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Aussenansicht mit Logo Tischlerei Wieser
© Bergmann Hans

Handwerk auf der Höhe der Zeit

Erweitert, von Grund auf modernisiert und technisch am neuesten Stand - so präsentiert sich das Unternehmen von Tischlermeister Friedrich Wieser in Strassen.

Lesedauer: 5 Minuten

Aktualisiert am 25.06.2025

Vor 60 Jahren hat Friedrich Wieser sen., der Vater des Firmenchefs, am heutigen Standort im Ortsteil Heising der Gemeinde Strassen im Hochpustertal die erste eigene Werkstätte errichtet und damit den Grundstein für die erfolgreiche und kontinuierliche Betriebsentwicklung gelegt. Das Unternehmen erarbeitete sich durch kompromisslose handwerkliche Qualität, Vielseitigkeit und Handschlagqualität einen hervorragenden Ruf, der bald weit über die Bezirksgrenzen hinaus-reichte. Die ständig gestiegene Nachfrage erforderte im Lauf der Jahre immer wieder Zu- und Umbauten. „Es war uns schon länger klar, dass die durch die zahlreichen Bauphasen verursachte Aufsplitterung von Betriebsbereichen nicht ideal war. Außerdem mussten wir einen wesentlichen Entwicklungsschritt in der Produktion machen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Bisher erfolgte die Fertigung weitestgehend mit konventionellen Maschinen und in Handarbeit. Trotz des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds haben wir uns zu einer umfassenden baulichen und technischen Erneuerung und Erweiterung des Betriebes entschlossen“, erklärt Friedrich Wieser.

Rundum erneuert: Effizienz, Komfort und Digitalisierung im Fokus 

2023 wurde mit der größten Investition der Firmengeschichte begonnen; nach etwas mehr als einem Jahr konnte bereits die Fertigstellung gefeiert werden. Rund vier Millionen Euro kostete die „Runderneuerung“ des Betriebes: In der Werkstätte wurde Platz geschaffen für das erste CNC-Bearbeitungszentrum; Absaugung, Lackieranlage und Schleifraum wurden erneuert und damit auf den aktuellsten Stand gebracht. Spänesilo und Heizhaus – früher mitten im Gebäudekomplex – wurden aus Sicherheitsgründen baulich abgesondert und noch energieeffizienter gestaltet – auch Wärmetauscher für die Zu- und Abluft bringen erhebliche CO2-Einsparungen. 

„Wir haben auch darauf geachtet, den Materialfluss in der Werkstätte zu optimieren und insgesamt für die Mitarbeiter:innen ein sicheres und angenehmes Umfeld sowohl an den Arbeitsplätzen als auch mit neuen Sozialräumen – vor allem mit einem freundlichen Aufenthaltsraum – zu schaffen. Planung und Verwaltung wurde auf einer Geschossebene vereinigt. Dort befindet sich jetzt auch ein zeitgemäßer Besprechungs- und Präsentationsraum, in welchem wir zudem Videokonferenzen mit unseren Kund:innen und Geschäftspartner:innen durchführen können“, berichtet der Unternehmer. Zum ursprünglichen Baubestand aus den 1960iger Jahren zählt noch der Eingangsbereich, der sich nun besonders einladend präsentiert und mit Informationen zur Firmengeschichte, den Mitarbeiter:innen und den aktuellsten Auszeichnungen aufgewertet wurde.

Lehrlingsausbildung mit Vorbildwirkung 

„In der Handwerkstatt haben wir einen eigenen Bereich für die Lehrlingsausbildung eingerichtet. Aktuell sind 5 der insgesamt 26 Beschäftigten Lehrlinge, denen wir – durchaus im eigenen Interesse – die bestmögliche Ausbildung zukommen lassen. Seit 10 Jahren dürfen wir das Prädikat ‚Ausgezeichneter Tiroler Lehrbetrieb‘ führen; Spitzenplätze bei der Landes- und Bundeswettbewerben und hervorragenden Ergebnisse bei der Lehrabschlussprüfungen bestätigen schon seit langem den hohen Stellenwert, den wir dem Berufsnachwuchs einräumen“. 

Tischlerei Wieser Innenraum
© Marschall Innenleben der Tischlerei Wieser - attraktiv, freundlich und funktionell


Beratung, Planung und Ausführung der gesamten Palette an Bau- und Möbeltischlerarbeiten sowie Innenausbau und die Montage – alles aus einer Hand – bilden seit jeher die wesentliche Grundlage der Firmenphilosophie. Dazu kommt noch der Anspruch, auf den Zukauf von Halbfertigprodukten weitestgehend zu verzichten. „Das schafft man nur mit hervorragend ausgebildeten und motivierten Fachkräften, die zudem flexibel eingesetzt werden können. Es gibt bei uns beispielsweise kein fixes Montageteam, sondern einen abwechselnden Einsatz auf den Baustellen und in der Fertigung. Zudem beschränkt sich unser hauptsächliches Marktgebiet auf Ost-, Nord- und Südtirol sowie Oberkärnten. Aufträge von Privatkunden resultieren vorwiegend aus Mundpropaganda; Firmenkunden und öffentliche Auftraggeber gewinnen wir zumeist auf Empfehlung von Architekten und Bauleitungsbüros, die mit uns gute Erfahrungen gemacht haben. Ergänzend nutzen wir die Ausschreibungsplattform ANKÖ“, erklärt der Unternehmer.

Breite Leistungspalette

Ungewöhnlich für einen Betrieb dieser Größenordnung ist die Leistungspalette der Bau- und Möbeltischlerei Wieser. So kann man Privatkunden die gesamte Wohnungseinrichtung einschließlich Küchen, Böden und Treppen liefern; im Objektbereich sind es komplette Innenraumlösungen für Hotels, Geschäftslokale, Bildungszentren, Büros und Behördendienststellen. „Um diese Vielfalt zu bewältigen, reicht die Beherrschung der ‚klassischen‘ Handwerkstechniken längst nicht mehr aus“, erklärt Friedrich Wieser. „Ich bin sehr stolz darauf, dass sich mein Team zusätzlich zu unserem Gewerk mit Themen und Techniken, die für ein optimales Gesamtergebnis wichtig sind, auseinandersetzt. Im Fensterbau ist das beispielsweise die Bauphysik; die Elektronik gewinnt zunehmend Bedeutung bei Außentüren und im Innenausbau – vom Elektroeinbaugerät in der Küche bis hin zur Saunatechnik. Natürlich arbeiten wir immer mit den jeweiligen Fachfirmen zusammen.“ 

Das Unternehmen gehört zu den wenigen handwerklichen Tischlereien, die auch Fenster und Türen einschließlich zertifizierten Brandschutztüren in höchster Qualität fertigen können. „Wir besetzen hier eine Nische, die für industrielle Fensterbauer zu aufwändig und daher uninteressanter ist. Spezialprodukte aus diesem Segment sind etwa Verbund- und Kastenfenster für denkmalgeschützte Objekte, aber auch großflächige Hebeschiebetüren und Schwingflügelfenster“.
Mit der Großinvestition des vergangenen Jahres konnte auch die Digitalisierung im Unternehmen vorangetrieben werden. Es wurde nicht nur ein leistungsfähiges CNC-Bearbeitungszentrum in Betrieb genommen, sondern auch die Software im gesamten Betrieb aktualisiert. Dadurch ist die Vernetzung der Daten aus der CAD-Planung mittels CAM direkt in die CNC-Fertigung gewährleistet; zudem wurden Materialwirtschaft, Arbeitsvorbereitung und die Erstellung von Kalkulationen und Angeboten in den Datenfluss einbezogen. „Die CNC-Fertigung und alle Digitalisierungstools unterstützen lediglich unsere Mitarbeiter:innen, können sie aber nie ersetzen. Wir sind und bleiben ein Handwerksbetrieb, der individuelle Tischlerarbeiten ausführt“, betont der Firmenchef.

Tischlerei Wieser Friedrich & Michael
© Marschall Firmenchef Friedrich Wieser (l.) und sein Bruder Michael freuen sich über das gelungene Investitionsprojekt mit dem das Traditionsunternehmen zukunftsfit gemacht wurde.


Wichtig für den Betrieb ist das aktuell fünfköpfige Planungs- und Arbeitsvorbereitungsteam. „In diesem Team ist auch mein Bruder Michael tätig, der nach der HAK-Matura noch die Tischlerlehre absolviert und anschließend auch die Ausbildung zum Tischlermeister und Innenarchitekt erfolgreich abgeschlossen hat. Für unsere Kund:innen bedeutet es einen enormen Mehrwert, Gestaltungsideen, Planung, Visualisierung, Fertigung und Montage aus einer Hand zu bekommen“, so Friedrich Wieser.
Nachhaltigkeit und Regionalität sind für die Tischlerei Wieser eine Selbstverständlichkeit: Das benötigte Fichten- und Lärchenholz stammt großteils vom Sägewerk Ortner aus der Nachbargemeinde Abfaltersbach und aus Anras, wo die Schösswender-Werke als Zulieferer von hochwertigen Metallelementen ihren Sitz haben. Auch von Waldbauern aus der Region wird Holz, das in der betriebseigenen Trocknungsanlage für die Verarbeitung vorbereitet wird, zugekauft. Polsterungsarbeiten erledigt der Tapeziermeister Josef Tiefnig aus Gaimberg.


Friedrich Wieser, der – wie schon sein Vater – als Bezirksinnungsmeister die Interessen seiner Osttiroler Berufskollegen vertritt – blickt optimistisch in die Zukunft: „Es läuft gut. Wir sind für die nächsten Monate sehr gut ausgelastet. Ich bin zuversichtlich, dass es auch längerfristig so bleibt.“

Weitere Infos: www.tischlerei-wieser.at

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