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Schuhhaus Mösl, Andreas Papes
© Orthopädie Papes

Schuhhaus Mösl wird Orthopädie Papes: In Großvaters Fußstapfen

Dass Andreas Papes das Schuhhaus Mösl im Herzen von Natters vor Kurzem übernommen hat, ist eigentlich keine Überraschung. Schon als kleiner Bub hat der heute 32-Jährige die meisterlichen Handgriffe vom Großvater gelernt und sie später um das heilende Portfolio des Orthopädieschuhmacher-Meisters erweitert. Die so treue wie wachsende Kundenschar darf also weiter auf- und tief durchatmen, denn Andreas Papes und seine Familie legen nicht nur viel Wert auf richtig gutes Schuhwerk und besten Service. „Jeder will einen schönen Schuh haben“, weiß der Meister. Stimmt.

Lesedauer: 5 Minuten

Aktualisiert am 29.09.2025

Ich bin der festen Überzeugung, dass man mit dem richtigen Schuhwerk die Welt regieren kann“, soll die US-amerikanische Schauspielerin Bette Midler gesagt haben. Gut möglich, dass die Entertainerin damit eher an jene meist sagenhaften Ungemütlichkeiten mit hohen Absätzen dachte, die Celebrities so gerne zelebrieren. Vielleicht dachte sie dabei aber auch an sprichwörtlich Bodenständigeres – an das, worum sich seit 70 Jahren die Welt bei Schuhe Mösl in Natters dreht, wo Neo-Chef Andreas Papes feststellt: „Die Füße tragen einen ein ganzes Leben lang.“ Und stecken sie in guten Schuhen, ist dieses Leben viel, viel unbeschwerter.

Im August 2025 hat Andreas Papes das Familienunternehmen im Herzen von Natters von seiner Mutter CorneliaPapes übernommen, die den elterlichen Betrieb seit 1993 führte. Deren Eltern Hans und Elisabeth Mösl hatten mit der Gründung der Reparaturwerkstätte im Jahr 1955 den Grundstein für das Unternehmen gelegt. Das Wissen um die tragende Rolle der Füße und das dafür nötige passende Schuhwerk ist logischer Teil des familiären Selbstverständnisses, vielleicht ist es auch schon Teil der familiären DNA. Darum ist Andreas Papes wohl so erstaunt, wenn Zweibeiner ihre Füße stiefmütterlich behandeln. „Die Füße werden am wenigsten wertgeschätzt, weil sie so weit weg vom Kopf sind“, stellt er schmunzelnd eine unangenehme Wahrheit fest – zumindest für jene, die billige Quantität der wertvollen Qualität vorziehen.

Ich wollte nie etwas anderes machen. In der Hauptschule bei den Schnuppertagen bin ich schon zu einem Orthopädieschuhmacher gegangen.

Vom Opa gelernt

Genau diese wertvolle Qualität ist der rote Faden, der sich seit 70 Jahren mit schöner Dynamik durch das Natterer Familienunternehmen zieht. „Ich war als kleiner Bub schon immer in der Werkstatt beim Opa. Er war der Firmengründer, war Schuhmacher und hat mich schon immer ein bissl eingebunden – vielleicht mit dem Gedanken, dass ich einmal hier stehen werde“, blickt Andreas Papes zurück in seine Kindheit, in der sich seine Mama, CorneliaPapes, um den serviceorientierten Verkauf des immer größeren Schuh-Sortiments kümmerte und Opa Hans Mösl in seiner Werkstatt Schuhe reparierte und Maßschuhe anfertigte. Hans Mösl ist Ende 2023 im Alter von 92 Jahren gestorben. Mit 91 ist er noch in der Werkstatt gestanden. „Von ihm habe ich das gelernt, was in den Fachbüchern nicht steht. Beispielsweise wie man auch mit simplen, einfachen Materialien etwas reparieren kann. Er war ein riesiges Vorbild“, erzählt der Enkel – und betont: „Ich wollte nie etwas anderes machen. In der Hauptschule bei den Schnuppertagen bin ich schon zu einem Orthopädieschuhmacher gegangen. Ich habe nur gewartet, bis das 9. Schuljahr rum ist und zack, habe ich die Lehre angefangen.“  

Mit Andreas Papes freuen sich auch seine Kinder Josephine und Paulina, Mutter Cornelia und Vater Gerald Papes sowie Bürgermeister Maco Mösl (v.l.) über die erfolgreiche <br />
Übergabe des traditionsreichen Betriebes in der Natterer Mittergasse.
© Orthopädie Pepes Mit Andreas Papes freuen sich auch seine Kinder Josephine und Paulina, Mutter Cornelia und Vater Gerald Papes sowie Bürgermeister Maco Mösl (v.l.) über die erfolgreiche
Übergabe des traditionsreichen Betriebes in der Natterer Mittergasse.

Sein Großvater hatte früh schon gemeint, er solle doch nicht Schuhmacher sondern Orthopädieschuhmacher lernen, also einen Gesundheitsberuf ergreifen, mit dem das Schuhhaus dann auch um ein Standbein erweitert werden konnte. „Ab der Hüfte runter kennt man jeden Muskel, jedes Band, jeden Knochen - wie er reagiert, wie er sich verhält, kennt jedes Blutgefäß. Ab der Hüfte kannst du mich alles fragen. Es ist sehr spannend. Das Coole ist, dass jedes Projekt anders ist“, erklärt Andreas Papes, „für jede Kundschaft, jeden Patienten muss man einen eigenen Leisten bauen, der unter seinem Namen abgelegt ist.“ Rund 190 Leisten hat er schon angefertigt. Und es werden immer mehr.

Plump? Gar nicht!

Für Menschen mit Fußproblemen, krankheitsbedingten Veränderungen oder Fehlstellungen der Füße sind maßgefertigte Schuhe oder orthopädische Heil- und Hilfsmittel das A und O dafür, sich schmerzfrei und auch anatomisch „richtig“ bewegen zu können. Dafür arbeiten deren orthopädische Fachärzt:innen eng mit Orthopädieschuhmacher:innen zusammen – wie eben mit Andreas Papes, der auch „in der Orthopäidie“ viel Wert auf schöne Schuhe legt. Die immer noch weit verbreitete Überzeugung, dass orthopädische Schuhe schwarz, plump und quadratisch sind, entwickelt sich mit dem ersten Verordnungsschein rasch zu einer regelrechten Angst. „Ich gebe den Kundinnen und Kunden dann einen Katalog, in dem vom Sneaker bis zum Bergschuh alles dabei ist – in allen Farben und mit allen möglichen Verschlüssen, dann haben sie die Angst auch schon verloren. Für mich ist es das größte Kompliment, wenn sie dann den Schuh, der ja ein Maßschuh ist, gleich anbehalten wollen“, sagt Andreas Papes, der sein umfassendes Können selbstverständlich nicht nur bei verschreibungspflichtigen Schuhen oder Heilbehelfen anwendet. Wer seinen Schuh geweitet oder die Sohle der Lieblingsbergschuhe getauscht haben will, ist hier genauso gut aufgehoben wie all die Kletterpatschen, die erst in der Reparaturbox von Europas größter Kletterhalle - dem Kletterzentrum Innsbruck - und dann hier in Natters landen. „Wir sind Reparaturpartner des KI“, sagt Andreas Papes – und ergänzt: „In die Orthopädie kommen die Kundinnen und Kunden natürlich erst, wenn sie etwas haben. Oder wenn sie etwas nicht mehr haben wollen - wie Halluxschmerzen oder einen Fersensporn. Da kommen sie auch vorbeugend.“

Reibungslose Übergabe

2012 – nach der Lehre – ist der Enkel des Gründers in den Familienbetrieb eingestiegen und 2016 hat er die Meisterprüfung zum Orthopädieschuhmacher absolviert.
Diese Meisterschaft war der Grund dafür, das neue Betriebsgebäude in der Natterer Mittergasse zu errichten, um alle Voraussetzungen für einen Vertrag mit der Krankenkasse zu erfüllen. Voraussetzungen, die auch den Kund:innen des „normalen“ Schuhhauses zugute kommen. Das großzügige und mit einer breitgefächerten – vom Babypatschen bis zum Bergschuh reichenden – Qualitäts-kollektion lockende Geschäftslokal ist barrierefrei betretbar. „Die Leute schätzen auch den Parkplatz vor der Tür und natürlich die superkompetente Beratung durch meine Mama“, verneigt sich Andreas Papes vor dem Wissen seiner Mutter.

Die Übergabe des Unternehmens von Corneliaan Andreas Papes verlief so reibungslos wie fließend. „Seit ich den Meister habe bin ich gewerberechtlicher Geschäftsführer. Die Mama hat mich auch immer mitreden und entscheiden lassen. Das ist immer alles auf einer gesunden Basis gewachsen“, sagt der 32-Jährige, der sich nicht nur darüber freut, dass seine Frau Martha mit ihren kunstfertigen Stickereien das Portfolio des Familienunternehmens um personalisierte Bekleidung, Geschenke oder Tiroler Knospsen erweitert. Fast kindisch freut er sich, dass seine beiden Töchter Josephine und Paulina bereits Feuer für die Schuhe und das Handwerk gefangen haben. „Das ist wie bei mir damals. Wir werden sehen, wo die Reise hinführt. Sie sind ja noch Kinder“, sagt er und hält lachend fest: „Wenn ich denke, wie alt mein Opa geworden ist und wie lange er gearbeitet hat, dann werde ich noch 60 Jahre in der Werkstatt stehen.“ Und das mit großer Freude.

Weitere Informationen: www.ap-werkstatt.at

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