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Michael und Isabella Funk
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Nachfolger Isabella und Michael Funk

Nach der Übernahme des elterlichen Lokals „Chattanooga“ in Wien haben Isabella und Michael Funk in Gumpoldskirchen ein zweites großes Gastro-Projekt gestartet.

Lesedauer: 3 Minuten

Aktualisiert am 18.08.2025
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Junge Wirtschaft NÖ: Wie habt ihr euren Nachfolgebetrieb gefunden?

Isabella Funk: Mein Bruder Michael und ich haben den ersten Betrieb – das Chattanooga am Wiener Graben – vor über zehn Jahren gemeinsam von unseren Eltern übernommen. Vor etwa eineinhalb Jahren haben wir den Richardhof in Gumpoldskirchen zusätzlich übernommen. Der stand schon schon länger leer und war in einen Dornröschenschlaf gefallen. In die Gastronomie sind wir wortwörtlich hineingeboren. Und es wäre schade gewesen, wenn wir das Lokal im ersten Wiener Bezirk nicht übernommen hätten. Wir haben auch unsere schulische Laufbahn danach ausgerichtet. Es ist eine Sache, etwas zu übernehmen. Für uns ist es wirklich etwas Besonderes, das Unternehmen unseres Vaters weiterzuführen. Aber ein neues Projekt, bei dem man sich komplett selbst verwirklichen kann – das ist eine andere Sache. Und das machen wir jetzt mit dem Richardhof. Der bestehende Betrieb läuft gut, hat seine Strukturen und es funktioniert. Den neuen Betrieb muss man von der Pike auf neu gestalten.

Was hat euch motiviert, den Betrieb zu übernehmen? Gab es einen besonderen Moment oder eine Person, die euch inspiriert hat?

Wir haben das schon in die Wiege gelegt bekommen. Zu übernehmen, war für uns immer schon klar. Das ist wie Zähne putzen, man macht das einfach. Unsere Eltern haben uns da auch wahnsinnig inspiriert, und auch, dass wir einen sehr familiären Umgang in den Betrieben haben.

Wie habt ihr euch auf die Übernahme des Unternehmens vorbereitet?

Wir sind beide in Schulen gegangen, um uns auch theoretisch auf den eigenen Gastrobetrieb vorzubereiten. Mein Bruder ist mit 17 Jahren schon sehr schnell eingestiegen. Mein Vater hat ihn gleich in den Betrieb geholt und ihm alles gezeigt. Das war notwendig, weil er schon sehr alt und eigentlich in Pension war. Ich hatte etwas mehr Zeit und konnte die fünfjährige Schule fertig machen und Erfahrungen in anderen Betrieben sammeln. Eine Zeit lang haben wir noch gemeinsam mit unserem Vater gearbeitet, dann hat er sich zurückgezogen. Jetzt profitieren wir beide: Mein Bruder kennt alles in und auswendig, und ich bringe die Expertise aus anderen Betrieben mit. Das ist ein guter Austausch.

Was war der größte Unterschied zwischen euren Erwartungen und der Realität der Betriebsübernahme?

Dass man schon selbst und ständig arbeitet – das war nicht die große Überraschung für uns. Aber natürlich gibt es ab und zu Herausforderungen. Da waren wir sicher behüteter, als unser Vater noch da war. Mitarbeiterprobleme zum Beispiel, Betrug oder wenn das Geschäft einmal nicht so läuft, wie man es sich vorstellt. 

Wo habt ihr Unterstützung gesucht und welche Hilfestellung habt ihr während des Übernahmeprozesses erhalten?

Das weiß ich gar nicht mehr so genau. Die Übergabe wurde bei uns am Familientisch besprochen. Wir wurden da hineingeboren und jeder hat automatisch seine Aufgaben übernommen. Erst nach der Übernahme haben wir ein sehr interessantes Führungskräfteseminar gemacht. Danach haben wir unsere Aufgaben noch genauer aufgeschlüsselt und aufgeteilt. 

Wie hat euch das bereits bestehende, langjährige Verhältnis zu eurem Team bei der Betriebsübernahme geholfen?

Unser längst dienender Mitarbeiter war 40 Jahre im Betrieb, er ist jetzt erst vor Kurzem in Pension gegangen. Wir haben aber mehrere Mitarbeiter, die schon seit über 20 Jahren bei uns sind. Sie wurden noch von unserem Vater eingeschult. Zu vielen Mitarbeitern haben wir auch ein sehr familiäres Verhältnis. Das ist auch unser Credo: Wir verbringen mehr Zeit im Betrieb als mit den Familien zuhause. Daher muss man den Betrieb familiär gestalten. Denn wenn man sich im Betrieb nicht zuhause fühlt, dann macht das Arbeiten auch keinen Spaß.

Welche Veränderungen habt ihr nach der Übernahme im Unternehmen eingeführt?

In der Mitarbeiter-Struktur hat sich sicher einiges verändert. Mein Vater war mehr noch ein Patriarch, eigentlich recht spannend. Dieser Führungsstil wäre heute nicht mehr möglich. Ich glaube auch nicht, dass das funktioniert hätte, wenn ich das probiert hätte. Mein Bruder ist recht technik-affin, in dem Bereich hat er viele Veränderungen miteingebracht: Wir haben das Kassensystem modernisiert, den Einkauf und alles auf den neuesten Stand gebracht. Vor unserer Übernahme haben wir alles noch auf Zetterl geschrieben, das war allgemein eine Phase der Veränderung in der Gastronomie.

Junge Leute, die an eine Betriebsnachfolge denken, … 

... sollten die Übernahme richtig vorbereiten, Geduld mit den Übergebern haben und sich die Freiheit zu nehmen, eigene Fehler zu machen.

Eine Betriebsnachfolge ist (k)ein gemachtes Nest, weil ... 

...  die vorherige Generation etwas Großes aufgebaut hat und man in große Fußstapfen tritt. Oft ist es sogar schwieriger, dem gerecht zu werden, als völlig neu zu gründen. Man muss seinen eigenen Weg finden, man kann nicht einfach nur übernehmen.

www.richardhof-gastwirtschaft.at