Nachfolger Johannes und Michael Neubauer
Johannes und Michael Neubauer führen die Holz Neubauer GmbH in Pulkau in vierter Generation. Das Erfolgsrezept der Brüder? Zusammenhalt, Innovation und Tradition.
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Junge Wirtschaft NÖ: Wie habt ihr euren Nachfolgebetrieb gefunden?
Johannes und Michael Neubauer: Wir mussten unseren Betrieb weder suchen, noch finden. Unser Vater hat damals den Betrieb von unserem Großvater übernommen und führte ihn bis zum letzten Jahr in dritter Generation. Als wir Kinder waren, durften wir unseren Vater regelmäßig in die Firma begleiten. Diese Zeit hat uns wahrscheinlich schon im Kindesalter geprägt. Die unbegrenzte Vielseitigkeit am Werkstoff Holz lässt sich unserer Meinung nach mit keinem anderen Werkstoff aus der Natur vergleichen. Die Arbeit beginnt im Wald bei der Rundholzübernahme, danach folgen eine Vielzahl von Arbeitsschritten in unserer Produktion, bis unser Kunde das gewünschte Produkt erhält. Wenn man dann das Endprodukt sieht, erfüllt einen das mit Stolz. Dadurch, dass wir das von klein auf erleben durften, wussten wir beide recht früh, dass wir diesen Betrieb fortführen wollen.
Was hat euch motiviert, den Betrieb zu übernehmen? Gab es einen besonderen Moment oder eine Person, die euch inspiriert hat?
Wir hatten das Glück, dass uns der Betrieb nicht auferlegt wurde, sondern wir uns aus eigenem Interesse dafür entschieden haben. Und das ist unserer Meinung nach der größte Motivator, eigene Wege gehen zu können. Nachdem die schulische Ausbildung abgeschlossen war, begannen wir beide in der Produktion zu arbeiten und bekamen sehr rasch die Chance, unser erlerntes Wissen umzusetzen. Wir bekamen von Anfang an Verantwortung zugesprochen, aber konnten uns trotzdem weiterhin Hilfe bei unserem Vater holen. Wir wussten beide damit umzugehen, und haben uns so Schritt für Schritt immer mehr zur Selbstständigkeit vorgetastet.
Dadurch dass wir zu zweit sind, fällt uns die Motivation umso leichter. Wir arbeiten täglich zusammen und sind aufeinander angewiesen. Dies bringt oft mit sich, dass einer den anderen pusht, damit es weitergeht. Wahrscheinlich gibt uns der geringe Altersunterschied von drei Jahren noch extra Schub, dass wir in den oft zu ernsten Alltag mit etwas Sarkasmus und Humor gehen. Aber um auf die Frage zurückzukommen, was uns motiviert, dann höchstwahrscheinlich wir beide uns gegenseitig!
Wie habt ihr euch auf die Übernahme des Unternehmens vorbereitet?
Ein Handbuch für Betriebsübernahmen gibt es nicht. Es ist ein Lernprozess, in den ständig neue Situationen und Aufgaben hinzukommen, und man dann dazu bereit sein muss, sich mit dem Thema zu befassen, Lösungen zu finden, aber man sich auch mit Konsequenzen abfinden muss. Wir haben die letzten Jahre mit den vielen Krisen sehr viel mitgemacht und viel daraus gelernt. Aber unserer Meinung nach lernt man nie aus, und man kann sich nur bedingt darauf vorbereiten. Man sollte es einfach auf einen zukommen lassen.
Was war der größte Unterschied zwischen euren Erwartungen und der Realität der Betriebsübernahme?
Wahrscheinlich die Bürokratie! Die Büroarbeit nimmt immer mehr Überhand und anstatt, dass wir uns auf die eigentliche Arbeit in der Produktion konzentrieren, mit welcher wir groß geworden sind, und welche unseren Betrieb erfolgreich macht, verbringen wir immer mehr Zeit mit Arbeiten, die unserem Unternehmen keinen Nutzen bringen, sondern nur Geld kosten. Wir sollten uns ernsthaft Gedanken machen, wer in einigen Jahren das Handwerk von heute weiterführen wird, wenn wir immer mehr auf Bürokratie setzen.
Wo habt ihr Unterstützung gesucht und welche Hilfestellung habt ihr während des Übernahmeprozesses erhalten?
Unser Vater ist unser größter Unterstützer. Auch wenn er im wohlverdienten Ruhestand ist, können wir uns jederzeit Rat holen, oder er sagt uns einfach seine Meinung. Wir pflegen mit all unseren Partnern, von den Lieferanten bis zu den Kunden und sonstigen Firmen, ein sehr freundschaftliches Verhältnis. Diese Beziehungen bestehen teilweise bereits Jahrzehnte, und einige dieser Personen kennen uns noch als Kinder. Das macht uns die Arbeit um einiges leichter. Wenn wir Fragen haben, dann fragen wir einfach, und bekommen eine ehrliche Antwort.
Aber am wichtigsten ist unsere gegenseitige Unterstützung. Wir haben das Glück, dass sich unsere Arbeitsteilung großteils von selbst regelt. Und wenn einmal eine Aufgabe kommt, die der andere besser kann, dann unterstützen wir uns gegenseitig.
Wie hat euch das bereits bestehende, langjährige Verhältnis zu eurem Team bei der Betriebsübernahme geholfen?
Dadurch, dass wir beide seit langem ein fixer Bestandteil in der Produktion sind, haben wir zu unserem Team ein sehr gutes Verhältnis, bei dem der Humor nicht zu kurz kommen darf. Seit Beginn an arbeiten wir auf selber Augenhöhe zusammen, was die Zusammenarbeit sehr erleichtert. Da dieser Prozess bereits über Jahre geht, gab es keine Veränderungen und wir konnten in gewohnter Weise alle unserer Arbeit nachgehen.
Welche Veränderungen habt ihr nach der Übernahme im Unternehmen eingeführt?
Unsere Produkte können nur eingeschränkt automatisiert produziert werden, weswegen wir stark auf Handarbeit setzen. Aus diesem Grund hat es in der Produktion wenig Änderungen gegeben. Den größten Einschnitt haben wir wahrscheinlich in der Administration gemacht: Um Kosten zu senken, haben wir hier einen großen Schritt in Richtung Digitalisierung gemacht. Es wurden die Warenwirtschaft neu aufgestellt und Abläufe automatisiert. Natürlich halten wir immer die Augen nach neuen Innovationen in der Wertholzbranche offen, um am Ball zu bleiben und mit der Zeit zu gehen. Aber unser Großvater und unser Vater haben damals schon mit Verstand einen Produktionsablauf geschaffen, der sehr durchdacht ist.
Junge Leute, die an eine Betriebsnachfolge denken, …
... sollten dies einfach tun. Zu viel nachdenken verursacht Kopfschmerzen. Wenn man sich dazu berufen fühlt, dann sollte man es tun. Natürlich gibt es Hochs und Tiefs, aber aus diesen Situationen lernt man und wird besser. Wir haben bereits Erlebnisse gehabt, welche man höchstwahrscheinlich in der „normalen“ Arbeitswelt nicht erleben wird - und genau diese Momente machen es aus.
Eine Betriebsnachfolge ist (k)ein gemachtes Nest, weil ...
... es oft anders kommt, als man glaubt. Der Sänger Clueso singt in einem seiner Songs „wenn‘s von selbst läuft, geht‘s meistens bergab“. Wenn man Erfolg haben will, muss man mit etwas Disziplin am Ball bleiben. Auch wenn die Auftragsbücher voll sind, oder aktuell alles problemlos läuft, muss man trotzdem die Augen offenhalten. Das Unternehmertum muss man sich wie einen Eisberg vorstellen. Der Großteil des Eisbergs ist nicht zu sehen, lediglich die Spitze ragt aus dem Wasser, und das spiegelt die Arbeit eines Unternehmers wider. Dem muss man sich durchaus bewusst sein!