Anlaufstelle für alle Fälle

Elegantes, schwarzes Outfit, gepflegtes, langes Haar: Auf den ersten Blick wird klar: Anna Frank legt Wert auf ihr Äußeres, als sie die Bezirksstelle Hollabrunn der Wirtschaftskammer Niederösterreich (WKNÖ) betritt. Seit rund zehn Jahren arbeitet sie im Friseurgewerbe, 2024 hat sie die Meisterprüfung mit Auszeichnung bestanden. Heute ist Gründungsberatung angesagt. Anna Frank wagt den Schritt in die Selbstständigkeit. 
„In diesem Fall ist die Sachlage sehr unkompliziert. Hier handelt es sich um ein reglementiertes Gewerbe, eine Befähigungsprüfung ist notwendig, die Frau Frank schon hat“, verrät Bezirksstellenreferentin Kerstin Sack. So sind es die ,,klassischen Fragen“, zu denen die WKNÖ-Expertin aufklärt: Welche Kosten entstehen im Unternehmertum, welche Rechtsformen, allgemeine steuerliche Fragen und Auswirkungen der selbstständigen Tätigkeiten gibt es, wie funktioniert die Rechnungslegung etc.
Angeboten werden die Gründungsberatungen in den 23 WKNÖ-Bezirks- und Außenstellen – den modernen Anforderungen der Zeit entsprechend – mittlerweile natürlich auch online (und telefonisch). Die Vor-Ort-Beratung überwiegt freilich. „Der direkte Kontakt ist wichtig. Rund 90 Prozent der Gründerberatungen pro Jahr erfolgen bei uns in Hollabrunn persönlich auf der Bezirksstelle“, verrät Sack. Bezirksstellenobmann Alfred Babinsky bestätigt: „Gründerberatungen sind eine der Hauptaufgaben bei uns im Bezirk. Wir legen Wert darauf, dass alle Mitglieder bestmöglich ins Unternehmertum starten können. Darum diese persönliche und ausführliche Individualberatung, bei der auf alle Fragestellungen eingegangen wird.“

Hilfe auch bei Behördenwegen

Ein Zusatzservice ist die „Nachbetreuung“ der Neu-Unternehmer:innen. „Wir kontaktieren alle Mitglieder nach sechs Monaten wieder und helfen natürlich auch hier, sofern neue Fragestellungen aufgetreten sind. Außerdem bieten wir die elektronische Gewerbeanmeldung an, die Gründerinnen und Gründer ersparen sich somit den Weg zur Bezirkshauptmannschaft“, ergänzt Bezirksstellenleiter Julius Gelles. 
Nach rund einer Stunde ist das intensive Gespräch beendet, Anna Frank fühlt sich gewappnet. „Die Beratung  war nicht nur professionell, sondern auch sehr freundlich und angenehm“, zieht die Friseurmeisterin zufrieden Bilanz. 
Etwas über einen Monat ist die Gründungsberatung jetzt her – aktuell heißt es für Anna Frank vorrangig Marketing zu betreiben, um noch mehr Kundinnen und Kunden anzusprechen: „Als erfahrene Friseurin biete ich nicht nur alltägliche Haarschnitte und Stylings, sondern auch Hochsteckfrisuren. Ob für Hochzeiten, Bälle oder andere besondere Anlässe – ich setze den perfekten Look um.“ Dass ihr Konzept aufgeht, davon ist sie überzeugt, schließlich bietet sie als Mobilfriseurin ihre Leistungen besonders bedarfsgerecht an – flexibel und direkt bei den Kund:innen in ihrer gewohnten Umgebung. „Ganz ohne Stress und Parkplatzsuche. Für nicht mehr so mobile Kunden, Mamis mit Kindern oder gleich die ganze Familie“, schmunzelt Frank. 
Der Verzicht auf einen eigenen Friseursalon hat für die Neo-Unternehmerin vor allem familiäre Gründe: „Feste Öffnungszeiten lassen sich momentan nur schwer mit den Betreuungszeiten meiner Kinder, die vier und sechs Jahre sind, vereinbaren.“ „Hauptarbeitsgebiet“ für die zweifache Mama ist der Bezirk Hollabrunn: „Aufgrund meiner zusätzlichen Tätigkeit als Fachtrainerin für Friseur und Kosmetik in Wien biete ich meinen mobilen Friseurdienst aber bis nach Wien an.“

Hilfe im Arbeitsrecht

Vor die Tore der Bundeshauptstadt    – zur WKNÖ-Bezirksstelle Mödling –  führt die zweite Station des Lokalaugenscheins von „Wirtschaft NÖ“. Gabriela Kargl (Kargl Gesellschaft m.b.H.) benötigt Unterstützung in einem Arbeitsrechtsverfahren, ein weiterer Schwerpunkt der 23 WKNÖ-Bezirks- und Außenstellen, die Dreh- und Angelpunkt sind, wenn Niederösterreichs Unternehmer:innen Rat und Hilfe suchen. 
Gabriela Kargl ist Chefin von aktuell 30 Mitarbeiter:innen. Der 1967 gegründete Elektroinstallationsbetrieb aus Wr. Neudorf bietet als traditionsreiches Familienunternehmen die ganze Bandbreite – von Blitzschutz über Photovoltaikanlagen bis hin zum Störungsdienst – egal, ob Wohn- oder Industriebau, Sanierung oder Neubau.
Heute sucht Gabriela Kargl Hilfe bei der Bezirksstelle wegen eines Mitarbeiters – Paul K. (Name geändert) hatte zwar Urlaub angemeldet, bekam diesen aber nicht genehmigt. Aus dringenden betrieblichen Gründen. Dem Beispiel zweier Kollegen, die anboten, die Zeit einzuarbeiten und denen daraufhin Urlaub gewährt wurde, folgte Paul K. nicht. Stattdessen fuhr er mit seinen beiden Kollegen einfach auf ein Musikfestival mit – und wurde daraufhin entlassen. Dank der Unterstützung durch die WKNÖ-Bezirksstelle Mödling konnte nachgewiesen werden, dass keine Urlaubsvereinbarung zustande gekommen war. Die Klage von Paul K. auf Wiedereinstellung wurde vom Arbeitsgericht daher abgelehnt. „Mehrere tausend Euro Schaden für Frau Kargl konnten damit abgewendet werden“, rechnet Bezirksstellenleiterin Andrea Lautermüller vor. Bezirksstellenobmann Martin Fürndraht betont: „Gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten zeigt sich, wie wichtig die Serviceleistungen der Bezirksstelle sind. Sie stärken die regionale Wirtschaft, bieten Orientierung und helfen, bürokratische Hürden zu überwinden – schnell und unbürokratisch.“

Tausende Kundenkontakte

Die Bezirksstelle Mödling hat pro Jahr rund 10.000 Kundenkontakte, etwa ein Drittel davon bezieht sich auf arbeitsrechtliche Fälle wie jene von Gabriela Kargl. Der Rest verteilt sich auf andere Rechtsgebiete, Förderungen, Interessenvertretung und Weiterbildung.
„Unsere arbeitsrechtliche Beratung in der Bezirksstelle Mödling ist immer auf die individuellen Bedürfnisse der Unternehmerinnen und Unternehmer abgestimmt. Wir verstehen uns als verlässlicher Partner, gerade, wenn es um komplexe arbeitsrechtliche Fragen geht“, schildert Andrea Lautermüller.
Und Obmann Martin Fürndraht ergänzt: „Unsere Services sind praxisnah, lösungsorientiert und immer am Puls der Wirtschaft.“ Von der Qualität der Arbeit ist auch Gabriela Kargl überzeugt. „Ich fühle mich hier einfach gut aufgehoben, die Bezirksstelle Mödling ist für mich als Unternehmerin immer mit Rat und Tat da.“ Spricht es aus – und verlässt mit einem Lächeln auf den Lippen das Gebäude. Während Obmann Martin Fürndraht wie seine Kollegen an allen 23 WKNÖ-Bezirks- und Außenstellen in Niederösterreich die Arbeit für die Mitglieder weiter optimieren will: „Als Obmann ist es mir ein Anliegen, die Beziehungen zwischen Unternehmerschaft und Behörden zu verbessern und Zukunftsthemen wie Digitalisierung, Bildung oder Fachkräfteversorgung aktiv zu gestalten.“

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