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Weißer LKW steht bei einem Lagerkomplex, im Hintergrund zeigt sich ein angrenzender Wald oberhalb einer Mauer
© Christian Vorhofer | WKO

Tiroler Wirtschaftskammer wehrt sich gegen Abzocke bei Mauten

Die Regierung plant 2026 eine Anhebung der Mauttarife um bis zu 13 % für Lkw und Busse. Das würde zu 85 % heimische Betriebe treffen und die Preisspirale weiter anheizen. Die Wirtschaftskammer fordert einen Erhöhungs-Stopp.

Lesedauer: 2 Minuten

13.08.2025

Kaum zeigt die Tiroler Konjunktur erste Anzeichen einer leichten Erholung, ist der nächste Dämpfer in Sicht: Der vorliegende Entwurf für die Mauttarife 2026 sieht bei Lkw und Bussen eine starke Steigerung vor – bei modernen Fahrzeugen um bis zu 13 %. „In der jetzigen Lage darf der Staat nicht weiter die Daumenschrauben bei den Abgaben anziehen. Damit unsere Betriebe wettbewerbsfähig bleiben, brauchen sie dringend Entlastungen und keine Belastungen. Daher müssen die Mauttarife auf dem Niveau 2025 eingefroren werden“, fordert Wirtschaftskammer-Präsidentin Barbara Thaler.

Maut als Inflationstreiber

Die geplante Mauterhöhung trifft nicht nur die Verkehrswirtschaft, sondern hat Auswirkungen quer über alle Branchen – vom Bau über das Gewerbe bis hin zum Handel und der Industrie, die ohnehin gegenüber anderen Standorten bereits mit dem Rücken zur Wand steht. „Höhere Mauten wirken sich bei Lieferungen im Wohnbau genauso aus wie für den Montagetrupp, der die höheren Kosten letztlich den Konsument:innen verrechnen muss“, warnt der Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk, Franz Jirka. Auch im Handel ist die Sorge groß: „Wenn Warentransporte teurer werden, treibt das einerseits die ohnehin schon hohen Standortkosten nach oben, andererseits steigen die Preise. Ein weiterer Inflationstreiber ist das letzte, was unsere Wirtschaft jetzt braucht“, betont Roman Eberharter, Spartenobmann im Tiroler Handel. Die geplanten Mauterhöhungen schlagen letztlich bis hin zum Entsorgungs- und Recyclingmanagement durch, wie der Obmann der betreffenden Fachgruppe betont: „Höhere Mauten haben unweigerlich höhere Kosten für die regionale Abfallentsorgung bei Betrieben und den Gemeinden zur Folge und belasten am Ende wieder die Konsument:innen. Statt Kreislaufwirtschaft und regionale Wertschöpfung inklusive vieler Arbeitsplätze zu fördern, werden diese durch solche Maßnahmen gefährdet“, unterstreicht Matthias Zitterbart die weitreichende Wirkung höherer Mauten.

Wettbewerbsfähigkeit gefährdet

„Die Erhöhung der Tarife kommt nicht nur zur Unzeit, sie ist auch im Vergleich mit anderen EU-Ländern überzogen. Österreich hat bereits jetzt die höchsten Mauttarife in der EU“, weist Präsidentin Barbara Thaler hin. Allein in den letzten beiden Jahren sind die Mauten um 21 % angestiegen. Damit liegen nicht nur die Löhne, die Energiekosten und die Inflation, sondern auch die Mauttarife weit über dem Niveau der Mitbewerber. Das macht es für heimische Betriebe zunehmend schwieriger, wettbewerbsfähig zu bleiben. „Die Mautkosten belaufen sich bereits jetzt bei einem typischen Lkw mit einer Jahresleistung

von 140.000 km, der zu 50 % im mautpflichtigen Straßennetz unterwegs ist, auf rund 40.000 Euro im Jahr. Eine Fahrt von Wien nach Salzburg kostet heute mehr an Maut als an Treibstoff oder Löhnen. Das ist absurd und nicht länger akzeptabel“, erklärt der Obmann der Sparte Transport und Verkehr, Franz Sailer. Auch das oft ins Treffen geführte Argument, höhere Mauttarife würden den Transitverkehr einbremsen, geht für Sailer ins Leere: 85 % der auf österreichischen Straßen transportierten Güter haben Ziel oder Quelle im Inland. Nur 15 % sind reiner Transitverkehr. Hö- here Mauten treffen also in erster Linie innerösterreichische Transporte. Für Transitunternehmen hingegen fallen sie auf

einer kurzen Teilstrecke wie durch Tirol kaum ins Gewicht. Die geplante Tarifstruktur bevorzugt sogar Transit-Sattelzüge mit vier Achsen gegenüber dreiachsigen Lkw, wie sie viele Tiroler Betriebe im Einsatz haben. Das ist nicht nur unfair – das ist wirtschaftsfeindlich.

Für die Präsidentin und sämtliche Branchenvertreter:innen der WK Tirol muss daher die geplante Erhöhung ausgesetzt werden. Zudem fordert die Kammer, die nationalen Spielräume im Hinblick auf die EU-Wegekostenrichtlinie zu nutzen – etwa indem Fahrzeuge für Bau, Handwerk oder zur Beförderung eigener Arbeitsmittel gänzlich oder aber von Teilen der Maut ausgenommen werden.

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