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Johanna Pscheid
© Matthias Streibel

Johanna Pscheid

Mit Mut, Gespür und klarer Vision hat Johanna Pscheid das Kremser Traditionsgeschäft Woracziczky in einen modernen Conceptstore verwandelt.

Lesedauer: 4 Minuten

Aktualisiert am 18.08.2025
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© WKNÖ

Junge Wirtschaft NÖ: Wie hast du deinen Nachfolgebetrieb gefunden? Johanna Pscheid:

Eigentlich habe ich den Betrieb gar nicht aktiv gesucht – der Zeitpunkt hat einfach für alle perfekt gepasst. Ich wollte nach der Karenz wieder ins Berufsleben einsteigen und etwas Neues machen. Mein Stiefvater war bereit für die Pension und meine Mutter hatte, genauso wie ich, Lust auf Neues. Und gleichzeitig hat mich schon lange der Gedanke fasziniert, einmal einen Conceptstore in Richtung skandinavisches Design zu führen. Als sich dann die Möglichkeit ergeben hat, das Worazcizcky am Pfarrplatz 3 in Krems zu übernehmen, war für mich klar: „It’s time for a takeover“ – Woracziczky wird neu!

Was hat dich motiviert, den Betrieb zu übernehmen? Gab es einen besonderen Moment oder eine Person, die dich inspiriert hat?

Der stärkste Antrieb war für mich der Wunsch, endlich etwas ganz Eigenes zu machen. Etwas, das wirklich meine Handschrift trägt – vom Sortiment über die Atmosphäre bis hin zum gesamten Markenauftritt. Ich wollte keinen klassischen Job, sondern einen Raum, den ich selbst gestalten, weiterentwickeln und mit meinen Ideen füllen kann.

Inspiriert haben mich dabei besonders die kleinen, individuellen Conceptstores, die ich auf meinen Reisen in den Norden entdeckt habe. Dieses Gefühl von Klarheit, Design und Wohnlichkeit hat mich immer begeistert, und ich wollte genau diese Art von zeitgemäßem, hochwertigem Store nach Krems bringen – für die jüngere Generation, aber auch für alle, die junggeblieben sind und Freude an schönen Dingen haben.

Kurz gesagt: Ich wollte nicht nur einen Betrieb übernehmen – ich wollte einen Ort schaffen, der wirklich meins ist.

Wie hast du dich auf die Übernahme des Unternehmens vorbereitet?

Eigentlich hat meine Vorbereitung schon lange vor der offiziellen Übernahme begonnen. Etwa ein Jahr vorher habe ich im damaligen Woracziczky – noch deutlich mehr Café als Conceptstore – mitgearbeitet und den Alltag im Betrieb von innen kennengelernt. Parallel dazu war ich mit meiner Mutter auf internationalen Interior & Design-Messen unterwegs, habe neue Labels gesucht, das Sortiment immer mehr mitgestaltet und im Kopf schon am „neuen Woracziczky“ gefeilt.

Nach und nach sind dann die ersten konkreten Pläne für die Neugestaltung als Conceptstore entstanden – vom Sortiment bis zur Raumgestaltung. Als die Übernahme dann offiziell war, hat es sich weniger wie ein Sprung ins kalte Wasser angefühlt und mehr wie der nächste logische Schritt: Der Conceptstore stand gedanklich ja schon.

Was war der größte Unterschied zwischen deinen Erwartungen und der Realität der Betriebsübernahme?

Der größte Unterschied war für mich zu erleben, wie stark Menschen an Gewohnheiten hängen – Kund:innen wie auch ein bestehendes Umfeld. Man kann nicht einfach einen Schalter umlegen und alles ist plötzlich neu. Veränderung braucht Zeit. Sie muss klar sein, klar kommuniziert werden und Schritt für Schritt umgesetzt werden.

Ich habe schnell gemerkt: Eine Betriebsübernahme ist ein Prozess. Wenn man alles von heute auf morgen komplett umkrempeln möchte, müsste man eigentlich etwas völlig Neues eröffnen – mit neuem Namen, neuem Team und ganz anderer Ausrichtung.

Der spannende Teil liegt aber genau dazwischen: das Gewachsene zu respektieren und zugleich mutig und konsequent weiterzuentwickeln.

Wo hast du Unterstützung gesucht und welche Hilfestellung hast du während des Übernahmeprozesses erhalten?

Ich habe unglaublich viel recherchiert: Wie arbeiten andere Conceptstores? Welche Marken passen zu meiner Vision? Welche Konzepte funktionieren international gut? Diese Einblicke waren für mich eine große Inspirationsquelle.

Dazu kamen natürlich auch meine eigenen beruflichen Erfahrungen aus dem Vertrieb, dem Einzelhandel und dem Marketing – das hat mir geholfen, vieles strategisch einzuordnen und selbstbewusst Entscheidungen zu treffen. Externe Beratung habe ich punktuell genutzt, aber der größte Teil der Vorbereitung bestand aus viel Eigeninitiative, Vergleichen, Lernen und dem Mut, meinen eigenen Weg daraus zu formen.

Wie hast du das bestehende Team in den Übernahmeprozess eingebunden?

Meine Mutter und mein Stiefvater haben sich total gefreut, dass ich weitermachen wollte – aber das Loslassen war ein kleiner Prozess. Plötzlich hat jemand anderes das Ruder in der Hand, und Entscheidungen laufen jetzt anders. Ich musste zeigen: „Okay, ich übernehme jetzt die Richtung!“

Heute sind wir ein richtig eingespieltes Team: Jeder weiß, wo seine Stärken liegen, wir ziehen an einem Strang – so fühlt sich Teamarbeit an!

Welche Veränderungen habt ihr nach der Übernahme im Unternehmen eingeführt?

Eigentlich habe ich fast alles angepackt! Vom neuen Konzept, dem Sortiment über die Shop-Gestaltung bis hin zum Marketingauftritt – alles wurde auf den Prüfstand gestellt und neu gedacht. Auch die internen Systeme und Abläufe haben wir modernisiert, damit der Betrieb effizient läuft und für die Zukunft gerüstet ist.

Und ganz ehrlich: Ich habe schon jede Menge Pläne, wie wir den Conceptstore weiterentwickeln können – neue Marken, frische Ideen, kleine Überraschungen. Es bleibt also spannend!

Junge Leute, die an eine Betriebsnachfolge denken, … 

... sollten die Potenziale des Bestehenden erkennen und nutzen, aber gleichzeitig ihren eigenen Weg gehen. Es geht darum, eigene Ideen umzusetzen, den Zeitgeist zu verstehen und den Betrieb so weiterzuentwickeln, dass er frisch und zukunftsfähig bleibt.

Eine Betriebsnachfolge ist kein gemachtes Nest, weil ... 

...  man zwar auf Bestehendem aufbaut, aber alles eigene Verantwortung braucht. Der Prozess ist anspruchsvoll, manchmal richtig herausfordernd. Veränderung passiert Schritt für Schritt – wer sofort alles neu machen will, kann genauso gut unter einem eigenen Namen starten. Genau diese Mischung aus Bewahren und Gestalten macht eine Nachfolge spannend.

Mehr Einblicke in den Skandinavischen Conceptstore gibt es auf Instagram unter @woracziczky