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© zVg

Der Geschmack von Daheim

Als politischer Flüchtling kam Taha El Hamid nach Scheibbs. Was als selbst-gemachter Käse für die Familie begann, entwickelte sich zum eigenen Betrieb.

Lesedauer: 1 Minute

Aktualisiert am 27.05.2025

„Ich habe hier nicht nur eine neue Heimat gefunden, sondern auch eine neue Leidenschaft“, sagt Taha El Hamid, lächelt und gießt behutsam die frische Milch in einen großen Kessel. Der Inhaber der gleichnamigen Käserei in Scheibbs stammt aus Rojava im Norden Syriens, war politischer Gefangener und kämpfte gegen das Assad-Regime. „Nach Ausbruch des Krieges sah ich mich gezwungen, mit meiner Familie nach Europa zu fliehen“, erzählt er weiter. Seine Flucht führte ihn über Wien und das Erstaufnahmezentrum Traiskirchen  nach Puchenstuben – später ließ sich die Familie in Scheibbs nieder. Die Anpassung war nicht einfach, aber sie glückte: Seine vier Kinder haben alle die Matura bestanden, zwei von ihnen studieren an der Technischen Universität Wien. Auch seine Frau fand beruflich Anschluss: Sie ließ sich zur Altenpflegerin ausbilden.

Käse fester Bestandteil der kurdischen Esskultur

Die Idee zur Käseherstellung entstand aus dem Alltag heraus. „Hausgemachter Käse ist ein fester Bestandteil der kurdischen und syrischen Esskultur“, erklärt El Hamid, dessen Abschluss in Radiologie hier nicht direkt anerkannt wurde. Was als Geschenk für seine studierenden Töchter begann, entwickelte sich rasch zu einem kleinen Geschäft namens „Jibn Baladi“ – Frischer Landkäse. Die Nachfrage stieg, und bald war die eigene Käserei Realität. „Es war nicht leicht, aber heute bin ich auf dem richtigen Weg – meine Verkäufe steigen stetig. Ich verkaufe rund zwei Tonnen pro Monat.“ Seine Produkte sind besonders in der kurdischen und syrischen Community gefragt, vor allem in Wien, Linz, Salzburg und Graz.  „Mein Unternehmen ist wie ein Kind, das inzwischen auf eigenen Beinen steht“, sagt er stolz, während er die verpackten Produkte schlichtet. Was ihm besonders wichtig ist: seine Geschichte weiterzugeben. „Ich erzähle meinen Kunden, wie wir uns integriert haben – trotz Krieg, Flucht und Traumata. Ich möchte andere ermutigen, eigene Projekte zu starten.“ Integration gelinge nur durch Eigeninitiative, Bildung und gegenseitige Offenheit – aber auch durch den Abbau bürokratischer Hürden. Sein Ziel? „Mehr Menschen beschäftigen und ganz Österreich mit meinem Käse beliefern.“
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