Weniger Bürokratie, mehr Produktivität
Die Initiative des Landes Tirol zur Vereinfachung der Verwaltung kommt in Schwung. Bis Jahresende soll eine Vollständigkeitsprüfung bei Gewerbeverfahren landesweit eingeführt werden. Das trägt zur Beschleunigung von Verfahren bei.
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Die Tiroler Wirtschaftskammer erhebt regelmäßig, was Betriebe bremst. An erster Stelle stehen die hohen Arbeitskosten – dicht gefolgt von einem starken Aufsteiger: der Bürokratie. Vor einem Jahr nannten nur 27 % der Betriebe Bürokratie als Problem, mittlerweile sind es 62 %. Damit ist sie zum zweitgrößten Wachstumshemmnis geworden. „Das bedeutet, dass Tiroler Unternehmen zunehmend mit administrativen Aufgaben belastet sind, anstatt sich mit der Weiterentwicklung ihrer Produkte und Dienstleistungen beschäftigen zu können“, fasst Präsidentin Barbara Thaler zusammen. Die Wirtschaftskammer steht daher laufend im Austausch mit Politik und Verwaltung auf Landes- und Bundesebene, um Entlastungen zu erreichen.
Verwaltung zukunftsfit machen
Ein wichtiger Ansatzpunkt ist der aktuelle „Tirol-Konvent“, mit dem das Land die Verwaltung schlanker und damit zukunftsfit machen will. Die Wirtschaftskammer hat im Vorfeld ein umfangreiches Forderungspapier erarbeitet, in welchen Bereichen die Verwaltung vordringlich verbessert werden soll. Dieses Forderungspapier listet ein Dutzend Themenbereiche auf, die für die Wirtschaft von großer Bedeutung sind. Dazu gehören unter anderem eine stärkere Kundenorientierung der Verwaltung, eine faire und regionale Vergabepraxis und digitale Baueinreichungen mit verpflichtenden Fristen. „Eine Trendwende ist überfällig. Denn ein schlankes Verwaltungssystem wirkt wie ein Konjunkturprogramm. Es setzt Ressourcen frei und erhöht die Produktivität der Betriebe“, erklärt Barbara Thaler.
Strukturierte Vollständigkeitsprüfung
Ein erster wichtiger Schritt wurde nun mit der Vollständigkeitsprüfung in Gewerbeverfahren erreicht. Ein häufiges Problem in Gewerbeverfahren sind unvollständige Einreichunterlagen. Antragsteller erhalten oft erst im Rahmen der Verhandlung die Information, ob ihre Unterlagen vollständig und für eine Beurteilung geeignet sind. Das führt zu Verzögerungen im Ablauf und erschwert die Planbarkeit für Projektwerber und Behörden gleichermaßen. Ein Pilotprojekt der Bezirkshauptmannschaft Schwaz zeigt nun, wie durch eine strukturierte Vollständigkeitsprüfung mehr Effizienz und Transparenz in das Verfahren gebracht werden kann: Innerhalb einer Woche nach Einreichung erhalten Antragsteller eine schriftliche Rückmeldung, ob alle notwendigen Unterlagen vollständig vorliegen. Sollte dies nicht der Fall sein, erfolgt eine konkrete Information über nachzureichende Dokumente.
Auf Basis der positiven Erfahrungen in Schwaz wird das System der Vollständigkeitsprüfung nun auf ganz Tirol ausgeweitet. Bis Ende des Jahres soll das Verfahren auf alle Bezirkshauptmannschaften im Bereich der Gewerbeverfahren ausgerollt werden. „Ziel ist es, den Servicegedanken in der Verwaltung zu stärken, Verfahren zu beschleunigen und Antragstellern mehr Planungssicherheit zu geben. Also genau das, was unseren Betrieben wieder den Spielraum verschafft, den sie in den letzten Jahren zunehmend verloren haben“, freut sich die Präsidentin über diesen Schritt in die richtige Richtung.