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Susanne Misslinger (links) und Lea Schneider (rechts) schaffen eine Verbindung aus Modernität und Geschichte – das Handwerk lebt in jeder Generation weiter.
© Goldschmiede Schneider-Rappel

Kunst trifft Handwerk: 150 Jahre Goldschmiede Schneider-Rappel

Seit Herbst 2022 führen Lea Schneider und Susanne Misslinger die traditionsreiche Goldschmiede Schneider-Rappel in der Schwazer Innenstadt – und schreiben damit eine Geschichte weiter, die im Jahr 1875 begann. Mit Begeisterung, handwerklichem Können und einem modernen Blick auf das Traditionshandwerk setzen die beiden Unternehmerinnen in der fünften Generation neue Impulse.

Lesedauer: 3 Minuten

Aktualisiert am 29.10.2025

Beim Betreten der Goldschmiede in der Wopfnerstraße wird sofort deutlich, mit welcher Sorgfalt und Leidenschaft hier gearbeitet wird. Über dem Geschäft befindet sich das Atelier, ausgestattet mit 150 Jahre alten Werkbänken, an denen Schmuckstücke in präziser Handarbeit entstehen. Diese historische Atmosphäre trifft auf zeitgenössisches Design: Alte Werkzeuge und neue Kreationen führen einen lebendigen Dialog zwischen Gestern und Heute.

Wandel als Konstante

Was sich durch die Geschichte der Goldschmiede Schneider-Rappel zieht, ist der mutige Umgang mit Veränderung. Durch Ideenreichtum und Innovation treibt jede Generation das Unternehmen voran und gestaltet damit ihre Zukunft – ohne dabei den Kern des Handwerks zu verlieren. In der vierten Generation führten die Zwillinge Arno Schneider und Anke Höck-Schneider gemeinsam mit ihrer älteren Schwester Eva Wex-Schneider den Familienbetrieb. Vor drei Jahren wurde der Generationswechsel mit viel Vertrauen und Weitblick an Arnos Tochter Lea Schneider und ihre Geschäftspartnerin Susanne Misslinger übergeben. Die beiden setzen bewusst neue Akzente und verfolgen eigene Wege: „Mit Authentizität und Leidenschaft findet man seinen eigenen Raum zur Entfaltung und ein breites Spektrum an Techniken, um die Vision zu verwirklichen. Das Ausbrechen aus vermeintlich vorgegebenen Rahmen ist in unserem Handwerk sehr spannend“, sagt Lea. 

Veränderung verstehen Lea und Susanne als festen Bestandteil ihrer unternehmerischen Identität. So sind bereits neue Formate und Projekte entstanden: Unter dem Motto „Schmuck begreifen“ laden Workshops dazu ein, selbst Hand anzulegen und das Goldschmiedehandwerk hautnah zu erleben. „Das Teilen unserer Leidenschaft ist eine Einladung, den Wert echter Handarbeit besser zu verstehen“, sagt Lea.

Im Schaufenster der Goldschmiede Schneider-Rappel kommen Handwerk und Design in perfekter Harmonie zusammen.
© Goldschmiede Schneider-Rappel Im Schaufenster der Goldschmiede Schneider-Rappel kommen Handwerk und Design in perfekter Harmonie zusammen.

Ein eingespieltes Team

Für die beiden Geschäftspartnerinnen bedeutet Handwerk weit mehr als technisches Können, es ist auch eine innere Haltung. „Wir sehen uns nicht nur als ausgebildete Goldschmiedinnen, sondern auch als Unternehmerinnen mit Verantwortung für unser Team, unsere Kund:innen und die Fortführung eines besonderen Familienerbes“, erklärt Susanne. Mit Achtung und einem modernen Verständnis führen sie den Betrieb in fünfter Generation: „Es ist eine große Verantwortung und man hat viel Respekt vor der langen Geschichte. Wir sehen es aber als eine Bereicherung, die Goldschmiede mit unseren Ansätzen weiterzuführen. Es ist eine schöne Balance aus Herausforderungen und Möglichkeiten.“

Ihre Wege kreuzten sich erstmals während ihrer Ausbildung – ein scheinbar zufälliges Treffen mit nachhaltiger Wirkung. „Menschlich wie handwerklich verstanden wir uns von Anfang an“, erzählt Susanne. Heute ergänzen sie sich nicht nur in der Werkstatt, sondern auch in allen unternehmerischen Fragen – getragen von Ehrlichkeit, Vertrauen und gemeinsamen Werten. Zum Team gehören Gebhart Mayrhofer, ein erfahrener Goldschmiedemeister, der seit über 30 Jahren im Betrieb tätig ist, sowie Theresa Fischer, die frische Ideen und handwerkliches Geschick mitbringt. Nicht zu vergessen: Dackel Henry, der mit seinem freundlichen Wesen Besucher:innen willkommen heißt.

die Werkbänke: Wo seit 150 Jahren Goldschmiedekunst entsteht, verbindet die fünfte Generation handwerkliche Präzision mit frischen Ideen.
© Goldschmiede Schneider-Rappel Die Werkbänke: Wo seit 150 Jahren Goldschmiedekunst entsteht, verbindet die fünfte Generation handwerkliche Präzision mit frischen Ideen.

Handgemacht mit Herz

Lea und Susanne arbeiten mit viel Liebe zum Detail und einem feinen Gespür für die Besonderheiten der Materialien. Für sie ist das Arbeiten mit Edelmetallen und Edelsteinen ein Prozess voller Achtsamkeit, Ruhe und Offenheit: „Gerade dieses Entschleunigen im Tun, das bewusste Gestalten und das Eintauchen in den kreativen Fluss – das ist es, was uns an unserem Beruf besonders gefällt.“ Ihre kreative Kraft schöpfen sie aus der Verbindung zu den Menschen und Eindrücken, die sie in ihrer Umgebung und im Leben immer wieder aufs Neue faszinieren.

Blick in die Zukunft: „Solid Ground“

Ein besonderes Zukunftsprojekt ist die Schmucklinie „Solid Ground“. Die Kollektion ist inspiriert von der Natur, der Liebe zum Draußensein und den umliegenden Bergen. Übersetzt in Form, Material und Bedeutung wird jedes Stück zu einem tragbaren Gefühl. Die Gestaltung, das Handwerk und der Vertrieb greifen dabei auf neue Weise ineinander und setzen innovative Impulse im Betrieb.
Gleichzeitig bleibt die Einzelanfertigung ein wesentlicher Bestandteil ihrer Arbeit. Die enge Zusammenarbeit mit den Kund:innen, das gemeinsame Entwickeln von Ideen und das individuelle Umsetzen besonderer Momente machen für sie den besonderen Reiz ihres Berufs aus. Sie sprechen von einer „verbindenden Wertschätzung zwischen Kreation, Handwerk und Mensch“, die sich in jedem Schmuckstück widerspiegelt.

150 Jahre Handwerksgeschichte

Anlässlich des 150-jährigen Bestehens feiert die Goldschmiede Schneider-Rappel ihr Jubiläum mit einer Ausstellung im Rabalderhaus in Schwaz. Noch bis Dezember können Besucher:innen dort die Geschichten des Betriebs erleben – von den Anfängen bis zu den aktuellen Visionen der fünften Generation. Neben dem Museum laden auch Geschäft und Werstatt zum Besuch ein – hier lässt sich Handwerk erleben und der persönliche Austausch findet willkommen Raum.
So bleibt der Wandel die Konstante – und die Goldschmiede Schneider-Rappel ein Ort, an dem Tradition, Kreativität und Menschlichkeit auf besondere Weise zusammenfließen.

Alle Informationen unter: www.schneider-rappel.at www.solidground.at 

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