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Staatssekretärin Elisabeth Zehetner im Interview beim JW Summit in Tirol
© Bastian Fettinger

"Gründen darf kein Hindernislauf sein"

Energie, Nachhaltigkeit und Transformation - darum ging es in der Paneldiskussion mit Elisabeth Zehetner, Staatssekretärin für Energie, Startups und Tourismus, beim JW-Summit in Tirol. "Wirtschaft in NÖ" traf sie auf 2.660 Meter Höhe zum Interview.

Lesedauer: 3 Minuten

Aktualisiert am 29.10.2025

Als ehemalige Bundesgeschäftsführerin der Jungen Wirtschaft Österreich kennen Sie die Hürden der Unternehmen aus erster Hand. Aus welchem Blickwinkel betrachten Sie diese nun als Staatssekretärin?
Elisabeth Zehetner: Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn man als junge Unternehmerin oder Unternehmer voller Ideen ist, gleichzeitig aber mit Bürokratie, Finanzierungslücken oder fehlender Sichtbarkeit kämpft. Ich sehe meine Aufgabe jetzt darin, diese Hürden abzubauen. Mein Blickwinkel ist also zweifach – einerseits politisch, um bessere Rahmenbedingungen zu schaffen, andererseits persönlich, weil ich die Sorgen und Hoffnungen der Jungen Wirtschaft kenne.

Welche Bedeutung hat die Junge Wirtschaft für Sie?
Die Junge Wirtschaft ist für mich nach wie vor ein unverzichtbares Netzwerk. Sie gibt jungen Unternehmerinnen und Unternehmern eine starke Stimme, vernetzt sie untereinander und macht ihre Anliegen auch in der Politik sichtbar. Sie ist ein Motor für Ideen, Unternehmergeist und Veränderung. Und sie erinnert uns alle daran, dass Zukunft nicht nur gestaltet, sondern auch gegründet werden muss.

Beim JW-Summit haben Sie über Energie, Nachhaltigkeit und Transformation diskutiert. Welche Rolle spielen diese Themen in Zukunft für unsere Unternehmen?
Ich bin überzeugt: Energie, Nachhaltigkeit und Transformation sind die zentralen Standortfaktoren der Zukunft. Unternehmen, die heute in Energieeffizienz und nachhaltige Geschäftsmodelle investieren, sind morgen die Gewinner. Für Österreich heißt das: Wir müssen Versorgungssicherheit schaffen, die Energiewende aktiv gestalten und Betriebe auf diesem Weg unterstützen. Transformation ist nie bequem, aber Voraussetzung dafür, dass Unternehmen langfristig wettbewerbsfähig bleiben.

Ein aktuelles Thema der Jungen Wirtschaft ist die Betriebsübergabe. Wie unterstützt das Bundesministerium junge Unternehmen dabei?
Die bevorstehende Übergabewelle ist tatsächlich eine große Herausforderung und zugleich eine enorme Chance. Wir unterstützen mit Beratungs- und Förderprogrammen, etwa über die aws oder die WK-Instrumente. Im Tourismusbereich haben wir eine Förderung aufgelegt, die Nachfolgerinnen und Nachfolger gezielt unterstützen soll. Gleichzeitig müssen wir steuerliche Hürden abbauen, die Übergabeprozesse vereinfachen und Bürokratie abbauen. Wichtig ist mir auch das Thema Bewusstseinsbildung: Nachfolge darf kein Tabu sein, sondern sollte frühzeitig geplant werden.

Die Junge Wirtschaft wünscht sich ein Digital Nomads Visa, um internationalen Fachkräften ortsunabhängiges Arbeiten zu ermöglichen und den Standort für moderne Arbeitsformen zu öffnen ...
Ich halte die Idee für spannend, es darf keine Denkverbote geben. Es ist aber nicht Teil des Regierungsprogramms. Fest steht: Österreich ist ein attraktives Land und braucht internationale Fachkräfte. Angesichts der zunehmenden ortsunabhängigen Arbeit müssen wir überlegen, wie wir darauf reagieren. Entscheidend sind klare Rahmenbedingungen, etwa bei Sozialversicherung und Steuern. Mit der Rot-Weiß-Rot-Karte haben wir bereits ein Modell, das den Arbeitsmarkt für internationale Fachkräfte öffnen soll. Das wollen wir verbessern, dazu gibt es auch eine Verständigung innerhalb der Koalition. 

Gründen muss schneller, einfacher und unbürokratischer möglich sein. Wie stehen Sie zu dieser Forderung der Jungen Wirtschaft?
Ich sehe das genauso: Gründen darf kein Hindernislauf sein. Wir haben mit der FlexCo bereits eine moderne Rechtsform geschaffen, die mehr Flexibilität bietet. Jetzt geht es darum, den Gründungsprozess weiter zu digitalisieren und die Schnittstellen zwischen den Behörden zu vereinfachen. 

Sprechen wir über New Work: Welche Bedeutung haben die neuen Formen der Arbeit für Unternehmen?
New Work ist weit mehr als Homeoffice. Es geht um eine neue Haltung zur Arbeit, um Flexibilität, Eigenverantwortung und Sinnorientierung. Ich sehe darin großes Potenzial, gerade für die junge Generation, die andere Erwartungen an Arbeitgeber hat. Für Unternehmen bedeutet das: mehr Attraktivität im Wettbewerb um Fachkräfte und oft auch mehr Produktivität. Aber es braucht klare Regeln, damit Flexibilität nicht zur Unsicherheit wird. 

Was können junge Unternehmer:innen vom JW-Summit mitnehmen?
Ich glaube, das Wichtigste sind drei Dinge: Inspiration, Netzwerk und Mut. Inspiration durch die vielen Ideen und Beispiele, die hier präsentiert werden. Netzwerk durch den Austausch mit Gleichgesinnten. Und Mut, weil man spürt: Ich bin nicht allein mit meinen Herausforderungen, andere gehen ähnliche Wege. Der JW-Summit gibt Rückenwind, und den braucht es, um die Betriebe fit für die Zukunft zu machen.