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© BZ-Bau

Betriebe, die anziehen

Bindung durch Begeisterung. Talente zu finden und langfristig zu halten, ist eine der größten Herausforderungen für NÖ Unternehmen. Die Wirtschaftskammer NÖ unterstützt dabei.

Lesedauer: 8 Minuten

Aktualisiert am 17.12.2025

Helle Funken stauben auf und fliegen über die frisch errichtete Schalung des Einfamilienhauses auf einer Baustelle in Raasdorf. Ein Lehrling richtet die Stahlmatte sorgfältig aus. Daneben sorgt ein Kollege dafür, dass die Plane glatt liegt. Der Beton wird vorbereitet und langsam eingefüllt. Jede Bewegung sitzt. Dehnungs- und Bewegungsfugen werden präzise eingearbeitet. Nichts bleibt dem Zufall überlassen. „Ohne gute Mitarbeiter geht hier nichts“, meint Jürgen Zeiler, Geschäftsführer von BZ-Bau in Schrems, bestimmt. „Nur motivierte Kolleginnen und Kollegen, die Verantwortung übernehmen, können unsere Projekte erfolgreich umsetzen – und unser Unternehmen lebendig halten. Denn ohne Team nützt die ganze Strategie oder Auftragslage nix.“

BZ-Bau ist ein Bauunternehmen aus dem Waldviertel mit einem Standort in Raasdorf und Projekten in ganz Österreich. Kerngeschäft sind Unterbauten für die Fertighausbranche, ergänzt durch Aufschlussleitungen, Keller, Außenanlagen – kurz: alles, was ein Eigenheim braucht. „Unser Motto ,Von Grund auf solide‘, leben wir in allen Bereichen“, sagt Zeiler. Gegründet 2002 mit 20 Mitarbeitern, sind heute rund 90 Menschen im Unternehmen beschäftigt. Das Recruiting geht weit über Stellenanzeigen hinaus. „Employer Branding ist für mich kein Brandzeichen, sondern die Frage, wie wir Menschen mit Begeisterung bei uns halten“, erklärt Zeiler. So war das Waldviertler Unternehmen kürzlich auch beim „Employer Branding Kongress“ in der Bezirksstelle Gänserndorf der Wirtschaftskammer NÖ mit dabei. Seit zwei Jahren arbeitet BZ-Bau auch mit einem externen Berater zusammen: alle zwei Wochen gibt es Coachings zu Teamgeist, Resilienz, Kommunikation, Generationenmanagement und Werten. „Wir geben jedem die Chance, zu wachsen. Entlohnung spielt eine Rolle, aber nicht die Hauptrolle. Wer mit Begeisterung arbeitet, macht es gut.“

Infos via Mitarbeiter-App

Mitarbeiter werden aktiv informiert: Quartalsweise über die MA-App. Jeder soll wissen, wo das Unternehmen steht – und sich einbringen können. Das zeigt Wirkung: „Die Stimmung ist ruhiger, freundlicher geworden, trotz steigender Herausforderungen. Die Rückmeldungen sind durchweg positiv.“
Aktuell lernen sieben Jugendliche bei BZ-Bau: Hochbauer, Betonbauer und bautechnische Zeichner, bald auch bautechnische Assistenten. Seit rund 20 Jahren bildet das Unternehmen konstant aus. „Wer in Ausbildung nicht investiert, wird aussterben. Unsere Jugend ist unsere Zukunft. Das System ist bewusst gestaltet: ein einmonatiges Onboarding im Haus beim Ausbilder, dann Einsatz in den Teams. Während der drei Jahre wird kontinuierlich an Persönlichkeit und Werten gearbeitet. „Die Voraussetzungen der jungen Generation haben sich verändert. Wir passen unser System an, ohne Kompromisse beim Qualitätsanspruch zu machen.“ Sicherheit und Perspektive sind zentrale Faktoren für die Bindung. „Offene Kommunikation, Entwicklungsmöglichkeiten und ein zukunftsfittes Unternehmen – das hält Menschen langfristig.“

Hinweis
WKNÖ unterstützt im HR-Bereich
Unterstützung im Rahmen der geförderten betriebswirtschaftlichen Beratung: Hier unterstützen externe Unternehmensberater bei sämtlichen HR-Themen:
- 4 Stunden Einstiegsberatung: 100% Förderung der Nettokosten 
- 20h Schwerpunktberatung 
20h Umsetzungsbegleitung

Bei den 20h Beratungen wird der Stundensatz mit dem Berater vereinbart. Die Förderhöhe beträgt 40 Euro pro Stunde bei einem Mindest-Stundensatz von 90 Euro.

Angebot an Webinaren und spezifischen Veranstaltungen zum Thema. 

Mitwirkung bei Auszeichnungen mit HR-Schwerpunkten bzw. HR-Kategorien: Trigos, familienfreundlichste Unternehmen, etc…
www.talentemagnet.at

Kreative Lösungen im Grünen

Während auf der Baustelle in Raasdorf das Fundament langsam Gestalt annimmt, fällt in Diendorf am Kamp die Sonne durch die großen Fenster der MBIT Solutions GmbH und beleuchtet Bildschirme und die konzentrierten Gesichter der 26 Teammitglieder. Auf einem Tisch liegen Notizen, Kaffeetassen stehen neben Tastaturen, und zwischendurch ertönt leises Lachen aus einer Ecke, während eine neue Idee diskutiert wird.

 Das Unternehmen entwickelt komplexe Web-Lösungen, die stabil, skalierbar und exakt auf die Abläufe der Kund:innen abgestimmt sind. Bei MBIT sprießen kreative Ideen und digitale Lösungen zwischen Obsthainen, Outdoor-Besprechungs­oasen und modernster Office-Architektur. Hier, mitten im Grünen, arbeiten Softwareentwickler:innen, Webdesigner:innen und Projektmanager:innen Seite an Seite – ein eingespieltes Team, das Projekte mit Präzision und Herz umsetzt.
„Gute Mitarbeiter:innen zu finden und langfristig zu halten, ist für uns essenziell, weil sie die Basis für jede Form von Qualität im Unternehmen sind“, sagt Martin Böhacker, Geschäftsführer und Inhaber. „Menschen, die Verantwortung übernehmen, sich weiterentwickeln wollen und Freude an anspruchsvollen Projekten haben, prägen die gesamte Kultur und Arbeitsweise von MBIT.“

Philosophie mit Wirkung

Die Wirkung ist sofort sichtbar: Ein Kollege bespricht mit einem Entwickler die Umsetzung eines neuen Features, eine Designerin gibt Input für die Nutzeroberfläche, ein Projektmanager kontrolliert die Abläufe – alles aufeinander abgestimmt. „Der Großteil unseres Teams ist seit vielen Jahren bei uns, kennt unsere Abläufe bis ins Detail und arbeitet unglaublich eingespielt zusammen. Diese Kontinuität sorgt für Stabilität, klare Prozesse und ein tiefes Verständnis dafür, wie wir Projekte erfolgreich machen. Am Ende profitieren davon vor allem unsere Kund:innen.“

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© MBIT

Wie schafft MBIT diese Atmosphäre? „Wir möchten ein Arbeitsumfeld bieten, in dem man sich wohlfühlt, gerne Verantwortung übernimmt und sich in Projekten wirklich einbringen kann.“ Die Unternehmenswerte seien erst vor kurzem gemeinsam definiert worden und werden regelmäßig in Teammeetings besprochen – nicht als Theorie, sondern als gelebte Leitlinien. „ Unsere Mitarbeiter:innen schätzen besonders die offene, unkomplizierte Kommunikation, die persönliche Nähe im Team und die Freiheit, eigene Ideen einzubringen“, geht Böhacker ins Detail.

Professionell und familiär

Doch es geht nicht nur um Kultur. MBIT sorgt auch für konkrete Rahmenbedingungen: „Wir haben ein modernes Büro mitten im Grünen, top ausgestattete Arbeitsplätze, regelmäßige Teamevents und täglich gemeinsames Mittagessen“, erklärt der Chef. Die Mischung aus professioneller Atmosphäre und familiärem Miteinander wirkt. Nachwuchs wird vor allem über Junior-Stellen gefördert: „Viele unserer heutigen langjährigen Teammitglieder haben damals als Juniors bei uns begonnen und sind mit uns gewachsen“, sagt Böhacker. Lehrlinge werden aktuell nicht ausgebildet, da die komplexen Enterprise-Projekte besser für junge Talente mit erster Erfahrung geeignet sind.

Unterstützung holt sich MBIT regelmäßig bei der Wirtschaftskammer NÖ, etwa bei arbeitsrechtlichen Fragen, Musterverträgen, Förderinformationen oder Netzwerkveranstaltungen. „Für Unternehmen unserer Größe sind diese Services eine wertvolle Unterstützung“, betont Böhacker und lässt seinen Blick durch die Büros wandern. Und eines wird deutlich: Qualität entsteht hier nicht nur durch Technik, sondern durch ein Team, das zusammenhält und Verantwortung lebt.

Fokus auf breite Sichtbarkeit

Szenenwechsel. Eine Baustelle im Waldviertel. Konzentrierte Stille. Malerlehrling Samuel Foramitti kniet am Gerüst, die Herbstsonne angenehm im Rücken. Neben ihm steht sein Ausbilder und Vorarbeiter Albert Gaiswinkler und zeigt mit ruhigen Handbewegungen, wie der Pinsel geführt werden muss, damit die Kante später exakt und sauber wirkt. „Unsere Qualität ist gesichert, weil sie jedem Mitarbeiter ein persönliches Anliegen ist“, weiß Johann Jager, Geschäftsführer der Maler Jager GmbH in Ottenschlag. Genau aus dieser Haltung entsteht, was den Betrieb trägt. Mitarbeiter zu finden, die diesen Anspruch teilen, ist zur zentralen Aufgabe geworden. „Die Nachfrage nach Lehrstellen im Handwerk ist seit Jahren rückläufig“, sagt Jager nüchtern. Deshalb setzt das Unternehmen – das neben klassischen Malerarbeiten ein Farbenfachgeschäft samt Postpartnerstelle sowie eine Werbetechnikabteilung für Beschriftungen und Textildruck betreibt – auf breite Sichtbarkeit: Social-Media-Videos, Anzeigen, AMS-Suche, direkte Lehrlingswerbung an Schulen.

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© Maler Jager

Es ist ein ständiger Wettbewerb um Aufmerksamkeit – und um Menschen, die wirklich ins Team passen. Was sie hält, beginnt im Alltag. Kleine, familiäre Teams, gute Bezahlung, geregelte Arbeitszeiten, Verlässlichkeit – und ein Miteinander, das nicht auf Plakaten steht, sondern spürbar ist. „Bei uns zählt noch der Mensch, und Probleme werden gemeinsam gelöst“, sagt Jager, der den Familienbetrieb in zweiter Generation führt. 21 Mitarbeiter sind im Unternehmen beschäftigt. Viele bleiben über Jahre, weil sie hier ernst genommen werden und Verantwortung übernehmen können.

Rückgrat des Unternehmens

Die Lehre spielt dabei eine Schlüsselrolle. Mehr als 100 Jugendliche wurden in den vergangenen 50 Jahren ausgebildet. Derzeit sind es drei – zwei Maler- und Beschichtungstechniker sowie ein Werbetechniker. Jeder von ihnen wichtig für die Zukunft. „Wir können unsere Qualität nur halten, wenn wir selbst ausbilden. Gute und motivierte Mitarbeiter sind gerade bei unseren anspruchsvollen Privatkunden das Rückgrat des Unternehmens“, betont Jager. Der demografische Wandel und natürliche Abgänge machen Nachwuchs zu einer Frage des Weiterbestehens. Dennoch, so der Unternehmer, brauche es Maßnahmen auf politischer Ebene. „Handwerk muss wieder lukrativ werden – sonst verlieren wir unsere Fachkräfte“, meint er nachdenklich und schaut auf sein Lehrling-Ausbilderduo. Samuel setzt erneut an der Kante an. Der Strich sitzt. Gaiswinkler nickt – knapp, zufrieden. Ein unscheinbarer Moment, der zeigt, worum es bei Jager letztlich geht: Menschen zu finden, die bleiben, weil sie hier wachsen können.
www.bz-bau.at 
www.mbit.at
www.jager.at

Hinweis
Initiativen im Bildungsbereich

Schnupper- und Ferialpraktikakarte:  Die WKNÖ bietet auf der Website lehre-respekt.at einen Überblick aller Unternehmen in NÖ, die Jugendlichen die Möglichkeit zum Schnuppern sowie Ferial- und Praktikaplätze anbieten.

Lehrlings-Speeddating: Die WKNÖ-Bezirksstellen bieten nach dem Motto „In 10 Minuten zum Traumjob“ ein strukturiertes Kennenlernen zwischen potenziellen Lehrlingen und Betrieben an – match2find.work

Lehre? Respekt! on Tour: Seit 15 Jahren sind Promotoren – auch aus der unternehmerischen Praxis – in den NÖ Mittelschulen, den Allgemeinen Sonderschulen und den Polytechnischen Schulen unterwegs. Zukünftig soll das Programm auch auf die AHS und die HAK ausgeweitet werden.

Let’s Walz (WKNÖ und AK NÖ): Lehrlinge aus NÖ Betrieben können vier Wochen im Ausland in ihrem Beruf arbeiten.

NÖ Talente Check (Land NÖ und WKNÖ): Ziel ist die optimale Unterstützung von Schüler:innen, Erziehungsberechtigten und Lehrer:innen bei der beruflichen Orientierung und der Suche nach dem passenden Bildungsweg.
www.lehre-respekt.at