region sieht Nachhaltigkeit nicht als Schlagwort, sondern als gemeinsame Aufgabe – eine Tatsache, die, wie Kahn betont, häufig unterschätzt wird.
Um sprichwörtlich den Kreis zu schließen, hat sich das CCA gemeinsam mit dem Tourismusverband Alpbachtal und weiteren Partnern aus der Region zusammengetan und das `Green Team Alpbachtal` gegründet. Unter anderem wurde dadurch die Initiative ´Zukunftsfond Alpbachtal´, ein Regionalfond des österreichweiten ´Klimacent´, ins Leben gerufen. Der Fond unterstützt regionale Projekte mit starker Klimarelevanz. Das CCA bietet dadurch Veranstalter:innen die Möglichkeit, statt üblicher Kompensationszahlungen an globale Partner, eine freiwillige regionale Spende an den Zukunftsfond Alpbachtal zu leisten. Diese lokale Verankerung gibt dem abstrakten Begriff „Klimaschutz“ eine konkrete Form.
Ein Pionier, der weit über das eigene Haus hinaus wirkt
Heute versteht sich das CCA als Impulsgeber. Die Erfahrungen werden bewusst geteilt, um andere Unternehmen zu inspirieren, eigene Wege zu gehen. Entscheidend ist dabei ein Grundgedanke, den das CCA aus seiner eigenen Geschichte ableitet: Der Einstieg in nachhaltiges Wirtschaften gelingt nicht durch Warten auf ideale Bedingungen, sondern durch mutiges Beginnen. Der SDG-Check der WKT bietet dafür einen strukturierten Rahmen und wertvolle Empfehlungen.
Alpbach zeigt, wie eine Haltung zur Strategie wird – und wie ein Pionierbetrieb seine Rolle weiterentwickelt. Nachhaltigkeit bleibt für das CCA ein Prozess, der fordert, aber auch trägt. Ein Beispiel dafür, wie WK-Expertise, regionale Vernetzung und ein klares unternehmerisches Bekenntnis zum verantwortungsvollen Wirtschaften zusammenwirken können.